Ein paar persönliche Erfahrungen und Gedanken zum Thema Herausforderungen, Einschränkungen und soziale Distanz in Zeiten von Corona
Vielleicht haben sich manche von Ihnen schon länger gewundert, warum Sie mich in den letzten Monaten eigentlich so gar nicht mehr persönlich in Gottesdiensten oder bei Gemeindeveranstaltungen in St. Bonifatius Wiesbaden getroffen haben... Vielleicht hat sich mancher von Ihnen sogar die Frage gestellt, ob ich überhaupt noch im Pastoralteam tätig bin...
Der Grund, warum wir uns nun schon so lange nicht mehr persönlich begegnet sind, ist das Coronavirus. Da ich zur Risikogruppe gehöre, bin ich durch die Pandemiesituation seit Monaten dazu gezwungen, fast ausschließlich von zu Hause aus im Homeoffice zu arbeiten.
So dankbar und froh ich auf der einen Seite für diese Möglichkeit des Arbeitens bin, weil sie mich als Risikopatientin durch die Meidung von sozialen Kontakten vor Ansteckung schützt, so sehr vermisse ich auf der anderen Seite gleichzeitig meinen normalen Berufsalltag: Den Kontakt zu meinen Kollegen aus dem Pastoralteam, aber vor allem auch die Begegnungen mit den vielen Menschen in unserer Pfarrei, mit denen ich sonst tagtäglich arbeite.
Ich leide wirklich sehr darunter, vom Coronavirus und seinen Auswirkungen in meinem persönlichen Leben und meinem beruflichen Alltag immer wieder aufs Neue so massiv in die Schranken gewiesen zu werden! Aber ich vermute, dass es vielen von Ihnen ganz ähnlich geht.
Es ist ganz schön herausfordernd mit der sozialen Distanz zu leben, die dieses schreckliche Virus seit Monaten für uns alle mit sich bringt. Sei es der ausgefallene Urlaub, liebe Menschen, die man wegen Corona schon so lange nicht mehr treffen konnte und schmerzlich vermisst oder die vielen finanziellen und existenziellen Sorgen, welche die Pandemiesituation für viele von uns seit längerem zur Folge hat. Und je mehr in der kalten Jahreszeit die Infektionszahlen nun weiter steigen, desto mehr sind wir alle gezwungen, unsere Kontakte auch weiterhin einzuschränken, auf das nötigste zu reduzieren und zueinander noch mehr auf Distanz zu gehen.
In allen Einschränkungen und Herausforderung gibt es allerdings auch immer wieder einen Gedanken, der mich tröstet und trägt: Denn erst dadurch, dass ich in meinem persönlichen Leben und beruflichen Alltag durch das Coronavirus gerade so stark in die Schranken gewiesen werde, wird mir bewusst, wie reich mein Leben eigentlich ist. Erst durch den Mangel und den Verzicht lerne ich dankbar zu schätzen, was ich sonst vielleicht gar nicht wahrnehmen, weil ich es für allzu selbstverständlich nehmen würde: Dass ich einen Beruf habe, den ich gerne ausübe. Dass es geliebte Herzensmenschen in meinem Leben gibt, die ich vermisse. Dass soziale Nähe und eine Umarmung für mich so viel mehr wert sind, mich reicher machen, als alle materiellen Güter dieser Welt.
Meine Sehnsucht nach alldem, was ich schmerzlich vermisse, gibt mir erst den Mut und die Kraft, um die momentanen Einschränkung und Herausforderungen der Pandemiesituation hoffnungsvoll zu meistern. Im Vertrauen darauf, dass es auch wieder ein Leben nach Corona geben wird, trägt mich meine Sehnsucht durch diese Zeit.
Die Sehnsucht nach mehr, die alle momentanen Schranken sprengt, ist für mich auch der Ort, an dem ich Gott in dieser Krisensituation immer wieder finde und begegne.
Und so wünsche ich uns allen für diese herausfordernden Zeiten, den Mut, unsere Sehnsucht nach mehr weiter wachzuhalten, ihr zu folgen und uns durch sie von Gott führen und leiten zu lassen.
Stephanie Hanich, Pastoralreferentin
Foto: Peter Atkins / Adobe Stock
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