Liebe Gemeinde,
im September begehen wir wieder die Feierlichkeiten zum Fest unseres Stadtpatrons, dem Heiligen Mauritius.
Können wir mit einem Heiligen aus dem 3. Jahrhundert in unserer modernen Welt überhaupt noch etwas anfangen?
Mauritius war Soldat, römischer Offizier, der sich weigerte, dem höchsten römischen Gott Opfer darzubringen, an der Verfolgung von Christen teilzunehmen und das Schwert gegen unschuldige Bürger zu erheben. Daraufhin wurde er selbst hingerichtet.
Er lebte und bezeugte seinen Glauben im Alltag. Inmitten einer heidnischen Umgebung trat er mannhaft, mutig und unerschrocken für ihn ein.
Verstecken wir unseren Glauben nicht allzu sehr im Privatbereich? Behandeln wir ihn nicht oft wie eine geheime Verschlusssache? Warum leben wir unseren Glauben nicht offensiver? Warum treten wir nicht entschiedener als Christen auf und geben Zeugnis von dem, was unsere Hoffnung ist? Ich finde, ein Stück des christlichen Selbstbewusstsein und damit auch missionarischen Bewusstsein, das dem hl. Mauritius zu eigen war, täte unseren Gemeinden und unserer Kirche heute, inmitten eines neuen Heidentums, in dem wir leben, gut. Schauen wir jetzt nicht auf die Amtsträger und die Hauptberuflichen in der Kirche. Mauritius war nicht Diakon, Priester oder Bischof. Er hatte einen ganz weltlichen Beruf. Und trotzdem hat er durch sein Wort, besonders aber auch durch sein überzeugtes Christenleben, andere auf den Glauben aufmerksam gemacht und zum Glauben hingeführt. Gott sucht auch heute Menschen, die von ihm sprechen und seine Botschaft weitersagen. Gott sucht auch heute Menschen, die ihre Trägheit, ihre Gleichgültigkeit und Menschenfurcht überwinden und seine Zeugen sind mit ihrem ganzen Leben. Gott braucht auch heute Menschen, die sich gesandt wissen, Zeugen der Wahrheit und Boten der Liebe zu sein, Salz der Erde und Licht der Welt. Mauritius hat seinen Glauben nicht verleugnet, sondern sich mutig und tapfer dazu bekannt. Er blieb standhaft und treu bis in den Tod.
Wer sind die Götter heute, denen die Menschen huldigen und Opfer bringen? Geld, Karriere, Profit, Prestige? Vielleicht aber auch Hedonismus, Beliebigkeit und das eigene Ego. Auch heute gilt nicht weniger wie zur Zeit des hl. Mauritius:
„Der Herr allein ist Gott. Und du sollst keine fremden Götter neben ihm haben.“
Das Leben des hl. Mauritius hat nichts an Aktualität eingebüßt.
Heute sein Fest feiern, heißt, sich berühren und durchdringen lassen vom Geist, der diesen Mann erfüllt hat. Es ist der Geist des Evangeliums. Es ist die Begeisterung für Jesus. Es ist die Leidenschaft für Gott und sein Reich.
Heute das Fest des hl Mauritius feiern, heißt, sich entzünden und anstecken lassen von der Gesinnung, die in ihm war, von der Einstellung, die ihn geprägt hat. Es ist die Gesinnung der Barmherzigkeit und der Liebe.
Heute das Fest des hl. Mauritius feiern, heißt, sich von der Glaubensstärke und dem Glaubensmut dieses Glaubenszeugen entflammen und anspornen zu lassen.
Christlicher Glaube hat sich seit den Tagen der Apostel und Märtyrer nicht ausgebreitet durch Leisetreterei, falsche Rücksichtnahme und scheue Zurückhaltung. Christsein mit Profil, missionarisch Kirche sein, setzt voraus, dass ich meinen Glauben nicht als „Ladenhüter“ begreife, sondern ihn als „Schatz“ erfahre, als einen Schatz, der es wert ist, weitergegeben und weitergesagt zu werden.
Brennt in meinem Herzen die Leidenschaft für Gott und sein Reich?
Gefragt sind Frauen und Männer in der Kirche, denen man – wie dem hl. Mauritius – anmerkt, dass sie erfüllt sind von Gottes Geist, erfüllt von einer heiligen Leidenschaft für Gott.
Gefragt sind Menschen, die Zeugnis geben von der Zuversicht, die sie trägt, vom Vertrauen, das sie prägt, von der Sehnsucht, die sie bewegt, von Gott, der zu uns steht und mit uns geht.
Gefragt sind Menschen, die auch heute aus jenem Geist der Stärke, der Standhaftigkeit und Treue leben, der den heiligen Mauritius auszeichnete.
So gesehen kann ich sehr viel mit einem Heiligen aus dem 3. Jahrhundert in unserer modernen Welt anfangen und auf seine Fürsprache beten:
Sporne uns an, ermutige uns, beseele uns, ganz bewusst, ganz wach, ganz intensiv und ebenso entschieden und konsequent wie du, ebenso mutig und tapfer wie du, ebenso standhaft und treu wie du mit Jesus unseren Weg zu gehen, den Weg des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.
Kaplan Sven Mertens
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