In den Wochen im März mussten wir gleich mehrfach die Erfahrung machen, wie uns das Coronavirus in den Kindertagesstätten treffen kann: vier Kitas (St. Elisabeth am 23. Februar, Heilige Familie am 8. März, St. Michael am 11. März und Maria Hilf am 12. März) mussten aufgrund von Coronainfektionen schließen. Jedesmal wegen eines Ausbruchs mit der britischen Variante. Aktuell sind 260 Kinder von 700 Familien und ebenfalls knapp 40 % der Mitarbeitenden in Quarantäne.
Die Kita St. Elisabeth traf es dabei besonders hart. Noch immer sind Mitarbeitende und Angehörige sehr schwer erkrankt. Für sie haben die Kinder, die seit dieser Woche wieder die Einrichtung besuchen, Bildergrüße gemalt – einen davon sehen Sie rechts. Wir hoffen, dass es den Erkrankten sehr bald wieder besser geht und sie bestmöglich wieder gesund werden. Einige Mitarbeitende haben nach wie vor (nach mehr als 3 Wochen) positive Testergebnisse und müssen weiter in Quarantäne bleiben. Unfassbar traurig macht es uns, dass zwei Angehörige sich angesteckt hatten und verstorben sind, andere sind ebenfalls sehr schwer erkrankt – wir sind in Gedanken und Gebeten bei den Familien und wünschen viel Kraft für diese schwere Zeit.
Wenn Fallzahlen plötzlich die Gesichter von lieben Kolleginnen und Kollegen bekommen, wenn das Leben von Menschen in Gefahr ist, mit denen man täglich auf der Arbeit viel Zeit verbringt, dann verändert das eine sowieso schon vorsichtige und respektvolle Haltung gegenüber den Gefahren des Virus. Dann spielt Angst und die große Sorge, wie wir die kommenden Wochen gut überstehen, eine große Rolle. So ist auch das Zurückkehren nach einer Coronainfektion in der Kita für die Mitarbeitende keine einfache Sache. Deshalb achten wir besonders sorgfältig auf Krankheitssymptome.
Es gibt aber auch gute Entwicklungen: Erzieherinnen und Erzieher sind auch aufgrund des Einsatzes unseres Bistums in der Impfreihenfolge nach vorne gerückt. Die Impfungen der Erziehenden in Wiesbaden haben Dank des schnellen Handelns unserer Stadt und der sehr guten Organisation der Abteilung Kindertagesstätten der Stadt Wiesbaden zügig begonnen. Doch immer wieder passiert Unerwartetes, wie z.B. der Impfstopp von AstraZeneca, was zu Verzögerungen auf dem Weg zu besseren und sichereren Arbeitsbedingungen für Mitarbeitende in den Kindertagesstätten führt. Die Impfungen werden nun wieder fortgesetzt, doch nicht jeder verträgt die Impfung problemlos. Einige Mitarbeitende sind danach einige Tage arbeitsunfähig und fallen aus, was wiederum zu einer schwächeren Besetzung Im Gruppendienst und zu Einschränkungen in den Öffnungszeiten führen kann.
Bis alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geimpft sind und den kompletten Schutz der Impfung haben, wird es Sommer werden. Bis dahin ist das Risiko einer Infektion (in nun doch fast voll besuchten Kitas und zu dieser noch kalten Jahreszeit) hoch – trotz Lüftungsfilter, regelmäßigem Lüften, Masken und erhöhter Desinfektionsmaßnahmen nach dem Hygieneplan. Das besonders herausfordernde an den neuen Ausbrüchen ist, dass momentan 75–80% aller in Deutschland gemeldeten Corona-Infektionen die britische Mutation aufweisen. Diese ist besonders ansteckend – schon ein kurzer, ohne FFP2-Maske erfolgter Kontakt genügt, um das Virus zu übertragen.
Wir als Träger habe uns deshalb entschieden, Antigen-Selbsttests in den Kitas einzusetzen, um die Chance zu erhöhen, das Virus früher aufzuspüren und schneller auf Verdachtsfälle reagieren zu können. Die Tests werden im Nasen-Vorhof eingesetzt, also nicht so tief, wie die bekannten Testungen. Ähnlich wie Sie es vielleicht von der Verwendung einer Nasensalbe kennen. Bezüglich der Umsetzung wäre es aufgrund unserer Erfahrungen ganz entschieden unser Wunsch gewesen, die Schnelltests ähnlich wie in Altenheimen täglich und für alle Kinder und Mitarbeitende verpflichtend einzuführen. Nicht schön, zeit- und kostenaufwendig, aber mit einer höheren Sicherheit (95 % Testsicherheit) in dieser Übergangsphase bis zur vollständigen Impfung unserer Teams.
Testungen freiwillig und einrichtungsindividuell
Diesen Gedanken haben die Kita-Leitungen mit den Elternvertretungen diskutieren. Auch hier kamen – wie in der ganzen Bandbreite an Ansichten zur Pandemie – ganz unterschiedliche Sichtweisen zusammen. Da sind Kinderrechte von großer Bedeutung oder auch Aspekte einer erforderlichen Freiwilligkeit, Fragen zum Handling etc. Dementsprechend ist es zu unterschiedlichen Vorschlägen rund um die Testung gekommen und so treffen die sieben Kitas nun selbst eine einrichtungsindividuelle Entscheidung, wie die Testung für Kinder und Mitarbeitende ein- und umgesetzt werden kann. Was nicht möglich ist, ist die Mitgabe von Tests nach Hause.
Aber was können wir alle tun?
Schnelltests unterstützen uns beim Auffinden von Infizierten. Doch das ist nicht das einzige, was jeder von uns neben AHA+L tun kann, um die Gesundheit aller zu schützen und den Kitabetrieb am Laufen zu halten.
Was bringt uns gemeinsame Rücksichtnahme und Vorsicht?
Dies alles sorgt dafür, dass viele Menschen mehr Sicherheit genießen können und die Gefahr einer Erkrankung oder einer Quarantäne reduziert wird. Ehrliche und umgehende Information über eine Infektion oder die Infektion einer Kontaktperson hilft dabei, das Ausmaß zu begrenzen und eine komplette Kita-Schließung zu verhindern. Es geht im Falle einer Infektion nicht um die Frage der Schuld. Es geht darum, so schnell wie möglich zu agieren und so viele Menschen wie möglich vor einer Ansteckung zu schützen.
Stefanie Wagner, Kita-Koordinatorin
Das Bild malten Kinder der Kita St. Elisabeth