St. Bonifatius Wiesbaden

Abschied von Roman Twardy

Gemeindebrief, Gesichter der Pfarrei, Musik Kultur KirchePhilippe Jaeck

Als Roman Twardy 2018 am Ende des Weihnachtshochamtes den Dirigentenstab unter den Klängen von „Nun freut Euch Ihr Christen!“ übernahm, konnten die Chormitglieder des Bonichores diese Freude nicht recht empfinden. Eher waren Wehmut und große Dankbarkeit für die vier Jahrzehnte gemeinsamen musikalischen Weges mit dem scheidenden Gabriel Dessauer und gespannte Erwartung auf das Kommende mit Roman Twardy zu spüren.

Wenn auch diese Übernahme auf der Orgelempore von der Gemeinde weitgehend unbemerkt geschah, sollte die Veränderung in den kommenden Wochen und Monaten deutlich hörbar werden. Neben den Werken bekannter Komponisten erklangen mit der „Missa brevis“ von Knut Nystedt, „The Deer’s Cry“ von Arvo Pärt und der „Missa angelica“ von Joszef Swider für Chor und Gemeinde ungewohnte aber spannende neue Harmonien und Rhythmen in den Gottesdiensten.

Mit Sätzen wie: „Der Komponist schlägt hier andere Noten vor als Ihr singt!“ und „Jetzt löst Euch mal von den Noten und genießt es, schöne Musik machen zu dürfen!“ verstand es Roman Twardy humorvoll ernsthaft zu arbeiten und die Freude an der Musik zu vermitteln. Da war es wieder, das „Nun freut Euch Ihr Christen!“.

Die Wiederaufnahme der Stimmbildung mit Rouwen Huther vermittelte ebenso Spaß am Musizieren wie sie den Chorklang entscheidend weiterentwickelte.

Als der Chor im Oktober 2019 das „Stabat Mater“ von Anton Dvorak und im Weihnachtshochamt die „Messe in B Dur“ von Franz Schubert sang, ahnte noch niemand, dass dies für lange Zeit das letzte gesungene Lob Gottes in der Boni sein sollte. Anfang März 2020 mussten alle musikalischen Aktivitäten wegen des Ausbruchs der Corona Pandemie eingestellt werden. Wenn die zeitlich befristete Übernahme der Leitung des Bonichores als „Übergangschorleiter“ bereits eine schwierige Aufgabe war, so stellte die Aufgabe, den Chor durch eineinhalb Jahre ohne Präsenzprobe und Einsatz in Gottesdienst oder Konzert zu führen, eine weitere große Herausforderung dar, die Roman Twardy annahm und großartig bewältigte.

Von der Chorvertretung ideenreich und tatkräftig unterstützt wurden die Angebote gemacht und vom Chor bereitwillig angenommen, die unter den gegebenen Corona Regeln möglich waren. Freitags fand weiter eine Probe statt, entweder online, oder, als es wieder möglich war, als Präsenzprobe im weitläufigen Parkhaus des Roncalli-Hauses. Auch versammelte man sich zur virtuellen Nikolausfeier und Fastnachtssitzung. Ebenfalls online bot Roman Twardy einen Kurs im Singen vom Blatt an. Für jeden ungewöhnlichen Weg den Chor zusammenzuhalten war er offen.

Zum frühestmöglichen Zeitpunkt nahm er das Singen im Gottesdienst in kleinster Besetzung wieder auf, um, wie es Pfarrer Nebel gerne ausdrückte, die Gemeinde in das Lob Gottes hineinzunehmen. Da zeitweise nur sechs bis acht und später 30 Sängerinnen und Sänger teilnehmen konnten, musste Roman Twardy unpopuläre Entscheidungen treffen und vielen enttäuschten Chormitgliedern absagen.

Anfang September dieses Jahres konnte sich der Chor wieder zu einem gemeinsamen Probentag versammeln – endlich wieder gemeinsam singen. Es empfing ihn ein strahlender Chorleiter, der seine Freude wieder gemeinsam musizieren zu dürfen auf alle Anwesenden übertrug. Diese Freude gipfelte in der Aufführung von Rossinis „Petite Messe Solennelle im Konzert am 3. Oktober.

Roman Twardy hat den Bonichor mit unerschütterlichem Optimismus, Elan und Humor durch die Zeit der Pandemie getragen. Zum 1. Januar 2022 übergibt er den Dirigentenstab an Johannes Schröder. Ob dies wieder zu den Klängen von „Nun freut Euch Ihr Christen!“ geschieht, bleibt abzuwarten, aber der Freude am Chorgesang in der Boni konnte die Pandemie nichts anhaben.

Danke Roman!

Klaus Mixa