Die heutige Etappe unseres Pilgerwegs mit den Heiligen in Rom
Bei der letzten Etappe zu den Heiligen in Rom waren wir am Grab der Hl. Caterina von Siena. Sie ruht unter dem Altar der einzigen gotischen Kirche in Rom, Sta. Maria sopra Minerva. Wenn wir auf unserer Pilgertour diese Kirche wieder verlassen, treten wir auf einen kleinen Platz. Vor der Kirche steht die Figur eines Elefanten, der auf seinem Rücken einen kleinen Obelisken trägt. Der Barockmeister Bernini, ihm verdanken wir u.a. den Petersplatz und den Baldachin über dem Papstaltar im Petersdom, hat diese Figur geschaffen. Wenn man genauer hinschaut, erkennen wir, dass er wohl keinen Elefanten selbst gesehen hat und nur auf Erzählungen hin die Figur gestaltet hat.
Gegenüber der Kirche ist das Geschäft des Ausstatters der Päpste, der die drei weißen Soutanen zur Auswahl für einen neugewählten Papst schneidert. Wir gehen nach rechts am Pantheon vorbei. Von der Via della Minerva geht’s in die Via del Seminario. Von der Kirche der Dominikaner zu einer Kirche der Jesuiten. Nach der Grabkirche des Hl. Ignatius Il Gesu ist die ihm geweihte Kirche die zweite große Kirche des Ordens in Rom. Diese Barockkirche weist einige Besonderheiten auf. Ein Ordensbruder hat nicht nur das gewaltige Deckenfresko, sondern auch eine „Scheinkuppel“ gemalt. Weil das Geld ausgegangen war, konnte keine richtige Kuppel gebaut werden. So hat er die Illusion eines Blickes in eine Kuppel gemalt. Allerdings funktioniert diese Illusion nur von einer Stelle der Kirche aus. Im Querhaus der Kirche sind zwei monumentale Grabaltäre. Auf der rechten Seite ist über dem Altar in einem lebensgroßen Relief ein junger Ordensmann dargestellt, der von Engeln in den Himmel getragen wird. Die Reliquien dieses jungen Mannes liegen in einem Schrein unter dem Altar. Es sind die Gebeine des Hl. Ludwig oder Aloisius von Gonzaga.
Wie heißt dieser Heilige denn nun: Ludwig oder Aloisius?
Unser Pilger der Hoffnung wurde als Luigi (ausgesprochen: Luidschi) getauft. Luigi ist neben dem älteren Ludovico die italienische Namensform unseres Namens Ludwig. Wie kommt es dann zum Namen Aloisius, einem im süddeutschen und im Alpenraum beliebten Namen? In Norditalien wird in verschiedenen Dialekten der Name Luigi zu Aluigi und besonders in Venedig zu Alvise. Diese Dialektform wurde dann zum latinisierten Aloisius. Aber bleiben wir beim Taufnamen.
Mein persönlicher Zugang zum Heiligen Luigi
Der Gedenktag ist der 21. Juni. Am 21. Juni 1986 wurde ich im Dom zu Limburg von Bischof Kamphaus zum Priester geweiht. Darüber besteht für mich eine besondere Verbindung zu ihm. Doch ich habe lange gebraucht, bis ich eine wirkliche Beziehung zum Hl. Luigi bekommen habe. Es liegt daran, dass man ihn in der traditionellen Verehrung mit einem klebrig süßen Honigtopf überschüttet dargestellt hat. Er wurde zum engelsgleichen, keuschen Jüngling reduziert, dessen wichtigste Tat es war, dass er selbst seiner Mutter nur mit gesenkten Blick begegnet sei …
Erst als ich diesen Honig runter geschrubbt habe, konnte ich den wahren Luigi in seiner eigenen Persönlichkeit erkennen.
Leben und Wirken des Heiligen
Luigi wurde am 9. März 1568 als Erstgeborener des Markgrafen von Castiglione delle Stiviere, einer kleinen Herrschaft am Südufer des Gardasees, geboren. Es war die Zeit der Katholischen Reform (Gegenreformation) nach dem Konzil von Trient. Er gehörte einer Zweiglinie des Fürstenhauses von Mantua, der Gonzaga, an. Die Herzöge von Mantua führten einen der wichtigsten Höfe der Renaissance in Italien. Große Maler, Architekten und Komponisten waren am Hof von Mantua tätig.
Der Erbprinz Luigi war die große Hoffnung des Markgrafen und wurde deshalb gründlich auf seine vorgesehene Laufbahn vorbereitet. So wurde er u.a. an die Höfe der Medici und des Königs von Spanien, Philipp II. geschickt. Auch für das Militärische zeigte er Talent.
Andererseits war seine Erziehung auch von Frömmigkeit geprägt. Neben der höfischen Ausbildung prägte ihn in seinen jungen Jahren besonders auch ein Verwandter, der Hl. Carlo Borromeo, Erzbischof von Mailand. Dieser Heilige war eine bedeutende Gestalt dieser Zeit und bemühte sich sehr um die Umsetzung des Konzils. Luigi wurde von ihm zur Erstkommunion geführt. So kam im jungen Erbprinz, ähnlich wie früher bei der Landgräfin von Thüringen Elisabeth, die Frage hoch: „Ist das alles, was das Leben geben kann?“.
Luigi verzichtete zugunsten des jüngeren Bruders auf die Thronfolge und entschied sich für ein Ordensleben. Zähneknirschend musste der Markgraf seine Hoffnungen, die er in seinen ältesten Sohn gesetzt hatte, begraben. Zumal der jüngere Bruder, der nun nachrückte, wohl nicht die gleichen Voraussetzungen für das Amt mitbrachte wie Luigi. Um wenigstens eine kirchliche Karriere für seinen Sohn zu ermöglichen, verweigerte der Vater lange seinem Sohn die Erlaubnis, gerade in diesen neuen, kirchenpolitisch noch nicht vernetzten Orden der Jesuiten einzutreten. Doch auch hier setzte sich der junge Luigi in seiner Hartnäckigkeit durch. So kam er zum Noviziat und weiter zum Studium nach Rom.
Auch hier im Orden ging er konsequent seinen eigenen Weg. Allerdings musste er sich auch immer wieder um familiäre und politische Angelegenheiten in der Heimat kümmern. Denn der Bruder erwies sich nach dem Tod des Vaters in Vielem überfordert und Luigi musste eingreifen.
In Rom hatte sich inzwischen die soziale Lage verschärft. Neben der Nahrungsmittelknappheit kam eine Pestepidemie. Neben dem Studium und dem Leben in der Ordensgemeinschaft kümmerte sich Luigi aufopfernd um die Armen und Kranken der Stadt. Die Ordensoberen mussten ihm den direkten Kontakt mit den Infizierten in den Hospitälern verbieten. Trotzdem wurde er infiziert und starb nach dreimonatigem Leiden in den frühen Morgenstunden des 21. Juni 1591, er war gerade erst 23 Jahre alt geworden.
Dieser junge Mann mit seiner starken Persönlichkeit wurde schnell nicht nur im Orden verehrt, denn bereits nach 14 Jahren, am 19. Oktober 1605 wurde er selig-, am 13. Dezember 1723 heiliggesprochen. Er wurde mit der Heiligsprechung auch zum Patron der Studierenden Jugend erklärt. 1926 erklärte Pius XI ihn generell zum Patron der christlichen Jugend. Wegen der Umstände seines Todes wurde er in der Volksfrömmigkeit neben Sebastian und Rochus zum Schutzheiligen der Pestopfer. Johannes Paul II. hat Luigi 1991 deshalb zum Schutzheiligen der an AIDS Erkrankten und ihrer Pflegenden ernannt. So begehen wir als Pfarrei in seinem Sinne gemeinsam mit der Anglikanischen Gemeinde, der Jugendkirche KANA in Kooperation mit der AIDS Hilfe, jährlich den Gedenkgottesdienst für die Opfer der AIDS Pandemie in Wiesbaden.
Text und Foto: Pfr. Matthias Ohlig