„Wie ist das mit der Auferstehung? Glauben Sie das wirklich?”
Katholische Religion in einem Oberstufenkurs in einem Wiesbadener Gymnasium. Auf dem Lehrplan steht Jesus Christus und die Rede von der Auferstehung Jesu. Wir lesen die biblischen Texte, beschäftigen uns mit der Deutung von Leiden, Sterben und Auferweckung Christi.
Im Laufe der Diskussionen fragt mich ein Schüler direkt: „Glauben Sie, dass Jesus auferstanden ist? Glauben Sie das wirklich?“ Die Frage wird in einer Mischung von Interesse, Zweifel und auch Ablehnung gestellt. „Nee, echt? Wie soll das mit der Auferstehung denn gehen?”
Ja, ich glaube wirklich daran. Und dieser Glaube gibt meinem Leben Halt und Orientierung. Aber die Auferstehung ist eben keine empirisch und historisch beweisbare Tatsache, die ich als Religionslehrerin und Pastoralreferentin mal eben so erklären kann.
Es gibt keine geschichtlichen Belege, keine Fotos, keine Videos, keine Beweise im Sinne einer kriminalistischen Spurensicherung für das, was sich da an Ostern in Jerusalem ereignete. Jeder Versuch, die Auferstehung Jesu biologisch oder medizinisch erklären zu wollen, scheitert. Wie soll man mit diesem Geschehen umgehen, das allen Gesetzen der Naturwissenschaft widerspricht?
Wie kann ich dann der Botschaft von der Auferstehung trauen? Letztlich ist die Auferstehung eine Wirklichkeit, die nur im Glauben erfahrbar und erfassbar ist, weil sie alle menschenmöglichen Vorstellungen übersteigt.
„Wer tot ist, ist tot.“ Das scheint unsere Erfahrung zu sein. Und nun soll da jemand vom Tod auferstanden sein?
Die Schüler und Schülerinnen stehen mit ihrem Zweifel ja nicht alleine da, sie spiegeln wider, was sich in unserer Gesellschaft und selbst unter Christen insgesamt abzeichnet. Jesus ja – aber an die Auferstehung glauben?
Die Osterbotschaft war von Anfang an von Zweifeln begleitet. Selbst von frühen Christen wurde die Auferstehung scheinbar geleugnet. Das erfährt man vom Apostel Paulus. In seinen Gemeinden hat es Menschen gegeben, die behaupteten: „Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht“ (1 Korinther 15,12). Geht man noch weiter zurück, so hatten selbst die Jüngerinnen und Jünger Jesu mit der Auferstehung ihre Schwierigkeiten. Dass Jesus nicht im Tod geblieben ist, konnten sie nicht begreifen.
Von Anfang an gehörten zum Glauben das Bestreiten und der Unglaube. Der verschwundene Leichnam, das leere Grab, selbst das hat den Jüngern und Jüngerinnen nicht gereicht. Erst die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus Christus hat sie wirklich überzeugt und ermutigt zum Zeugnisgeben von der Auferstehung.
Und auch das zu glauben ist nicht selbstverständlich. Die Osterbotschaft sagt es selber: Als Maria von Magdala zum Grab kommt und den Leichnam nicht findet, denkt sie, man habe ihn halt weggenommen und woanders hingelegt. Erst später, als der Auferstandene ihr begegnet, beginnt sie zu begreifen, was Unerhörtes da geschehen ist. Und von den Jüngern wissen wir, dass sie das Gerede von Auferstehung zuerst als Weibergeschwätz abgetan haben. Erst durch viele Zweifel hindurch begannen sie zu glauben und das vor allem, weil auch ihnen der Auferstandene begegnete.
Dreimal, das heißt immer wieder neu, muss der Auferstandene den Jüngern nach den biblischen Berichten „erscheinen“ und begegnen, bis der österliche Glaube bei ihnen angekommen ist. Das leere Grab allein genügt nicht, um den Glauben an die Auferstehung zu begründen. In den österlichen Texten der Bibel wird von den Jüngerinnen und Jüngern berichtet: „Er ist uns begegnet, wir haben ihn gesehen, wir haben mit ihm gegessen und getrunken!“
Zum Glauben an die Auferstehung kann ich niemanden überreden; den Osterglauben kann ich auch nicht durch scheinbare Beweise, wie das leere Grab, begründen. Nur aus der Begegnung mit dem Auferstandenen kommt unser Glaube. Und so braucht es heute mehr denn je Erfahrungs- und Begegnungsräume, in denen Menschen sich mit der Botschaft Jesu Christi auseinandersetzen und in den Glauben hineinwachsen können.
„Glauben Sie, dass Jesus auferstanden ist? Glauben Sie das wirklich?“ Ja, ich glaube das wirklich und ich meine auch, etwas davon erfahren zu können, schon heute in meinem Alltag. In einem Lied heißt es: „Manchmal feiern wir mitten im Tag ein Fest der Auferstehung“. Ich glaube daran, dass sich die Auferstehung Jesu auch für uns ereignet mitten im Tag, mitten im Alltag als Fest, mitten drin, wenn eigentlich keiner es erwartet. Es geschieht immer dann, wenn Menschen nicht in die alten Muster zurückfallen und neue Wege im Miteinander versuchen, wo sie neu aufbrechen und nicht einfach sagen: „Da kann man eh nichts machen!“, wo sie das ihnen Mögliche angehen und versuchen. Und natürlich glaube ich daran, dass wir Menschen nach dem Tod auf ein ewiges Leben bei Gott hoffen können.
Zum Osterfest wünschen sich viele Menschen „Frohe Ostern“. Für manche ist es Tradition, andere tun es aus Gewohnheit. Ich wünsche mir, dass die Wirklichkeit, die hinter diesem Ostergruß steckt, nämlich die gläubige Zusicherung: „Der Herr ist von den Toten auferstanden“ für uns immer wieder erfahrbar wird und uns Mut und Kraft gibt, den auferstanden Christus in Kirche und Welt zu verkünden.
Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Osterfest.
Jutta Fechtig-Weinert, Pastoralreferentin