St. Bonifatius Wiesbaden

Rom

Heiliges Jahr in Rom: Birgitta von Schweden und Caterina von Siena

GemeindebriefPhilippe Jaeck

Pilger der Hoffnung – Heilige in Rom: Birgitta von Schweden und Caterina von Siena

Pilgerinnen der Hoffnung – Heilige in Rom: Birgitta von Schweden und Caterina von Siena

Babylonisches Exil, Frauen, die in der Kirche nicht schweigen, „Kampf und Kontemplation“

In unseren beiden ersten virtuellen Reisen nach Rom sind wir den Spuren von Pilgern der Hoffnung gefolgt. Auf dieser Reise folgen wir nun den Spuren zweier Pilgerinnen!

Birgitta von Schweden

Der heilige Vinzenz Pallotti. Gemälde von Oskar Kokoschka.

Mit Vinzenz Pallotti haben wir uns schon im Quartier um den beliebten Campo de’ Fiori bewegt. Auf dem Campo de’ Fiori (Blumenfeld) ist bis heute ein lebhafter Markt. Bisher ist er immer noch ein Blumen- Obst- und Gemüse- Markt, auch wenn immer mehr Stände für den „Touristenbedarf“: Mützen, Hüte, Schals, Taschen, Souvenirs… sich ausbreiten. Den Platz säumen Lokale mit Außengastronomie. Also immer viel Trubel. Doch wenn wir an der einen Ecke, bei der berühmten Bäckerei „Forno Campo de’ Fiori“, links durch die Gasse gehen, kommen wir zu einer ganz anderen Welt. Es öffnet sich ein fast quadratischer Platz. Dieser Platz strahlt Ruhe aus. Wenn wir den Platz betreten, schauen wir zuerst auf einen der schönsten Renaissancepaläste, den Palazzo Farnese. Der Sitz der Adelsfamilie Farnese, die auch einen Papst stellte, ist heute die französische Botschaft. Auf der rechten Seite des Platzes sieht man an einem bescheidenen Gebäude eine schmale Kirchenfassade. Hier wohnte die Heilige Birgitta und hier ist bis heute das Mutterhaus ihres Ordens.

Birgitta, nein, sie ist nicht die Patronin von St. Birgid in Wiesbaden. Diese ist eine irische Heilige und lebte früher. Unsere Birgitta wurde 1303 in eine der mächtigsten Familien Schwedens geboren. Später war sie mit einem achtzehn Jahre älteren Adligen verheiratet. Sie hatte eine bedeutende Stellung am schwedischen Königshof inne. Nach dem Tod ihres Ehemanns stellte sie sich, wie z.B. die Hl. Elisabeth und andere, die Frage: „Ist das alles, was das Leben bieten kann?“ Sie geht auf die Pilgerschaft der Hoffnung. Sie hatte mystische Erfahrungen und Visionen. Diese führten sie 1349 nach Rom. Im Heiligen Jahr 1350 folgte ihr noch ihre Tochter Katharina. Sie gründete in dem Haus an der Piazza Farnese ein Pilgerhospiz, besonders für Schweden. Auch heutzutage beherbergen die Schwestern Gäste. Von Rom aus unternimmt Birgitta Pilgerfahrten. So versucht sie, mit ihren Verbindungen im europäischen Adel im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich zu vermitteln und scheitert grandios. Eine andere, erfolgreichere Mission verbindet sie mit der anderen Pilgerin.

Caterina von Siena

Wenn wir uns auf den Weg von einer Pilgerin zur anderen machen, müssen wir eine viel befahrene Verkehrs-Schneise, die seit dem Ende des 19. Jhdt. die Altstadt durchschneidet, überqueren. So sind quasi die Bereiche der Spuren getrennt. Auf dem Weg kommen wir an der berühmten Piazza Navona vorbei und kommen zum besterhaltenen Gebäude der Antike, dem Pantheon / Sta. Maria von den Märtyrern. Dahinter, an einem kleinen Platz mit dem Obelisken auf dem Elefanten des Barock-Künstlers Bernini, finden wir die einzige gotische Kirche in Rom: Sta. Maria sopra Minerva. Die Kirche wird so genannt, weil über den Ruinen eines Minerva Tempels errichtet wurde. In der Kirche befindet sich eine Statue des Auferstandenen von Michelangelo. Für uns ist wichtig, dass hier unter dem Altar die Reliquien der Hl. Caterina ruhen. Sie ist in einem Palast in der Nachbarschaft gestorben. Später wurde das Sterbezimmer dort ausgebaut und an der Kirche wieder errichtet. Als Schutzpatronin der Stadt Rom stiftet die Kommune jedes Jahr der Kirche am Gedenktag der Heiligen einen Kelch.

Im Gegensatz zu Birgitta stammt Caterina aus einfachen Verhältnissen. Sie wurde als zweitjüngstes von 25 (!) Kindern in die Familie eines Färbers in Siena geboren. Schon früh erwies sie sich als starke Frau. Schon als Heranwachsende widersetzte sie sich den Plänen der Eltern auf Verheiratung. Sie ging immer ihren eigenen Weg. Gegen Widerstände wurde sie als Laie Teil der Dominikanischen Gemeinschaft. Obwohl von geringer Bildung, sie konnte erst gegen Ende ihres Lebens etwas schreiben, sind von ihr hunderte von Briefen überliefert. In ihnen, die sie einem Sekretär diktierte, redete sie den Mächtigen in Kirche und Welt mit heftigen Worten ins Gewissen. Wie Birgitta war sie eine Mystikerin mit einer innigen Christusbeziehung. Auch sie hatte eine Friedensmission zwischen dem Papst, mit der sie wie Birgitta scheiterte. Obwohl beide Frauen in Bezug auf die Reform der Kirche dieselbe Mission hatten, konnte ich nichts finden, ob sie sich kannten oder gar gemeinsam agierten.

Der desolate Zustand der Kirche und die Mission der Frauen

Die Zeit, in der Birgitta und Caterina um eine erneuerte Kirche kämpften, nennt man auch das Babylonische Exil der Päpste. Es war die Zeit, in der die Päpste nicht in Rom, sondern in Avignon residierten. Wie ist es dazu gekommen?

Papst Bonifaz VIII., übrigens der Papst, der das erste Heilige Jahr 1300 ausgerufen hatte, war ein sehr herrschsüchtiger Mensch. Er machte sich mit seinem Verhalten viele Feinde. Besonders mit dem Französischen König legte er sich an. Der französische Druck führte zu mehr Kardinälen aus Frankreich. So wurde nach Bonifaz’ Tod ein Franzose als Clemens V gewählt und geriet sofort unter den Einfluss des Königs. In Lyon gekrönt nahm er seinen Sitz in Avignon. Schon davor haben Päpste immer mal außerhalb von Rom residiert.Auch die Römischen Kaiser hatten politischen Druck ausgeübt. Doch diesem hatten sich die Päpste mit der Zeit entzogen. Doch im jetzt dauerhaften Exil in Avignon war der politische Druck ebenso dauerhaft. In der französischen Provinz schienen den Päpsten die Probleme der Kirche aus dem Blick zu geraten. So waren die Versuche der beiden Mystikerinnen, die Päpste zur Rückkehr nach Rom zu bewegen, viel mehr als nur symbolisch. Letztlich kehrte Gregor XI. 1376 nach Rom zurück. Birgitta hatte dies nicht mehr erlebt, sie starb 1373. Allerdings musste Caterina noch erleben, dass es am Ende ihres Lebens nach dem Triumph noch viel schlimmer wurde. Nachdem Gregor XI. bald nach der Rückkehr 1376 starb und der Nachfolger ungeschickt agierte, haben die französischen Kardinäle einfach einen anderen gewählt, der wieder nach Avignon zog. Es kam zum Abendländischen Schisma mit zwei und zuletzt gar drei Päpsten! Dies hat neben der Kirche auch Europa zerrissen. Im Jahr 1380 starb Caterina in Rom.

Papst Johannes Paul II. hat Birgitta und Caterina zu Patroninnen Europas, Caterina auch zur Kirchenlehrerin ernannt. Das traditionelle Patronat der Stadt Rom hatte ich schon erwähnt.

Pfr. Matthias Ohlig

Bilder: Hermann Rode (late 15th century) - "Svenska folket genom tiderna. Vårt lands kulturhistoria i skildringar och bilder. Andra bandet. Den medeltida kulturen". Edited by professor Ewert Wrangel. Published by Tidskriftsförlaget Allhem, Malmö, 1938, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3256087 und
Giovanni Battista Tiepolo - Kunsthistorisches Museum Wien, Bilddatenbank., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4892421