St. Bonifatius Wiesbaden

Heiliger des Monats: Juan Diego Cuauhtlatoatzin

Gemeindebrief, Theologie SpiritualitätPhilippe Jaeck

Wer ist denn dieser Heilige mit dem seltsamen Namen? Würden sich nicht weit bessere Kandidaten für den Heiligen des Monats eignen, da haben wir doch Nikolaus, Barbara, Stephanus…

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Der Heilige Juan Diego Cuauhtlatoatzin ist durchaus ein geeigneter Kandidat für den Heiligen des Monats, ist er doch der erste heiliggesprochene Indigene Amerikas!

Er wurde 1474 im heutigen Mexiko als Cuauhtlatoatzin (Fliegender Adler) im Volk der Chichimeken geboren. Er erlebte den Untergang des Aztekenreiches in der blutigen Conquista (Eroberung) durch die Spanier. Einige Jahre danach kam er in Kontakt mit der Mission der Franziskaner. Als einer von damals ganz wenigen Indigenen ließ er sich taufen und erhielt den Namen Juan Diego.

Die Überlieferung erzählt davon, dass er am 9. Dezember 1531 beim Hügel Tepeyak außerhalb der ehemaligen Aztekenhauptstadt Tenochtitlan, heute Mexiko-Stadt, eine seltsame Musik hört.

Er sucht den Ursprung und begegnet einer Frau mit indigenem Aussehen, die ihn in Nahuatl, seiner Sprache, anspricht. Sie offenbart sich ihm als die Mutter Gottes und schickt ihn zum Bischof mit dem Auftrag zum Bau einer Kirche auf dem Tepeyak. Natürlich wird der Chichimeke beim spanischen Bischof erst gar nicht vorgelassen. Am nächsten Tag schickt ihn die Erscheinung erneut zum Bischof. Das Ansinnen wird abgelehnt, wohl auch wegen des Verdachts, die Indigenen wollen durch die Hintertür den Kult der Tonantzin Cihuacoatle (Unsere liebe Mutter – Frau Schlange) wieder einführen. Stand doch auf dem Tepeyak ein Heiligtum dieser Gottheit.

Die Erscheinung schickt Juan Diego am 12. Dezember zum dritten Mal zum Bischof. Zur Bekräftigung weist sie ihn an, im Schnee erblühte Rosen, die es damals noch gar nicht in Amerika gab, zu pflücken und in seinem Mantel zu bergen. Der hartnäckige Indianer schafft es zum Bischof und schüttet die Rosen, die der Spanier aus seiner Heimat kennt, vor ihm aus. Da zeigt sich auf dem Mantel das Bild der Frau vom Tepeyak! Wie in der Person des Sehers, dem getauften Chichimeken, so zeigt sich in diesem bis heute erhaltenen Bild, die Versöhnung der Kulturen! Die Madonna hat bräunliche Haut aber europäische Züge, das Gewand und die Symbole weisen auf vorchristliche Traditionen, die aber durch die Frau ins Neue transformiert werden.

Das Bild wird in derdaraufhin gebauten Kirche auf dem Tepeyak verwahrt. Bald schon verbreitet sich die Verehrung der liebevoll „Morenita“, die Dunkelhäutige, Genannten. Die Spanier geben dem Gnadenbild, in Anlehnung an eine alte Wallfahrtsstätte in Spanien, den Namen Virgen de Guadalupe, Unsere Liebe Frau in Guadalupe. Die Verehrung hat größten Einfluss auf die Christianisierung des amerikanischen Kontinents. Schon im 17. Jhdt. muss wegen den vielen Pilger am Fuß des Hügels eine große barocke Basilika gebaut werden.

Heute ist Guadalupe der meistbesuchte Marienwallfahrtsort der Welt.

Weil die alte Basilika durch Erdbeben und den labilen Baugrund einsturzgefährdet und auch längst zu klein ist, wird 1974 eine neue riesige Basilika geweiht. Es ist eine Rundkirche, die eine freie Sicht auf das Gnadenbild von überall erlaubt. Um den vielen Pilgern einen nahen Blick zu ermöglichen, ohne Stauung mit der Gefahr von Massenpanik, werden die Menschen auf Laufbändern am Gnadenbild vorbeigeführt. Zweimal wurde ich so quasi an der Madonna von Guadalupe vorbeigefahren.

Lag anfangs das Heiligtum weit vor der Stadt, so ist es heute mitten in der ausufernden Millionenstadt Mexiko-Stadt. Vom Zentrum führt eine mehrspurige Straße nach Guadalupe. Inmitten dieser Autobahn ist ein mehrere Meter breiter Weg für die Pilger, die an den Festtagen zu Fuß oder sogar auf den Knien zur Jungfrau kommen.

Über das weitere Leben Juan Diegos ist wenig bekannt. Er soll bis zu seinem Tod als Einsiedler beim Heiligtum auf dem Tepeyak gelebt haben.

Lange Zeit war diese Wallfahrt der offiziellen Kirche eher suspekt, wegen der indigenen Einflüsse. Erst Papst Benedikt XVI. hat 1754 für den 12. Dezember den Gedenktag „Unsere Liebe Frau in Guadalupe“ eingeführt. Papst Johannes Paul II. hat am 31. Juli 2002 Juan Diego heiliggesprochen. Sein Gedenktag ist im Bezug auf das Datum der ersten Erscheinung am 9. Dezember.

Juan Diego Cuauhtlatoatzin und die Virgen de Guadalupe stehen für gelungene Inkulturation des Glaubens, das Hineinwachsen in immer wieder unterschiedliche Kulturen, durchaus auch in unsere säkulare Kultur, was nötig ist, damit der Glaube für die Menschen jeder Kultur erfahrbar ist.

Kurzinformationen

Gedenktag

9. Dezember: Hl. Juan Diego Cuauhtlatoatzin
12. Dezember: Unsere Liebe Frau in Guadalupe, Patronin von Amerika und der Philippinen, der Indigenen Völker und der Ungeborenen

Matthias Ohlig, Pfarrer