St. Bonifatius Wiesbaden

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes

GemeindebriefPhilippe Jaeck

Diese Formel beten wir immer wieder, und das ist gut so. Ist es aber mehr als eine Formel für mich? Ist der Sonntag nach Pfingsten der „Dreifaltigkeitssonntag“, mir wirklich bewusst, ist er mehr als der Namenstag von unserer Dreifaltigkeits-Kirche?

Unser Glaube an einen dreifaltigen Gott ist erstmal kein einfacher. Eine alte Legende zeigt dies deutlich:

Man erzählt von ihm (Augustinus), dass er, zu der Zeit, als er das Buch über die Dreifaltigkeit vorbereitete, an einem Strand entlang ging. Da erblickte er einen Knaben, der eine kleine Grube im Sand gemacht hatte und mit einem Löffel[4] Wasser aus dem Meer schöpfte und in die Grube goss. Als Augustinus ihn fragte, was er da mache, antwortete der Knabe, er habe vor, mit dem Löffel das Meer trockenzulegen und in die Grube zu füllen. Augustinus erklärte, das sei unmöglich, und lächelte über die Einfalt des Knaben. Der aber erwiderte ihm, eher sei es für ihn möglich, das fertigzubringen, als für Augustinus, in seinem Buch auch nur den kleinsten Teil der Geheimnisse der Dreifaltigkeit zu erklären. Und er verglich die Grube mit dem Buch, das Meer mit der Dreifaltigkeit und den Löffel mit dem Verstand des Augustinus. Danach verschwand er. Da ging Augustinus in sich, betete und verfasste danach, so gut er konnte, das Buch über die Dreifaltigkeit (Catalogus Sanctorum des Bischofs Petrus de Natalibus um 1370.)

“... die wunderbare Ikone von Andrei Rublev aus dem 1. Jhdt. im orthodoxen Moskau: Die drei göttlichen Personen sitzen am Tisch. Durch die innige Zuneigung ihrer Häupter und die symbolische Gestik ihrer Hände zeigen sie die tiefe Einigkeit an, die sie eins sein lässt. Der Kelch auf dem Tisch weist auf die Hingabe des Sohnes auf Golgatha für die Erlösung der Welt hin. Ihre Situation ist der Augenblick vor der Menschwerdung des Sohnes zur Erlösung der Welt. …Rublev … malte die drei „Engel“ so, dass man nicht erkennen kann, wer den Vater, den Sohn und Geist darstellt. So entstand dieses wunderbare soziale Bild des unabbildbaren dreieinigen Gottes.”

Jürgen Moltmann, „Sein Name ist Gerechtigkeit“ Neue Beiträge zur christlichen Gotteslehre, Gütersloh, 2008, S.156

Diese Legende zeigt deutlich, wie schwierig es für uns ist, den Glauben an einen dreifaltigen, dreieinigen, dreieinen … Gott wirklich zu erfassen! Allein die Vielzahl der Begriffe, die von verschiedenen Seiten das Eigentliche umschreiben, mal mehr von der Einheit her, oder doch von der Dreiheit…

Die alte Formel: Ein Gott in drei Personen hilft uns auch nicht mehr weiter, da sich unser Personenbegriff inzwischen auf unsere Individualität reduziert hat. Doch drei?

Auch können wir in unserem Denken nicht mehr Gegensätzliches unter verschiedenen Blickwinkeln zusammen denken. Entweder ist etwas so oder eben so, nicht sowohl so als auch so… Ich habe einmal den Satz gelesen: Wichtig ist, dass ich weiß, wer Gott für mich ist, wer er anundfürsich ist, weiß er selbst! – Uff, da kommen wir ja doch noch raus aus dem Dilemma…

Oder doch gerade nicht!

Denn an einen Gott zu glauben, der dreifaltig ist, heißt gerade an einen Gott, der für mich ist, zu glauben!

Denn ein dreieiniger Gott ist gerade nicht, wie die alte Philosophie ihn beschreibt, ein „Unbewegter Beweger“, das heißt, ein Gott der zwar die Welt in Bewegung gesetzt hat, dann ihr aber unbeweglich, letztlich fremd, gegenüber tritt. Vor so einem Gott kann ich nur entweder in Anbetung erstarren oder vor Angst vor der Majestät im Staub liegen.

Der Gott der Bibel ist aber ein Anderer, es ist einer, der das Elend seines Volkes sieht, Klagen hört und hinabsteigt, wie Mose es am Dornbusch erfährt. Es ist der Gott, der die Welt so sehr liebt, dass er seinen Sohn gibt! (vgl. Johannes 3, 16)

Ein dreifaltiger Gott ist einer, der in sich selbst vielfältige Beziehung hat und nur deshalb ist es für mich möglich, mit ihm Beziehung zu haben. Vielleicht hilft uns die schon im Ersten Testament sichtbare Vorstellung von der Schechina – Der Einwohnung Gottes im Tempel, d.h. unter uns Menschen, weiter: Vater, Sohn und Heiliger Geist, die gegenseitig in sich „einwohnen“, Verschieden und zugleich Zusammen und unter uns und wir in Ihnen “einwohnen” können!

So wie es Jesus im Johannesevangelium in seinem „Abschiedsgebet“ ausdrückt: „Alle sollen eins sein: wie du Vater in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein…“ Johannes 17, 21

Dieses Hineingenommensein in die göttliche Beziehung gilt nicht nur mir, nicht nur uns, es gilt der ganzen Schöpfung! So drückt es der Mystiker Angelus Silesius aus: „Der Himmel neiget sich und wird zur Erden, wann steigt die Erd empor und wird zum Himmel werden?“

Wenn Gott alles in Allem ist, im neuen Himmel und auf der neuen Erde - die Vollendung der Schechina im endgültigen Schabbath!

Lassen wir zum Schluss den Heiligen Augustinus selbst zu Wort kommen:

„Die Dreifaltigkeit siehst du, wenn du die Liebe siehst, den drei sind der Liebende, der Geliebte und ihre Liebe!“

Der Segen des dreieinigen Gottes, des Vaters, der für mich ist, des Sohnes, der mit mir ist, und des Heiligen Geistes, der in mir ist, komme auf uns und bleibe allezeit bei uns!

Pfarrer Matthias Ohlig
Foto:
Andrei Rubljow - From here., Gemeinfrei, commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=54421