St. Bonifatius Wiesbaden

Heiliger des Monats: Hrabanus Maurus

Gemeindebrief, Theologie SpiritualitätPhilippe Jaeck

Unser heutiger Heiliger des Monats führt uns geografisch in das nahe und schöne Mainz, zeitlich jedoch in das weit entfernte frühe Mittelalter.

Raban-Maur_Alcuin_Otgar.jpg

Rabanus – oder auch Hrabanus – Maurus lebte und wirkte von 780 bis 856. Über diese Epoche ist wenig bekannt, da die Quellenlage nur dürftig ist. Es ist eine Zeit der Krise und des Übergangs, die große Blüte des Frühchristentums geht dem Ende zu. Die neuen Herrscher sind die Karolinger, bekannt durch Karl den Großen. Mit den Karolingern entsteht eine neue geistige Ordnung, es kommt zu einer Verschmelzung von Antike, Christentum und germanischer Kultur. Die frühen Kirchenväter spielen eine bedeutende Rolle und werden oft rezipiert. Träger dieser neuen Bewegung ist die Kirche.

Just in diese Zeit wird Hrabanus geboren. Seine Vita liest sich wie ein Lebenslauf moderner Theologen: Seine Erziehung genießt er in Fulda, er tritt in den Benediktinerorden ein, geht zum Studium nach Tours an der Loire, wird 801 zum Diakon geweiht und kehrt 803 nach Fulda zurück. Dort übernimmt er die Leitung der Klosterschule, wird 814 zum Priester geweiht, wenige Jahre später wählt ihn das Kloster zum Abt, bis er 847 Bischof von Mainz wird.

Wie kommt es, dass Hrabanus eine so große Bedeutung erlangte? Eine Schlüsselperson in seinem Leben war Alkuin, sein Lehrer in Tours. Alkuin war einer der größten Gelehrten seiner Zeit und war auch Berater Karls des Großen.

Er prägte Hrabanus im wissenschaftlichen Denken und so ist es kein Zufall, dass Hrabanus unzählige Werke verfasste. Hierzu gehören naturwissenschaftliche Untersuchungen, Lehrbücher, eine Enzyklopädie, Heiligenviten und Hymnen. Es begann die Zeit der Universalgelehrten, Hrabanus war einer von ihnen.

Sein Wirken in der Wissenschaft war von Zurückhaltung geprägt. Es sollte nicht sein Wissen im Vordergrund stehen, sondern er sah sich als „Dienstleister“ für Christus. Er wolle in den Ausführungen über die Bibel und den Kirchenvätern nicht in Selbstüberheblichkeit seine eigenen Erklärungen anfügen, schrieb er einmal. Berühmt wurde sein Pfingstlied „Komm, Heiliger Geist“, das heute zu einem der wichtigsten Pfingstlieder zählt. Wie aktuell sind gerade in der Pandemiezeit die Zeilen aus Strophe 6:

Lass gläubig uns den Vater sehn,/
sein Ebenbild, den Sohn, verstehn/
und dir vertraun, der uns durchdringt/
und uns das Leben Gottes bringt. Amen.

Gregor Mathey, Diakon

Bild: Von Fulda - Manuscript: Wien, Österreichische Nationalbibliothek, cod.652, fol. 2v (Fulda, 2nd quarter of the 9th century), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=380431