Versöhnung – ein Markenzeichen der Christen. So lese ich die Verse im 2. Brief an die Korinther: „Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und uns das Wort von der Versöhnung anvertraute. Wir sind also Gesandte an Christi statt, und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen“ (2 Kor 5,19-20).
Durch Jesus Christus hat Gott die Welt, die Menschen, mit sich versöhnt und ihnen aufgetragen, an Christi statt das Wort der Versöhnung weiterzusagen, denn Versöhnung gehört zu den Aufgaben, die die Christen in der Welt haben. Erfüllen können sie diesen Auftrag nur, wenn sie selbst mit Gott versöhnt sind. Und Versöhnung mit Gott schließt ein, dass Menschen auch miteinander versöhnt leben. In der Vaterunser-Bitte bekennen wir es: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“
Nur wenn ich die Kluft zwischen mir und meinen Nächsten schließe und ihnen vergebe, kann ich darauf vertrauen, dass Gott mir meine Schuld vergibt.Mit anderen versöhnt leben, heißt mehr als sie leben lassen. Ich lasse auch die leben, die mir gleichgültig sind. Der Mitmensch, ein Kind Gottes, von Gott geliebt, aber darf mir nicht egal sein.
Versöhnt leben – mit Gott, mit Menschen und versöhnt mit sich selbst. Wer mit sich selbst versöhnt im Einklang lebt, ist fähig, sich mit anderen zu versöhnen und mit ihnen in Einklang zu leben. Versöhnung mit uns selbst kann wachsen aus dem Vertrauen auf Gott, der uns durch Jesus Christus seine Hand zur Versöhnung reicht und uns durch Jesus zur Versöhnung untereinander mahnt.
Oft wird das „Versöhnt mit sich selbst“ vergessen oder als ein Suchen nach Wohlgefühl abgetan. Mit mir selbst in Einklang und im Frieden zu leben, halte ich für wichtig, drückt es doch aus: Ich bin mit mir im Reinen. Ich nehme mich an und sage Ja zu mir. Ich bin zu mir selbst barmherzig und verzeihe mir. Ich tue es im Vertrauen auf den barmherzigen Gott, der den ersten Schritt macht: Durch Jesus Christus versöhnt er die Welt, die Menschen, mit sich.
Die österliche Bußzeit kann an die Schritte erinnern, die uns möglich sind: die Bitte um Versöhnung, das Beten, der Empfang des Sakramentes der Versöhnung, die Teilnahme am Bußgottesdienst, das Gespräch mit uns vertrauten Menschen.
Versöhnt leben – mit Gott, mit Menschen, mit sich selbst.
Ein positives Lebensmotto!
Horst Krahl, Pfarrer i.R