St. Bonifatius Wiesbaden

Dreifaltigkeit

Ansprechpartnerinnen

Barrierefreiheit

  • Die Kirche ist über den Eingang „Rückertstraße“ barrierefrei zugänglich.

Anschrift

Frauenlobstraße 5
65187 Wiesbaden

Pfarrbüro

Katholische Pfarrei St. Bonifatius Wiesbaden
Kirchort Dreifaltigkeit

Bitte wenden Sie sich an das Zentrale Pfarrbüro während der Sanierung des Piushauses.

Gutenbergstraße 6
65187 Wiesbaden

Dienstag und Donnerstag, 9:30-11:30 Uhr

Dreifaltigkeitskirche.

Erreichbarkeit

Sie erreichen Dreifaltigkeit mit sehr vielen Buslinien, Haltestellen Fischerstraße, Scheffelstraße, Schenkendorfstraße und Landeshaus.

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Die Dreifaltigkeitskirche

Die Dreifaltigkeitskirche zwischen Frauenlob- und Rückertstraße ist neben ihrem Gegenstück, der evangelischen Lutherkirche, eines der Wahrzeichen des Wiesbadener Dichterviertels am Rande der südlichen Innenstadt. 1912 geweiht und nach dem zweiten vatikanischen Konzil sowie 2003 im Innenraum neu gestaltet, ist sie als neugotische Hallenkirche mit den charakteristischen vier Kirchtürmen konzipiert.

„Wahrhaftig, das ist ein herrlicher Ort, die Pforte des Himmels“
— Genesis 28,17

Bereits beim Eintritt in die Kirche wird der Name zum Programm: Eine Darstellung der Dreifaltigkeit heißt den durch das Hauptportal Eintretenden willkommen. Sie überhöht eine Versammlung heiliger Gestalten: In einer Achse mit der Trinität ist die Muttergottes angeordnet, die fürbittend für die Menschheit ihre Hände zum Gebet erhoben hat. Zu ihrer rechten Seite sieht man den Hl. Bonifatius mit dem von einem Schwert durchstochenen Evangelium, die Hl. Katharina mit zerbrochenem Rad, den Anführer der Thebäischen Legion und Patron der ersten Wiesbadener Kirche, St. Mauritius, und die Hl. Elisabeth mit einem Rosenkorb. Zur Linken Mariens schließen sich der Hl. Hrabanus Maurus, der ehemalige Erzbischof von Mainz, der geharnischte Drachenkämpfer St. Georg als Diözesanpatron, die Hl. Hildegard und der Hl. Ferrutius als Patron des Klosters Bleidenstadt an. Das Relief wurde von dem Münchner Bildhauer August Weckbecker im Jahre 1911 ausgeführt.

Orgelempore der Dreifaltigkeitskirche Wiesbaden.

Der Architekt der Dreifaltigkeitskirche war der Mainzer Dombaumeister Prof. Ludwig Becker, der 1855 als Sohn des gleichnamigen Werkmeisters und Dombaukontrolleurs in Köln geboren wurde. 317 Sakralbauten soll er entworfen, erweitert oder restauriert haben. Zu seinen Arbeiten gehören beispielsweise der „Rheinhessendom“ in Gonsenheim und die Herz-Jesu-Kirche in Koblenz. Selbst in Chicago hatte sich der Architekt mit der Martinskirche einen Namen gemacht, zudem wurde sein Entwurf für die Wiederherstellung der Westfassade des Mailänder Doms preisgekrönt. Sein besonderes Interesse galt den Momenten des Übergangs zwischen zwei Stilen. Im Sinne eines „Späthistorismus“ griff er historische Formen auf und kombinierte diese neu, er betrachtete die „Stilmischung“ als Versuch, über die sklavische Kopie historischer Vorbilder hinauszugelangen. Seine Entwürfe für die in frühgotischer Formensprache zu errichtende Kirche, diesen Stil favorisierte der Kirchenvorstand, fanden jedoch in Limburg wenig Anklang. Bemängelt wurden unter anderem die Anbauten von Pfarr- und Küsterhaus an der Südflanke der dreischiffigen Basilika, die zu geringe Kapazität des Gotteshauses und das geplante Aussehen des Chores.

In Anlehnung an die frühe Gotik bestimmen noch kubische Baukörper das äußere Erscheinungsbild der Dreifaltigkeitskirche, deren turmreiche Silhouette sich je nach Wahl des Standortes zu malerischen Ansichten verschiebt. An Stelle des von Becker geplanten einzelnen großen Westturms tritt die klassische Lösung einer Zweiturmfassade. Während die Westtürme 38 m messen, erreichen die Chorflankentürme eine Höhe von 65 m. Gleich einem „Point de vue“ schließen sie die Sichtachse vom Ring durch die Schenkendorfstraße ab. Schlichtes Strebepfeilerwerk ohne Fialen stützt die Kreuzrippengewölbe des Innern. Der Bau ist in grauem Sandstein ausgeführt.

Als die Pfarrkirche nach nur zweijähriger Bauzeit am 29. September 1912 eingeweiht wurde, fehlte noch ein Großteil der Innenausstattung. In dem ehemals als Taufkapelle genutzten nördlichen Turmjoch stand der Antoniusaltar, von dem heute noch die geschnitzte Figur des Heiligen herrührt. Ihm gegenüber lädt ein Vesperbild zum Mitleiden mit Christus und seiner Mutter ein. Aus der Werkstatt der Bildhauerfamilie Steinlein aus Eltville stammen auch die Figuren der vier Evangelisten und der vier lateinischen Kirchenväter, die über das Kirchenschiff wachen. Umringten diese 2,50 m großen Lindenholzskulpturen einst den Chor, stehen sie seit Mitte der 60er Jahre an ihren heutigen Standorten. An der nördlichen Hochschiffswand sind der Hl. Augustinus, die Evangelisten Markus und Matthäus sowie der Hl. Ambrosius zu sehen. An der gegenüberliegenden Epistelseite stehen, ebenfalls von West nach Ost betrachtet, der Hl. Hieronymus, der Hl. Johannes, der Hl. Lukas und Papst Gregor der Große.

Ein monumentales geschnitztes Triumphkreuz schwebt über dem am 15. Juni 2003 geweihten Altar. Die Gestaltung der neuen, in den Gemeinderaum gerückten Altarinsel erfolgte durch die Münchener Firma Elsässer. Von dem ersten, ursprünglich als Provisorium gedachten Hochaltar des Jahres 1919 stammen die vier Bildtafeln, die jetzt im Chor ausgestellt sind. Der Altaraufsatz wies ehemals in seiner Mitte eine Darstellung der Dreifaltigkeit auf. Die sich darunter befindende Tabernakeltür trug ein Bild des Weihnachtsgeschehens. Die beiden unmittelbar anschließenden Bildtafeln zeigen ikonengleich ganzfigurige Heiligengestalten vor Goldgrund: Rechts erscheinen der Hl. Bonifatius, die Hl. Hildegard und St. Georg, linker Hand sind die Heiligen Mauritius, Elisabeth und Heinrich II. zu sehen. Die Flügel tragen Brustbilder der zwölf Apostel.

Vor der südlichen Chorturmkapelle, wo ehemals der 1920 geschaffene, heute verlorene Herz-Jesu-Altar seinen Platz hatte, steht der Altaraufsatz des 1921 geweihten Notburga-Altars. Die Mitteltafel zeigt die Hl. Notburga als Patronin der Dienstmägde, der Arbeitsruhe und des Feierabends. Während sie mit ihrer rechten Hand eine Garbe hält, scheint ihre Linke eine Sichel zu fassen, die jedoch vielmehr über ihrer Hand schwebt. Der Legende nach geschah dieses Wunder, als der Bauer darauf bestand, daß sie mit dem Mähen fortfahren müsse, obschon es zur Vesper geläutet hatte. Die Sichel blieb wundersam in der Luft hängen, bis Notburg von Rattenberg sie nach der Andacht wieder zur Hand nahm. Zwei weibliche Gestalten rahmen die Heilige ein. Rechts erscheint die Hl. Zita, ein Dienstmädchen, das einem frierenden Bettler für die Dauer des Gottesdienstes den Pelzmantel ihrer Herrschaft lieh. Erst Stunden später kehrte der Bettler zurück und gab sich ihr als Christus zu erkennen. Ihr gegenüber steht die Märtyrerin Blandina von Lyon, welche in einem Netz gefangen einem wilden Stier vorgeworfen wurde. Auf den Flügeln ist zu sehen, wie Notburga die Kinder des Hauses beten lehrt und wie sie Almosen spendet. Der Altar stand ursprünglich im nördlichen Seitenschiff unter einem heute verlorenen Fenster mit Szenen aus der Vita der Heiligen.

Der vor der nördlichen Turmkapelle aufgestellte Muttergottes-Altar wurde 1965 durch eine moderne Marienfigur von der Hand Hans-Jakob Steinleins ergänzt. Jeweils drei weibliche und drei männliche Heilige sind zu Seiten der Muttergottes gestellt. Es handelt sich links um Wilhelm von Aquitanien, den Propheten Jesaja und Josef. Die Frauen sind als Anna, Elisabeth und Klara anzusprechen. Ein Reigen meisterhaft geschnitzter Engelsfiguren rahmt das Altarwerk wie ein eine Spitzenbordüre.

Erst 1925 erfolgte die Ausmalung der Kirche. Das Chorgewölbe trug einst eine Darstellung des Gnadenstuhls, flankiert von der Muttergottes und Johannes dem Täufer. Die Chorwände zeigten auf der linken Seite die Gregorsmesse, rechter Hand die Vertreibung der Sarazenen durch die Hl. Klara. Die Malereien des Vierungsgewölbes feierten die Schöpfung. Im Mittelschiff schwebten Engelspaare auf den Gewölbekappen. Jedes Seitenschiffjoch wurde zudem mit einem Himmel aus 112 gipsernen vergoldeten Blättern vor nachtblauem Grund überfangen.

Fenster in der Dreifaltigkeitskirche Wiesbaden.

Entsprechend der Liturgiereform des 2. Vatikanischen Konzils (1962-65) wurde der Innenraum des Gotteshauses ab 1964 umgestaltet. Den Veränderungen fielen nicht nur der Hochaltar, die Kommunionbänke und die Kanzel, sondern auch die originale Ausmalung der Kirche zum Opfer. Allein Fragmente blieben erhalten. So schmückt ein Bild der Einhornjagd bis heute die Brüstung der Orgelempore. 2003 konnte zudem die farbige Fassung des Gewölbeschlusssteins im Chor wieder freigelegt werden.

Kein Kirchenfenster hatte dem Druck der Bombendetonation in der Gutenbergschule in der Nacht vom 2. auf den 3.Februar 1945 standhalten können. Die in den Jahren 1950-52 geschaffenen Chorfenster des Marburger Künstlers Erhard Klonk orientieren sich an den Themen der ursprünglichen Verglasung. Von links nach rechts sieht der Betrachter die Verkündigung an Maria, Christi Geburt, die Taufe Jesu, der Lehr- und Taufauftrag Christi an die Apostel und das Pfingstwunder. Auch das südliche Marienfenster wurde durch Klonk gestaltet. Die Mitte dieses Fensters nimmt seit 2003 ein von der Wiesbadener Künstlerin Angelika Groth geschaffenes Bild der Muttergottes ein. Das ursprüngliche Fenster von 1917 trug eine Darstellung der Krönung Mariens und darunter die des Marientodes.

Dr. Simone Husemann