St. Bonifatius Wiesbaden

Heilige

Heiliger des Monats: Johannes, Sohn des Zebedäus

Gemeindebrief, Theologie SpiritualitätPhilippe Jaeck

In dieser Rubrik wird jeden Monat Heiliger des Monats vorgestellt. Die katholische Kirche verehrt über 6600 Heilige und Selige. Einige sind sehr populär, viele jedoch weithin unbekannt. Die Heiligen werden als unsere Fürsprecher bei Gott angesehen. Daher lohnt es sich, sie immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.

Der Heilige des Monats in dieser Ausgabe ist vielen Kirchgängern bestens bekannt, weil er uns durch das gesamte Kirchenjahr begleitet. Johannes, der Sohn des Zebedäus, gehörte nicht nur zu den ersten Aposteln, sondern er wird auch als Lieblingsjünger Jesu bezeichnet. Es ist lohnenswert auf sein Leben als Jünger genauer zu schauen und vor allem seine Stationen mit Jesus zu beleuchten. Der Gedenktag von Johannes ist am 27. Dezember – so fällt er eigentlich für diese Ausgabe aus dem Raster. Trotzdem passt Johannes als Heiliger des Monats für diese Zeit sehr gut, da er vor allem zu Ostern eine wichtige Rolle einnimmt.

Johannes war zusammen mit seinem Bruder Jakobus dem Älteren Fischer am See Genezareth. Zusammen werden sie früh von Jesus zu Jüngern berufen. Sie waren mit Simon und Andreas die ersten Aposteln, die Jesus auf seinen Weg folgten. (Markus 1,16-20). Johannes war bei zwei bemerkenswerten Wundertaten Jesu anwesend. Zum einen als die Schwiegermutter des Petrus erkrankte und Jesus sie heilte (Markus 1,29-31) und zum anderen die Auferweckung der Tochter des Synagogenvorstehers Jairus.

Seine Tochter lag im Sterben und er bat Jesus, er möge sie heilen. Doch auf dem Weg zu seinem Haus ereilte ihnen schon die Botschaft, dass die Tochter verstorben sei. Doch Jesus antwortet nur: Sei ohne Furcht, glaube nur! Als sie in die Wohnung des Synagogenvorstehers kamen, erwacht die Tochter vom Schlaf und lebte. (Markus 5,21-43)

Johannes erfährt also schon früh die Kombination aus Glaube und Gottvertrauen in Verbindung mit Heilung und Auferstehung. Johannes ist auch bei der Verklärung Jesu anwesend, als Jesus mit ihnen auf einen Berg ging und er vor ihren Augen strahlend weiß wurde. Elia und Mose erschienen ihnen. Später erklärte Jesus seinen Jünger, er müsse von den Toten auferstehen. Die Verklärung des Herren deutete zu einer sehr frühen Wirkungszeit Jesu das Ostergeheimnis an. Die Jünger verstanden seine Worte zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber allein die Tatsache, dass sie dabei waren und schon eine Vorahnung über die kommenden Geschehnisse bekamen, zeigt den Stellenwert der Jünger an, insbesondere den von Johannes. (Markus 9,2-10)

Was ist über die Wesensart von Johannes bekannt? Leider sehr wenig. Anscheinend war er aufbrausend, denn er erhielt den Beinamen „Donnersohn“ (Markus 3,17). Durch seine bevorzugte Stellung unter den Jüngern wurden auch Ansprüche genährt. So bitten die beiden Brüder Jakobus und Johannes Jesus, dass sie in seinem Reich rechts und links neben ihn sitzen wollen. (Markus 10,37) Mit dieser Bitte verweist Jesus auch wieder auf sein Leiden und sein Weg hin und er fragt die beiden Jünger, ob sie diesen Weg auch gehen könnten. Sie bejahen die Frage – obwohl sie noch nicht wissen, was dieser Weg für sie bedeutet. Und sie sollten damit Recht behalten.

Die enge Bindung zwischen Jesus und Johannes zeigt sich besonders während der Passion. Es sind vier wesentliche Situationen, die Johannes während Jesu Leiden und Tod beiwohnte. Zum einen ist Johannes natürlich beim Letzten Abendmahl dabei. Sehr prominent sogar, denn auf einigen künstlerischen Bildern wird Johannes direkt neben Jesus abgebildet.

Johannes ist auch anwesend, als Jesus kurz vor seiner Auslieferung im Garten Getsemani voll Furcht und Angst zu Gott betet: „Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir!“ Doch seine Jünger, auch Johannes, werden von Jesus schlafend vorgefunden und nicht wachend und betend. (Markus 14,32-42). Doch dies hält Johannes nicht davon ab, weiter in Treue bei Jesus zu bleiben. So ist und bleibt Johannes bis in die Todesstunde bei Jesus: Er war der einzige Jünger, der das Leiden und den Tod seines Herren miterlebte. Noch am Kreuz sagt Jesus zu ihm: Frau, siehe dein Sohn und weiter zu Johannes: Siehe, deine Mutter! (Johannes 19,26-27) Aufgrund dieser Szene sind auf vielen Kreuzesdarstellungen auch Maria und Johannes abgebildet. Eine letzte Situation schließt den Kreis: Als Maria von Magdala am Ostersonntag sah, dass der Stein vom Grabe Jesu weggerollt war, lief sie zu Simon Petrus und Johannes und berichtete ihnen davon. Beide eilten zum Grab und sie sahen, dass der Leichnam nicht mehr da war. Als Johannes im Grab stand – so berichtet der Evangelist – sah und glaubte er. (Johannes 20,8).

Wenn wir in wenigen Wochen Ostern feiern, durchlaufen wir in der Karwoche all die Stationen, die Johannes miterlebt hat. Am Gründonnerstag das Letzte Abendmahl und die Übertragung der Eucharistiefeier an seine Jünger, am Karfreitag sein Leiden, das Ringen Jesu mit dem Tod und die letzten Stunden seines irdischen Lebens. Und natürlich das Osterereignis. „Das Grab ist leer, der Held erwacht“ werden wir singen – Johannes hat all dies als Zeuge erlebt und weitergegeben. Durch sein Wirken und sein Tatendrang hat er maßgeblich dazu beigetragen, dass das Christentum sich verbreiten konnte. Es macht Johannes äußerst sympathisch, wenn er immer wieder menschliche Züge zeigt. Sein Aufbrausen, das Anspruchsdenken oder auch das Nicht-Verstehen mancher Ereignisse wie die Verklärung des Herren zeigen: Jesus hat Menschen mit Schwächen und Fehlern berufen. Die Person Johannes zeigt uns aber heute auch deutlich: All das ist nur durch festen Glauben an den auferstanden Jesus Christus möglich. Er sah und glaubte. Tun wir es ihm nach.

Gedenktag

27. Dezember

Attribute

Johannes mit Adler, Kelch mit Schlange und Ölkessel

Patron

Winzer und Kerzenzieher

Diakon Gregor Mathey
Foto: Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3063060