Papst Franziskus hat das Heilige Jahr 2025 unter das Leitwort „Pilger der Hoffnung“ gestellt. Die geöffnete Heilige Pforte des Petersdoms symbolisiert eine Einladung an alle Menschen, sich auf den Weg der Hoffnung zu begeben. Angesichts von Kriegen, Ungerechtigkeit und Vereinzelung ruft der Papst in der Verkündigungsbulle „Spes non confundit“ zu Frieden, Schuldenerlass für arme Länder, Solidarität mit Migranten und einer Kultur des Lebens auf. Er plant, erstmals eine Heilige Pforte in einem Gefängnis zu öffnen, um Zeichen der Hoffnung zu setzen.
Hoffnung beschreibt Franziskus als universelles Bedürfnis, das trotz Ungewissheit und widersprüchlicher Gefühle wie Angst oder Zuversicht im Herzen aller Menschen lebendig bleibt. Sie enttäuscht nicht, da sie auf der Liebe Gottes gründet, die nichts und niemand von uns trennen kann. Diese Hoffnung soll durch Glauben und Liebe genährt werden und allen Menschen Kraft schenken – sei es durch die Feier des Heiligen Jahres in Rom oder in den eigenen Gemeinden. Im Zentrum steht die lebendige Begegnung mit Jesus Christus, der „Tür“ zum Heil (vgl. Joh 10,7).
Was für mich Hoffnung bedeutet
Für mich sind Hoffnung und aktives Engagement im christlichen Glauben eng miteinander verknüpft. Hoffnung ist nicht nur eine innere Haltung, sondern eine Tugend, die dem Glaubensleben Orientierung und Ziel verleiht. Der Apostel Paulus mahnt: »Freut euch in der Hoffnung, seid geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet« (Röm 12,12). Diese Worte machen deutlich, dass Hoffnung besonders in schwierigen Zeiten Geduld und Durchhaltevermögen erfordert, während sie gleichzeitig motiviert aktiv zu handeln.
Hoffnung wird für mich dort sichtbar, wo sie im gelebten Glauben konkrete Formen annimmt. Paulus fordert uns auf, „reich an Hoffnung“ zu sein (Röm 15,13), damit unser Leben ein glaubwürdiges Zeugnis für Glauben und Liebe wird. Schon kleine Gesten wie ein Lächeln, ein Zeichen von Freundschaft, ein offenes Ohr oder ein uneigennütziger Dienst können für andere ein Samen der Hoffnung sein. Auf diese Weise zeigt sich, dass christliche Hoffnung durch aktives Engagement eine greifbare und transformative Kraft entfalten kann.
Diese Hoffnung hat ihren Ursprung in Jesus Christus und seiner Verheißung des Heils. Der Apostel Petrus ruft Christen dazu auf, die Gründe ihrer Hoffnung zu kennen und sie anderen verständlich zu machen. Hoffnung schenkt Kraft, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen, und wird durch konkrete Taten lebendig, die Liebe und Zuversicht weitertragen. Sie ist nicht statisch, sondern eine dynamische Kraft, die sich durch unser Handeln entfaltet und weitergegeben wird.
Wenn wir uns bemühen, freundlich und friedlich miteinander zu leben, spiegelt sich für mich diese Hoffnung im Alltag wider. Wenn ich auf die Gemeinschaft in unseren Kirchorten und Gemeinden blicke, erlebe ich viele Beispiele gelebter Solidarität, die mich hoffnungsvoll stimmen. Menschen schenken einander Mut und begleiten sich in Zeiten der Trauer.
Hoffnung spüre ich, wenn sich Menschen mit ihren Lebens- und Glaubensfragen vertrauensvoll an unsere Pfarrei, an Gemeindemitglieder oder kirchliche Einrichtungen wenden und dort Unterstützung und Gemeinschaft erfahren.
Besonders ermutigend finde ich, wenn wir als Christen entschieden gegen Hass, Extremismus und Gewalt eintreten und uns aktiv für die Bewahrung der Schöpfung, Demokratie und ein menschenfreundliches Miteinander einsetzen.
Es gibt mir Zuversicht, wenn unsere Kirchorte die Lebenswirklichkeiten der Menschen in den Wiesbadener Stadtteilen ernst nehmen und sich fragen: Für wen sind wir als Kirche da?
Hoffnung wächst auch, wenn wir als Teil einer weltweiten Kirche solidarisch mit den Armen, Vertriebenen und Hoffnungslosen handeln und erkennen, wie sehr wir Menschen aufeinander angewiesen sind.
Besonders stärkt mich die Erfahrung, dass wir unseren Glauben miteinander teilen können, anstatt darüber zu streiten. Hoffnungsvoll macht mich, wenn Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen miteinander ins Gespräch kommen und nicht übereinander Vorurteile stärken.
Ich wünsche uns für das Heilige Jahr, dass wir jeder auf seine Weise als Pilger der Hoffnung unterwegs sein werden. Dass wir Hoffnung erleben und teilen können. Die Liebe Gottes, die in Jesus Christus Mensch geworden ist, gebe uns Halt für unser Leben und Hoffnung, die wir im Heiligen Jahr 2025 brauchen.
Heiko Litz, Gemeindereferent