Was hat Gott mit mir vor? Diese Frage werden sich sicher viele von uns schon gestellt haben, vielleicht auch Johannes Ciudad, der am 8. März 1495 in Portugal geboren wurde. Sein Leben war durchaus bewegt und ereignisreich. Schon mit acht Jahren verließ er sein Elternhaus Richtung Toledo in Spanien. Die Gründe für diesen frühen Weggang sind unklar; einige Quellen berichten davon, dass er entführt worden sei, andere sprechen von einem freiwilligen Fortgang. Die folgenden 26 Jahre lebte er im Hause des Grafen Oropesa, anfangs als einfacher Arbeiter und später als Verwalter. Johannes hätte hier die Gelegenheit gehabt, die Tochter des Grafen zu heiraten und das Gut zu übernehmen – doch Heirat kam für ihn nicht in Frage. So zog er weiter und schloss sich der Armee Karls des V. an. Er lernte die grausame Zeit des Krieges kennen, wurde selbst verletzt und sogar verdächtigt, die Kriegsbeute veruntreut zu haben. Nur knapp entkam er dem Tod. Als Soldat kam er weit herum: Barcelona, Genua und Wien hießen die Stationen. Erfüllung fand er während dieser Zeit nicht und so landete er über Umwege in Granada, wo er sich als Buchhändler niederließ.
Die Frage, was Gott von ihm wolle, wurde am 20. Januar 1539 – er war da schon 44 Jahre alt – brandaktuell. An diesem Tag hörte er eine Predigt von Johannes von Avila. Diese Worte berührten ihn so sehr, dass er sein Leben grundlegend änderte. Er verschenkte seinen gesamten Besitz und kümmerte sich nun um die Kranken der Stadt. Anfangs versorgte er die Menschen unter einem Torbogen, dann gründete er sein erstes Krankenhaus. Seine Pflege war hochmodern: Er nahm sich auch den Geisteskranken an, trennte die Patienten nach Krankheiten und organisierte für jeden ein eigenes Bett. Später kümmerte er sich zusätzlich um die Obdachlosen, ausgesetzte Kinder und Prostituierte. 1547 konnte er sein zweites Krankenhaus mit 100 Betten eröffnen. Zu Beginn seiner Tätigkeit erntete er noch Spott, aber der Kreis der Gönner und Unterstützer wuchs mehr und mehr. Er sammelte Spenden und Essen für die Kranken und bekam vom Adel und Klerus breite Unterstützung. Seinen Beinamen bekam er vom Bischof von Tuy, der über ihn sagte: Wem so ein Werk gelingt, der müsse von Gott berufen sein.
Johannes von Gott wurde nie zum Priester geweiht. Er lebte in seinen letzten Lebensjahren so intensiv aus dem Glauben, dass er seine Lebenskraft ganz der Pflege der Kranken und Armen widmete. Genau in diesem Punkt liegt die Aktualität von Johannes von Gott: Die intensive Verbindung einer tiefen Frömmigkeit und das unermüdliche Handeln für den Nächsten. Beides gehört zu unserem Christsein dazu. Johannes von Gott hat uns dies vorgelebt.
Kurzinformationen
Patron: der Krankenhäuser und Buchhändler
Symbol und Darstellung: Johannes mit Körben und Töpfen
Gedenktag: 8. März
Gregor Matthey, Diakon
Foto: Von Woodquarter - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3134710