St. Bonifatius Wiesbaden

Priester

Interview mit Kaplan Frank Fieseler zur Priesterweihe

Gemeindebrief, Bistum Limburg, Musik Kultur KirchePhilippe Jaeck

Am 19. Mai werden im Hohen Dom zu Limburg wieder jungen Männern die Priesterweihe verliehen. Der Entschluss dazu ist nicht einfach, weil er doch antiquiert gilt und weitreichende Folgen für die Zukunft hat. Wie unser Kaplan Frank Fieseler zu diesem Entschluss kam und wie der Weg zur Priesterweihe aussieht, haben wir ihn in einem Interview gefragt:

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Wo kommst Du eigentlich her, Du bist nicht in Wiesbaden geboren?
Ich bin in Limburg geboren, und in Dietkirchen - einem Stadtteil von Limburg - aufgewachsen.

Was reizt Dich in Wiesbaden besonders?
Wiesbaden ist nicht so städtisch wie Frankfurt, man ist schnell am Rhein und im angrenzenden Rheingau. Dennoch gibt es viele kulturelle Angebote.

Was hat Dich dazu bewogen, den Weg zum Priester einzuschlagen?
Seit 2005/2006 habe ich mich immer wieder mit der Frage Priester zu werden beschäftigt. Grund hierfür war ein Gespräch mit meinem damaligen Heimatpfarrer Pfr. Friedhelm Meudt.

Aufgewachsen bin ich in einem religiösen Elternhaus. Nach meiner ersten heiligen Kommunion wurde ich Messdiener. Später übernahm ich den Dienst als Lektor und Kommunionhelfer und im Vertretungsfall den Küsterdienst.

Bereits während meiner Schulzeit habe ich mit dem Gedanken gespielt, nach dem Realschulabschluss mein Abitur zu machen und anschließend Theologie zu studieren.

Nachdem ich jedoch einen Ausbildungsplatz bei der Stadtverwaltung Frankfurt am Main zum Beamten im mittleren Dienst bekam, beschloss ich zuerst die Ausbildung abzuschließen. Nach meiner Ausbildungszeit wurde ich im September 1998 von der Stadt Frankfurt am Main übernommen.

1999 leistete ich meinen Zivildienst auf der Senioren- und Krankenstation der Pallottiner in Limburg ab. Während meiner Zivildienstzeit habe ich immer wieder Gespräche mit den dort lebenden Patres und Brüdern, auch über meine eventuelle Berufung zum Priester geführt.

Auch in meiner Heimatpfarrei „St. Lubentius“ Dietkirchen war ich sehr aktiv. Im Sängerchor „Cäcilia“ der Lubentiuskirche Dietkirchen war ich als Sänger und Vorstandsmitglied tätig. Ferner war ich Jungpfadfinderleiter bei der DPSG im „Stamm Lahntal“, als aktiver Messdiener für die Ausbildung der neuen Messdiener verantwortlich und als Lektor und Kommunionhelfer im Gottesdienst tätig. Ferner übernahm ich im Vertretungsfall den Küsterdienst.

Seit 2005/2006, die zwischen dem Gespräch mit meinem Heimatpfarrer liegen, habe ich mir immer wieder Gedanken gemacht, dass ich meinen Weg der Nachfolge Jesu nicht nur im Bereich meiner Freizeitbeschäftigungen gehen kann, sondern dass ich mit meinem ganzen Leben gefordert bin: Als Priester möchte ich Gott mit meinem Leben in der Welt bezeugen und allzeit dienen und lieben.

Ein zweiter Grund war der Arbeitsplatzwechsel 2003 auf das Ordnungsamt - örtliche Ordnungsbehörde - bei der Stadtverwaltung Limburg a. d. Lahn. Hier war ich u. a. für Obdachlosenangelegenheiten, verwahrloste Wohnungen, Einweisung psychisch kranker Menschen in die Psychiatrie verantwortlich - ich habe den Menschen helfen müssen, weil es das Gesetz vorschreibt und habe in den fünf Jahren gemerkt, dass ich es nicht nur wegen des Gesetzes tue, sondern mir die Menschen und ihre Schicksale irgendwie wichtig sind. Und so stellte sich mir die Frage ob ich nicht etwas ganz anderes wollte. Weitere Gespräche mit meinem Heimatpfarrer Friedhelm Meudt, dem damaligen Regens Horst Krahl und die Veranstaltung „Tage zwischen den Jahren“ (Einkehrtage für junge Männer mit Interesse am Priesterberuf im Priesterseminar Limburg) haben mich in meiner Entscheidung bestärkt.

Wie hat Dein persönliches Umfeld auf Deine Entscheidung reagiert, die Ausbildung zum Priester zu  machen?
Die Reaktionen waren ganz unterschiedlich: Von „Du bist ja bekloppt! Pfarrer, da darfst du nicht heiraten!“ bis zu sehr positiven und ermutigenden Äußerungen. Das hält sich so in der Waage, manche haben mittlerweile ihre Meinung geändert, andere halten an ihrem Standpunkt fest.

Mit wie viel Jahren kann man eigentlich Priester werden?
Can 1031 § 1 CIC: Der Presbyterat (Priesterweihe) darf nur jenen erteilt werden, die das 25. Lebensjahr vollendet haben und über eine ausreichende Reife verfügen; darüber hinaus ist zwischen der Erteilung des Diakonates und des Presbyterates ein zeitlicher Abstand von wenigstens sechs Monaten einzuhalten. Die für den Presbyterat vorgesehen sind, dürfen zur Diakonenweihe erst nach Vollendung des 23. Lebensjahres zugelassen werden.

Was geschieht bei der Priesterweihe?
Die Weihe ist eines der sieben Sakramente der Kirche. In ihr wirkt Christus selbst an einem Menschen. Als einziges Sakrament wird die Weihe in drei Stufen unterschieden: die Weihe zum Diakon, zum Priester und zum Bischof. In der höchsten Stufe, dem Bischofsamt, ist die Fülle der Weihegaben präsent, welche vom Bischof an Priester und Diakone weitergeben wird. Die enge Zusammengehörigkeit der Weihestufen drückt sich auch in der Weiheliturgie aus.

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Priester werden durch die Weihe und die Sendung des Bischofs zu dessen Mitarbeitern im Presbyterium, also der Gemeinschaft der Priester bestellt. Sie haben, wie die Diakone auch, die Aufgabe, in der Liturgie die Geheimnisse des Glaubens zu feiern, das Evangelium zu verkünden und in den Bistümern karitativ tätig zu sein. Sie werden vom Bischof in den Ortsgemeinden des Bistums eingesetzt, beispielsweise als Pfarrer.

Die Riten der drei Weihestufen Diakonat, Presbyterat und Episkopat sind in ihrer Struktur gleich aufgebaut. Sie unterscheiden sich vor allem in der für das jeweilige Amt spezifischen Symbolik.

Der erste Teil der Weiheliturgie findet innerhalb der Messe vor dem Tagesgebet statt. Dazu werden die Weihekandidaten vorgestellt und aufgerufen. Die Kandidaten treten vor den Bischof und sagen „hier bin ich“. Der Bischof, welcher der Weiheliturgie vorsteht, wird dann gebeten, den Kandidaten, die Weihe zu spenden – bei Priesterweihen wird diese Bitte beispielsweise vom Regens, dem Leiter des Priesterseminars, ausgesprochen. Bevor der weihende Bischof seine Zustimmung gibt, vergewissert er sich durch Nachfrage außerdem, ob der Kandidat oder die Kandidaten für würdig befunden werden und ob auch das Volk die Weihe wünscht.

Der zweite Teil der Weiheliturgie mit der eigentlichen Weihehandlung folgt dann nach der Predigt des Bischofs. Eröffnet wird dieser Teil mit der Herabrufung des Heiligen Geistes im Hymnus „Veni creator spiritus“ / „Komm, Heil‘ger Geist, der Leben schafft“. Anschließend fragt der Bischof den oder die Kandidaten, ob sie bereit sind, die mit der Weihe verbundenen Aufgaben zu übernehmen. Bei Diakonen und Priestern gehören dazu unter anderem die Versprechen der Ehelosigkeit (nicht bei bereits verheirateten Diakonen) und der Bescheidenheit. Sie versprechen dem Bischof außerdem buchstäblich in die Hand Ehrfurcht und Gehorsam.

Während die versammelte Gemeinde nun in der Allerheiligen-Litanei die Heiligen um Beistand für die Kandidaten anruft, folgt die „Prostratio“ genannte Niederwerfung der Weihekandidaten. Dabei legen sie sich ausgestreckt mit dem Gesicht zum Boden vor den Altar. Diese Handlung zeigt, dass der Kandidat sich ganz in Gottes Hände begibt.

Schließlich vollzieht der Bischof die eigentliche Weihe durch Handauflegung auf das Haupt des Kandidaten und gleichzeitiges Gebet. Diese Handauflegung hat eine zentrale Bedeutung im katholischen Glauben. Sie versinnbildlicht die Apostolische Sukzession, also die ungebrochene Verbindung der Bischöfe bis zu den Aposteln. Bei der Bischofsweihe legen auch alle anderen anwesenden Bischöfe ihre Hände auf, bei der Priesterweihe alle anwesenden Priester. Während des Ritus der Handauflegung herrscht Stille.

Das anschließende Weihegebet des Bischofs geht zurück bis auf die „Traditio Apostolica“, einer Kirchenordnung aus dem 3. Jahrhundert. Danach folgen die so genannten ausdeutenden Riten, die verschiedene Aufgaben des Neugeweihten versinnbildlichen. Den Diakonen und Priestern werden zunächst – in der Regel von den Pfarrern ihrer Heimatgemeinden – die liturgischen Gewänder angelegt.

Bei der Priesterweihe salbt der Bischof den Neupriestern nach ihrer Einkleidung zunächst die Hände mit Chrisam. Dann überreicht er ihnen Hostienschale und Kelch als Zeichen für ihren Auftrag, die Eucharistie zu feiern. Es ist üblich, dass jeder Priester eigenes Messgeschirr besitzt, welches in seiner jeweiligen Pfarrgemeinde aufbewahrt wird.

Der Bischof besiegelt die Weihehandlung jeweils mit einer abschließenden Umarmung als Friedensgruß. Nach dem Weiheritus feiern die Neugeweihten mit dem Bischof die Messe am Altar. Neupriester sind dabei Konzelebranten des Bischofs.

Wie ist so der Werdegang bis zur Priesterweihe?
Nach der persönlichen Entscheidung, diesen Weg zu gehen, ist der erste offizielle Schritt die Aufnahme als Priesterkandidat für das Bistum Limburg. Daran schließt sich die Studienphase (Studium der Theologie und Philosophie) an. Regulärer Studienort der Priesterkandidaten des Bistums Limburg ist die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Studienort für Priesterkandidaten des dritten Bildungsweges - wie für mich - ist das Studienhaus St. Lambert, Burg Lantershofen, in Grafschaft.

Erst jetzt steht man an der Weggabelung zum Priester durch die Aufnahme unter die Weihekandidaten (Admissio) und der Aufnahme in den Pastoralkurs. In diesem Kurs erfolgt die Vorbereitung auf den Empfang der Diakonen- und Priesterweihe. Das beinhaltet ein Pastoralpraktikum in einer Pfarrei des Bistums, einen Diakonatkurs in Hamburg und schließt mit einem Pastoralkursexamen ab. Vor der ersten Weihe, der Diakonweihe findet das Skrutinium mit dem Bischof und die Weiheexerzitien in Hildesheim statt. Das Skutinium ist so eine Art Vorstellungsgespräch, in dem der weihende Bischof die Eignung des Kandidaten zur Weihe eingehend prüft. Als nun frisch geweihter Diakon übt man dieses Amt in der Praktikumspfarrei aus und macht erste „Gehversuche“. Es folgt der Presbyterkurs, der in Osnabrück stattfindet. Auch vor der Priesterweihe finden wieder ein Skrutinium und die Weiheexerzitien statt. Mit der Priesterweihe hört das Lernen aber nicht auf.

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Es gibt Fortbildungen, Exerzitien, Studientage und Treffen mit dem Spritual. In dieser Berufseinführungsphase bereitet man sich auf das Amt eines Pfarrers vor. Es gibt auch eine Prüfung dazu, die Pfarrexamen heißt. Das alles dauert gut und gerne zehn Jahre!

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Priester und Pfarrer?
In der römisch-katholischen Kirche muss der Pfarrer ein Priester sein. Er hat die Leitung der Pfarrei inne. Zum Unterschied von einem Pfarrer, der eine Pfarrei leitet, kann ein Priester auch Kaplan oder Vikar (befindet sich in der Berufseinführungsphase) oder priesterlicher Mitarbeiter (die den Pfarrer in seelsorglichen Tätigkeiten unterstützen) sein.

Was gefällt Dir besonders an diesem Beruf?
Menschen auf ihrem Lebens- und Glaubensweg zu begleiten. Hierzu ist es mir wichtig, einfühlsam und verständnisvoll auf meine Mitmenschen zuzugehen und mich in die vielfältigen Lebenswelten anderer hineinversetzen zu können. Ich möchte nahe am Leben der Menschen sein, Anteil nehmen an ihren Freuden und Nöten. Mir ist es wichtig, authentisch zu sein und das auszustrahlen, was ich in meinem spirituellen und geistlichen Leben erfahre.

Was sind denn außerdem noch die Aufgaben eines Pfarrers?
Feier der Heiligen Messe, Spendung von Sakramenten (Taufe, Assistenz bei der Ehe, Kommunion, Beichte, Krankensalbung), Sakramentalien, Beerdigungen, Schulunterricht (kath. Religion) erteilen, Wiedereintritte, Rekonziliationen, Seelsorgsgespräche, Katechesen (Vorbereitung Erstkommunion und Firmung), Verkündigungsdienst / Predigt, ...

Was war eigentlich Dein schönstes Erlebnis bisher in der Seelsorge?
Das bewegenste Erlebnis: Die Beerdigung eines 5-jährigen Kindes und die Begleitung der Familie - bis dahin, dass ich 1,5 Jahre nach der Beerdigung den Bruder des Verstorbenen Jungen taufen durfte.

Das schönste Erlebnis: Bei der Eheschließung meines Bruders zu assistieren.

Warum dürfen Pfarrer eigentlich nicht heiraten?
Unter „Zölibat“ (von lateinisch „caelebs“, unverheiratet) versteht man gemeinhin die Ehelosigkeit und sexuelle Enthaltsamkeit bei kirchlichen Amtsträgern. In der römisch-katholischen Kirche ist der Zölibat seit dem Mittelalter die für Priester und Bischöfe verbindliche Lebensform.

Mehrfach wird im Neuen Testament die Ehelosigkeit „um des Himmelreiches willen“ gewürdigt (Mt 19,12). Als Verweis dafür, dass die Apostel alles verlassen hätten, um Jesus nachzufolgen.
Endgültig wurde das Gebot der Ehelosigkeit und sexuellen Enthaltsamkeit beim 2. Laterankonzil 1139 als eine unabdingbare Zugangsvoraussetzung für den Empfang der Priesterweihe beschlossen.

Die Säkularisierung schreitet voran. Was muss die Kirche tun, um Menschen für den Glauben zu begeistern?
Sie sollte eine neue Sprache entwickeln und mit der Zeit gehen. Dazu gehören mehr Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene, aber auch mal etwas  Neues ausprobieren. Der Missionsauftrag aller Getauften ist ernstzunehmen.

Interview: Philippe Jaeck
Fotos: Bistum Limburg