St. Bonifatius Wiesbaden

Patronatsfest

Heiliger des Monats – Unser Pfarrpatron

Gemeindebrief, Theologie SpiritualitätPhilippe Jaeck

Ein Jahrzehnt „neue“ Pfarrei St. Bonifatius

Seit 2012 bilden die ehemaligen Pfarreien St. Andreas, Dreifaltigkeit, St. Elisabeth, Heilige Familie, Maria Hilf, St. Mauritius, St. Michael und St. Bonifatius eine „Pfarrei neuen Typs“.

Sie hat als Namenspatron den Heiligen der größten und zentralen Kirche: St. Bonifatius.

Anlass genug uns unseren Pfarrpatron näher anzuschauen!

Heiliger Bonifatius?

Bonifatius kennt doch jeder: Engländer… hieß er nicht auch Winfried… da war doch was mit einer Donareiche,..., getötet von bösen heidnischen Friesen… hat sich vor den Schwertern mit der Bibel schützen wollen… ach das ist doch der „Apostel der Deutschen“?

Bruchstücke…

Heiliger Bonifatius!

Wynfreth (Winfried) wurde wohl um 673 in Crediton, England geboren. Er gehörte zu einer angesehenen angelsächsischen Familie. Als Junge wurde er zur Erziehung in ein Kloster gegeben. Zuerst nach Exeter und dann nach Nursling. Er wurde Lehrer und mit 30 Jahren in Nursling zum Priester geweiht.Von dort aus unternahm er 716 eine erste Missionsreise zu den Friesen. Mit dieser Missionsreise reihte er sich ein in die zweite Missionswelle, die von den britischen Inseln ausging. Den Anfang machten Wandermönche aus Irland und Schottland und brachten ein keltisch geprägtes Christentum zu den germanischen Völkern. Die zweite Welle wurde von Angelsachsen durchgeführt. Diese waren durch ihre eigene Bekehrung durch Augustin von Canterbury im Auftrag Papst Gregors von Rom her bestimmt.

Doch Wynfreth scheiterte grandios, kehrte nach Nursling zurück und wurde dort zum Abt gewählt. Damit hätte seine Karriere in Ruhe zu Ende sein können.

Doch nach zwei Jahren gibt Bonifatius das Amt auf und verlässt England, diesmal endgültig.

Zuerst machte er eine Pilgerreise nach Rom. Dort beauftragte ihn Papst Gregor mit der Mission in den ostfränkischen Gebieten und den Randbereichen. Die Germanen dort waren noch nicht oder nur oberflächlich christianisiert. Es lag auch ein doppelter politischer Effekt dabei. Die fränkischen Herrscher erhofften sich Konsolidierung ihrer Macht, der Papst eine Ordnung der kirchlichen Verhältnisse in römischer Sicht. Mit dem Auftrag erhält Wynfreth einen neuen Namen: Bonifatius, nach einem römischen Heiligen, dessen Gedenktag gerade gefeiert wurde.

Zuerst versuchte er sein Glück zusammen mit dem Heiligen Willibrord noch einmal bei den Friesen. Diesmal schien alles auch günstiger zu sein. Doch Bonifatius scheiterte nicht an den Friesen sondern an seinem Kollegen: Bonifatius und Willibrord verkrachten sich!

Nächstes Ziel Osthessen und Thüringen, ein Gebiet, das zumeist von den Chatten bewohnt wurde. Da Bonifatius das Wohlwollen der Frankenherrscher hatte, unterschied sich seine Mission auch formal von der Mission der iroschottischen Wandermönche. Er war kein Einzelkämpfer, er stand an der Spitze einer geplanten Expedition. Ihn begleiteten Lehrer, Handwerker und wohl auch Bewaffnete! Ziel war es, Vorposten zu schaffen: Klöster, von denen dann die Vertiefung des Glaubens ausgehen sollte. Damit kommen wir auch zur berühmtesten Episode: Die Fällung der Donareiche bei Geismar. Es ist zwar einerseits ein ziemlich rabiates Vorgehen von Bonifatius. Aber es unterscheidet sich doch erheblich von dem Vorgehen Karls des Großen bei der Sachsen- „Mission“ und der Zerstörung der sogenannten Irminsul. Da zählte nur die „Überzeugung“ der Heiden durch Gewalt! Bonifatius, der ja als Angelsachse kulturell den Germanen nahe war, wusste, dass man durch einen starken Auftritt überzeugen kann. Für die germanischen Völker zählt der starke Anführer, der Held! Deshalb hatte der arianische Glaube so große Faszination für Germanen. Christus nicht der Sohn sondern der Held Gottes! Da Donar nicht eingriff, erweist sich Bonifatius als der Stärkere, wohl aber auch durch fränkische Krieger geschützt. Immerhin zerstört er nicht nur, er verwendet das Holz der Eiche zum Bau einer Kirche. Zuerst konzentriert sich Bonifatius eben auf Klostergründungen. Seine Lieblingsgründung ist Kloster Fulda. Dann wendet er sich mit dem Papst und dem Frankenherrscher im Rücken, der Neuordnung der Kirche zu. Gerade im heutigen Franken und Bayern konsolidiert er die dortigen Bistümer, die teilweise auf iroschottische Wanderbischöfe ohne festen Sitz zurückgingen. Dies gelang ihm teilweise. Er hatte im irischen Bischof Virgil von Salzburg einen starken Gegner, sodass sein Wirken in den Bistümern später nicht mehr wahrgenommen wurde. Eigentlich wollte er nach Köln, der bedeutendsten Stadt in Ostfranken als Bischof und dort als Metropolit die Bistümer im Ostfrankenreich zusammen führen. Er wurde dann Bischof von Mainz. Erst sein Schüler Lullus wurde Erzbischof.

Mit 80 Jahren macht er sich doch noch einmal nach Friesland auf. Man kann schon fragen warum das? Vielleicht war es doch eine Wunde, das zweimalige Scheitern, vielleicht suchte er auch bewusst das Martyrium zum krönenden Abschluss seiner Mission? Wie es auch sei, auf einer Firmreise zu friesischen Christen wird die kleine Expedition in der Nähe von Dokkum überfallen. Bonifatius soll noch schützend ein Evangelienbuch vor sich gehalten haben. Das wird auch oft als Attribut bei Darstellung des Heiligen zugefügt.

Seine Grablege ist wie er es wünschte, in Fulda.

Außer an den für ihn besonderen Orten Fulda und Mainz genoss unser Pfarrpatron lange Zeit keine besondere Beachtung. Erst mit dem Erstarken eines deutschen Nationalgefühls und der damit verbundenen Angst einer „Los von Rom“-Bewegung, besann man sich auf den Heiligen Bonifatius. Als „Apostel der Deutschen“, der die Kirche in Verbindung mit Rom neu organisiert hatte, wurde wieder er ins Bewusstsein gehoben. Auch ein antireformatorischer Effekt war damit verbunden. So trägt das katholische Diaspora-Werk seinen Namen. (das evangelische trägt den Namen Gustav-Adolf-Werk, nach dem schwedischen König, der im Dreißigjährigen Krieg gegen die katholischen Mächte kämpfte) Dies mag eine Rolle gespielt haben, als man für die erste katholische Kirche nach der Reformation in Wiesbaden ihn als Patron erwählt hatte. Diese Überlegungen spielen für uns heute allerdings keine Rolle mehr.

Doch passt dieser charismatische Organisator durchaus als Leitfigur für unsere bunte Pfarrei. Er hat zwar Altes zerstört, so die Donareiche, aber er hat mit dem Bau der Kapelle aus dem Holz Neues entstehen lassen. Als Gestalter der Kirche im Ostfränkischen Raum hat er Strukturen gesetzt, die, wenn auch vielfach im Laufe der Zeit verändert, bis heute die Kirche bei uns tragen.

Heiliger Bonifatius, sowohl Abenteurer wie Gestalter, bitte für uns in der Pfarrei St. Bonifatius Wiesbaden!

Pfarrer Matthias Ohlig

Kurzinformationen

Gedenktag

5. Juni

Attribute

Eiche und Axt, Fuchs, Rabe, Peitsche, Schwert (in einem Buch)

Patron

England und Thüringen, der Bierbrauer, Feilenmacher und Schneider, der Bistümer Fulda, Erfurt und Groningen, Mitpatron des Bistums Haarlem