St. Bonifatius Wiesbaden

Das Ende der Fleischeslust

Aus dem Leben der PfarreiAutor

Zur "Hüttengaudi" lud man 2013 ins Piushaus und alle waren zünftig gekleidet. Auf der Bühne bietet das Weiberfastnachtskomittee einen Tanz - und dem Publikum gefällt's. Foto: Alexander Schmitt

Vor allem katholisch: Vom mittelalterlichen "carne vale" zur modernen Fastnacht

Die „Nacht vor dem Fasten“ oder das „Carne vale“ (Fleisch lebe wohl) sind eng mit der am Aschermittwoch beginnenden Fastenzeit verbunden. Denn dann ist bekanntlich alles vorbei und die Christen hatten in der Vorbereitung auf die österliche Auferstehung des Herrn den fleischlichen Genüssen zu entsagen.

Kein Wunder, dass man es vorher noch einmal richtig krachen lassen wollte. So feierte man im mittelalterlichen Europa „Narrenfeste“ vom 12. Jahrhundert bis zum Ende des 16. Jahrhunderts, anfangs noch um den Tag der Auferstehung des Herrn am 6. Januar, später dann in der Fastnachtswoche bis zum Aschermittwoch.

Dabei übernahmen die unteren Kleriker vorübergehend Rang und Privilegien der höheren Geistlichkeit, kirchliche Rituale wurden parodiert; selbst ein "Pseudopapst" wurde gekürt. Da die Reformation die vorösterliche Fastenzeit abschaffte und somit auch die Fastnacht ihren Sinn verlor, gerieten viele Bräuche zum Teil wieder in Vergessenheit. Bis heute ist der Karneval daher vor allem in den katholischen Gebieten verbreitet.

Auf dieses Brauchtum geht auch der Dotzheimer Pfarrer Peter Wagner ein, wenn er betont, dass gerade im Mittelalter das Feiern einen ungleich größeren Stellenwert hatte als heute. Dort sei es beim Fest der Jahreswende deftig zugegangen, hätte „das Volk die Oberen imitiert“, habe Mummenschanz und Ausschweifung dazugehört. „Das hatte natürlich auch einen sozialen Aspekt: Das Karikieren der Oberschicht, der Prinzen und Bischöfe durch das Volk, nahm etwas von der Spannung im ständisch geprägten Mittelalter“, so der Theologe.

Kein Wunder also, dass der alte Benediktiner Jorge im „Namen der Rose“ unbedingt das Lachen verbieten und die aristotelische Abhandlung darüber vernichten will, weil es den Respekt töte und damit auch den Glauben. „Es gab in der Tat im Mittelalter einen Disput darüber, ob Jesus je gelacht hat und ob das Lachen erlaubt ist“, erläutert Diakon Stephan Arnold die geschichtlichen Hintergründe dieser Episode.
Zum Glück geht es heutzutage nicht so streng zu wie im Mittelalter, manch ein Narr wäre sonst wohl seines Lebens nicht sicher. Heute gehen Kirchenmänner entspannter mit dem Thema um, viele treten auf den Fastnachtsbühnen ihrer Gemeinden auf, so auch in Wiesbaden. 

Denn selbst wenn die Hessische Landeshauptstadt im Vergleich zum Nachbarn Mainz die kleineren Brötchen backen muss: Fastnacht wird auch hier gefeiert und die Katholiken waren und sind auch heute noch immer mittendrin statt nur dabei. Dazu gehört natürlich das katholische Flaggschiff Kolping, das sich nicht nur mit dem Elferrat von Wiesbaden-Zentral, sondern auch mit der Biebricher Kolpingfamilie närrische Reputation über den eigenen Verband hinaus erworben hat. Bekanntester Repräsentant orange-schwarzen Schelmentums ist Stefan Fink, seines Zeichens oberster Laienkatholik der Stadt, Bestatter, Büttenredner, Sitzungspräsident und Kolping-Chef - und jedes Jahr in neuer Verkleidung in der Bütt.

Aber auch die katholischen Gemeinden bieten zur fünften Jahreszeit ein vierfarbbuntes Programm - mal ausführlicher und ausschweifender wie in Dreifaltigkeit, mal mit Seniorenfastnacht, Kindermaskenball oder bunten Abenden. Dabei ist es die oft familiäre Atmosphäre, gewürzt mit viel handgemachter Bühnenshow und jeder Menge Kritik auch an der eigenen Kirche, was die Sitzungen in den Pfarrgemeinden ausmacht. 
Schauen Sie doch einmal herein, wenn es zur fünften Jahreszeit etwa im Piushaus von Dreifaltigkeit mottogerecht zur "grünen Insel" heißt:

In Irland bleibt man nicht zu Haus
hin und wieder schwärmt man aus
und wo geht dann die Party ab
natürlich hier im Pius-Pub!

Christian Lahr

Fastnachtsveranstaltungen

Samstag, 15. Februar 2014
19:33    St. Bonifatius    Große Sitzung „Boni feiert Fassenacht bis morgen früh die Sonne lacht!“ Eintritt 7,-- Euro. Karten ab 6.1. über das zentrale Pfarrbüro.

Donnerstag, 20. Februar 2014
14:30    Maria Hilf    Seniorenfastnacht. Freier Eintritt.

Sonntag, 23. Februar 2014
15:11    Dreifaltigkeit    Kinderfastnacht im Piushaus. Eintritt 0,99 Euro. Kein Kartenvorverkauf.

Dienstag, 25. Februar 2014
15:11    Dreifaltigkeit    Ökumenische Seniorenfastnacht im Piushaus. Eintritt frei.

Donnerstag, 27. Februar 2014
15:00    St. Elisabeth    Kreppelkaffee für Senioren
19:33    Dreifaltigkeit    Weiberfastnacht im Piushaus. Eintritt 6,-- Euro. Kartenverkauf am

So. 26.01 nach dem Gottesdienst gegen 10:30 oder per E-Mail unter: 
weiberfastnacht-piushaus@gmx.de.

Samstag, 1. März 2014
14:00    St. Elisabeth    Kinderfastnacht. Eintritt frei.
20:11    Dreifaltigkeit    Große Situng unter dem Motto „Irland“. Der Saal öffnet um 19:00 Uhr. Eintritt 6,-- Euro. Karten am So. 26.01. nach dem Gottesdienst gegen 10:30 Uhr oder danach über Herrn Förster Tel 84 11 28.

Sonntag, 2. März 2014
14:11    Dreifaltigkeit    Zugabschluss