Im Jahr 2021 wurde die Gemeinde St. Elisabeth 100 Jahre alt. Bei den Recherchen zum Kirchenbau 1935/36 stießen wir darauf, dass die Gestaltung des Bereichs hinter dem damaligen Hochaltar ursprünglich völlig anders geplant war: Hier sollte ein über 8 m hohes und mehr als 5 m breites weißes Betonkreuz, aus dem eine Christusfigur mit ausgebreiteten Armen quasi heraus wuchs, stehen. Dieses war auf Wunsch des damaligen Pfarrers P. Leonhard Wilke von der Künstlerin Lucy Hillebrand gestaltet worden.
Gegen die Ausführung des Kreuzes, aber wohl auch gegen die Künstlerin, die Halbjüdin (Nichtarierin) war, gab es etliche Kritik aus Bevölkerung und herrschender Partei. Schließlich verfügte das Bistum die Entfernung noch vor der Konsekration der neuen Kirche. Die Skulptur wurde zerlegt und zunächst im Keller von St. Elisabeth, später bei den Franziskanern in Kelkheim-Hornau gelagert und war schon fast in Vergessenheit geraten.
Glücklicherweise entdeckte sie dort in den 1960er Jahren der Wintricher Lehrer Josef Reinhard und erreichte, dass sie ihm für ein paar Flaschen Moselwein überlassen und anschließend im Wintricher Weinberg Großer Herrgott aufgestellt wurde. Von dort wacht die Skulptur seitdem über das Moseltal.
Im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten wurde auch eine Wallfahrt nach Wintrich zu „unserer“ ehemaligen Altarraumfigur geplant. Bis zur Durchführung dauerte es dann zwar bis 2024; allerdings kam dabei zusätzlich die Idee auf, eine hinreichend große Fotografie prominent in St. Elisabeth zu platzieren.
Eine Aufnahme wurde per Drohne gemacht, auf das Format 3 m x 1,60 m vergrößert und gerahmt. Sie soll ihren Platz über der linken Seitentür der Kirche finden, verbunden mit einer Hinweistafel zu Bild und Künstlerin, der dadurch auch endlich die verdiente Ehrung zuteil wird. Die offizielle Vorstellung dieses Bildes wird im Rahmen des Patroziniumsgottesdienstes unter Beteiligung von Pfarrer Comes aus Wintrich stattfinden. So wird der Große Herrgott künftig, wie ursprünglich beim Bau der Kirche geplant, seine Arme über die Gottesdienstbesucher von St. Elisabeth ausbreiten.
Wolfgang Scholl