Impuls als dem Gemeindebrief 11/2014: Abschied von Stephan Arnold
Der Mensch kann nicht zu neuen Ufern aufbrechen, wenn er nicht den Mut aufbringt, die alten zu verlassen - André Gide
Vieles verändert sich. Wir spüren im Leben immer wieder, dass Dinge anders werden. Bereits im jahreszeitlichen Lauf ist ein ständiges Werden und Vergehen. Dem können wir uns auch in Gesellschaft und Kirche nicht entziehen. Die Digitalisierung und Globalisierung schreitet voran, und die kirchliche Welt hat sich in den vergangenen Jahren in einem kaum für möglich gehaltenen Maß verändert.
Im Umgang mit Abschieden haben wir zwei Möglichkeiten. Wir können auf das schauen, was war, und betrauern, dass es nicht mehr ist. Wir können aber auch in die andere Richtung blicken und sehen, was sein wird. In diesem Zusammenhang ist mir das Zitat des französischen Literaturnobelpreisträgers André Gide in den Sinn gekommen. Der Aufbruch ist nur möglich, wenn wir den Mut haben, das Alte zu verlassen. Das heißt nicht, uns daran nicht zu erinnern. Aber es fordert uns auf, nach neuen Ufern zu suchen, auch wenn das Meer groß zu sein scheint und ein Ziel noch nicht im Blick ist. Ich wünsche uns als Kirche, dass wir den Mut aufbringen, die alten Ufer zu verlassen, um zu neuen aufzubrechen.
Der Ausspruch von André Gide ist aber auch für mich persönlich wichtig. Nach 16 ereignisreichen Jahren in Wiesbaden brechen meine Frau und ich zu neuen Ufern auf. Wir gehen zum 1. Dezember 2014 nach London, ich werde dort eine Stelle in der deutschen katholischen Gemeinde antreten. So gilt es auch für uns, den Mut aufzubringen und das alte Ufer hinter uns zu lassen, um etwas Neues kennen zu lernen.
Jeder Abschied ist ein kleiner Tod – auch das ist wahr. Dennoch ist mir dieses Sprichwort zu negativ. Denn jeder Abschied ist auch die Chance für einen Neubeginn. Ich halte es eher mit dem Lied von Trude Herr „Niemals geht man so ganz“, dass von ihrem Abschied aus Deutschland handelt. Und in diesem Lied heißt es zum Schluss:
Niemals geht man so ganz
irgendwas von mir bleibt hier
es hat seinen Platz immer bei dir.
Nie verlässt man sich ganz
irgendwas von dir geht mit
es hat seinen Platz immer bei mir.
In allem Abschied bleibt eine Verbundenheit in dem, was war. Was geschehen ist, nehmen wir mit, es begleitet uns weiter. Und so werde ich immer Wiesbaden verbunden bleiben und hoffe, dass auch Sie mir verbunden bleiben.
Herzliche Grüße zum Abschied – auf ein Neues!
Ihr Stephan Arnold