St. Bonifatius Wiesbaden

Ich bin ein Original!

Gemeindebrief, Theologie SpiritualitätPhilippe Jaeck

Ich brauche nicht originell sein, ich will original sein

In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts lebte ein klein gewachsener Mann, der in den Apfelweinlokalen Frankfurt-Sachsenhausens und Offenbachs (meiner Heimatstadt) zum Lebensunterhalt Streichhölzer verkaufte. Er war mit seiner Art überall bekannt und die Leute sprachen nur vom „Streichholzkarlchen“!

Die Erinnerung an dieses Original ist bis heute wach geblieben. In Offenbach hat man ihm sogar ein Denkmal gesetzt. Ein, im wahrsten Sinne des Wortes, kleiner Mann ganz groß!

Es ist oft zu hören, es gebe in unseren modernen Zeiten keine Originale mehr. Andererseits gibt es einen Hang, möglichst originell zu sein. Man braucht nur den Fernseher einzuschalten oder auf YouTube zu surfen, um zu sehen, was Menschen alles anstellen, um als etwas Besonderes zu gelten. In der Regel geht dies alles nach hinten los, und die Aufmachung und das Benehmen sind oft unerträglich peinlich.

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Ein Original wie das Streichholzkarlchen hat so ein Getue nicht nötig und legt es auch überhaupt nicht darauf an, aufzufallen. Und genau das ist es, was ein Original von der Sucht nach Originalität unterscheidet. Ein Original zu sein, kann man nicht machen. Man muss es auch nicht machen, denn man ist es. Und zwar genau so wie man ist.

So sage ich: Sie sind ein Original, ebenso wie ich selbst. Denn jeder Mensch ist ein Original, wir werden nur zu einer „Fälschung“, wenn wir „Andere“ sein wollen als wir es sind. Jeder von uns ist mit seiner Persönlichkeit einmalig und von Gott so gewollt und geliebt!

Im Bewusstsein, dass ich ein Original bin, stimme ich in die Worte der Heiligen Klara ein: „Herr, sei gelobt, weil du mich erschaffen hast!“

Pfarrer Matthias Ohlig

Foto: Symbolbild „Youtube“ Kaspars Grinvalds / Adobe Stock