St. Bonifatius Wiesbaden

St. Bonifatius – Eine Pfarrei liest ein Buch

Gemeindebrief, Musik Kultur KirchePhilippe Jaeck

Ein Lesefestival in Kooperation mit den Stadtbibliotheken Wiesbaden und der Katholischen Erwachsenenbildung Wiesbaden-Untertaunus und Rheingau

Kann eine Pfarrei ein Buch lesen – werden alle Pfarreiangehörigen ein Buch lesen? Genauso wenig wie die Stadt Frankfurt und komplett alle Frankfurter! Und doch gibt es seit 2010 „Deutschlands schönstes Lesefest“ (Die Zeit): Frankfurt liest ein Buch! Ziel ist es, jährlich über ein Buch gemeinsamen Gesprächsstoff und ein Gemeinschaftserlebnis für die Frankfurter zu haben.

2017 gab es auch die Jahresaktion im Bistum Limburg: Ein Bistum liest ein Buch

Zusammen mit unserem Jahresthema: Wasser/Klima/Bewahrung der Schöpfung, parallel zum Jahr des Wassers der Stadt Wiesbaden, haben wir überlegt, diese Aktion in unserer Pfarrei zu wagen!

Es ist ein Wagnis und Vieles wird sich erst im Laufe des Jahres entwickeln.

Wir starten mit der Auswahl des Buches. Dazu möchten wir Sie ausdrücklich beteiligen!

Wir laden Sie ein, über das Buch des Jahres abzustimmen!

Die Vorschlagsliste mit Büchern zum Thema Wasser wurde von den Stadtbibliotheken, dem Dichter Paul-Henri Campbell und uns erstellt.


Die acht Kandidaten

Eva Demski: Mama Donau

Eva Demski, geboren in Regensburg an der Donau, erzählt über ihren Fluß, über Mama Donau: »Ich bin an der Donau geboren, die ist ein Weib und nicht so romantisch wie der Vater Rhein. Sie strömt von Westen nach Osten und zählt 2850 Flußkilometer bei Donaueschingen bis 0 Kilometer in den Weiten des Donaudeltas, in Rumänien. … Das Buch erzählt meine Geschichten vom Fluß, von geliebten und fremden Orten, aber auch die allerfremdesten waren vertraut: Wenn man ins Wasser schaute, es hörte und roch.«

Hans Jürgen Balmes: Der Rhein

Biografie eines Flusses. Hans Jürgen Balmes nimmt uns mit auf eine Reise entlang des Flusses. Wir begegnen Menschen, die wie William Turner den Rhein zu ihrer Sehnsucht und Lebensaufgabe machten. Wir sehen Wälder und Tiere, die in traumhaften Naturbetrachtungen und meditativen Bildern gegenwärtig werden.

John von Düffel: Vom Wasser

Die Geschichte einer Papierfabrikantendynastie, erzählt von einem, der wie magisch angezogen immer wieder zum Wasser zurückkehrt. Vor unseren Augen lässt dieser Mann die Porträts seiner Ahnengalerie auferstehen.

Paolo Rumiz: Der Leuchtturm

Die Entdeckung der Einsamkeit - auf einer gottverlassenen Leuchtturminsel im Mittelmeer

Ulrike Draessner: Kanalschwimmer

Mit beeindruckender poetischer und psychologischer Intensität, sinnlich und humorvoll erzählt Ulrike Draesner die Geschichte einer Kanalüberquerung, die äußere wie innere Grenzen testet. Ein Aufbruch im Alter, ist das möglich? Gelten die frühen Ideale noch – oder wieder? Der Kanal ist kalt, die Strömung mächtig. Am Ende wird Charles klar, dass er nicht über seinen Schatten springen muss. Er kann ihn durchschwimmen.

Salvatore Basile: Der Junge der ans Meer glaubte

Nur wenn Marco kopfüber ins Wasser eintaucht, fühlt er sich wirklich frei. Dann kann er alles vergessen: seine Eltern, die ihn verlassen haben, die Jahre in Pflegefamilien und die schwindende Hoffnung auf eine glückliche Zukunft. Doch dieser Rausch, den er so liebt, und ein Mädchen, das er beeindrucken will, lassen ihn eines Tages von einer Klippe ins Meer springen – ein Sprung, bei dem er sich schwer verletzt.

Patrick Chamoiseau: Die Spur des anderen

Der Gestrandete ist seit Daniel Defoe ein Topos der abendländischen Kulturgeschichte. Auch Patrick Chamoiseaus Erzähler kultiviert anfangs die Insel zu seinem Reich, doch stellen sich seine Zäune und Amtshandlungen bald als lächerliche Illusionen heraus. Er durchlebt immer wieder andere Zyklen des Begreifens: So verschmilzt er symbiotisch mit der Insel und ihrer Tier- und Pflanzenwelt, dann tritt er ihr im Kriegszustand entgegen, später dann mit Gleichgültigkeit, zuletzt als Künstler. Seit er am Strand eine Spur entdeckte gilt sein Denken nicht nur der Insel, sondern auch dem Anderen – er wird Robinsons größte Herausforderung, als Begegnung mit sich selbst.

Die Rahmenerzählung, die mitteilt, was der Gestrandete aufgrund einer Amnesie nicht zum Grund seiner Selbstfindung machen kann, konterkariert das literarische Vorbild Daniel Defoes mit einer historischen Dimension: Die traditionelle Selbstermächtigung war immer auch eine europäische. Ihr kultureller Hintergrund ist nicht der des Erzählers, sondern dessen, der ihn als aufrührerischen Wahnsinnigen einst auf der Insel aussetzte. Am Ende begegnen sie sich wieder

Édouard Glissant: Das magnetische Land

Die Irrfahrt zur Osterinsel Rapa Nui: Édouard Glissant wertet die Bilder und Berichte seiner Frau aus und verfolgt altchinesische, japanische Spuren, Traumpfade, die über die Insel verlaufen. Die Osterinsel, das einsamste Eiland auf der Welt, liegt fünftausend Seemeilen von jedem Ufer entfernt im Pazifik.

Wer fuhr einst dorthin, unter höchster Gefahr, mit dem Segelschiff in mörderischem Seegang, und brachte Mythen zurück und die Kunde von am Strand aufgestellten steinernen Riesen?

Wer nimmt heute die Mühen eines viele Stunden dauernden Flugs auf sich, in diese Einsamkeit? Sylvie Séma, die Frau des Autors, hat dies gewagt, und sie hat zudem die Nächte ihres Aufenthalts auf einem von den Wellen gebeutelten Segelschiff verbracht.

Wer wohnt heute auf Rapa Nui? Eine dezimierte Bevölkerung, für die umgekehrt die fernen Länder zu einem virtuellen Vorstellungsraum wurden. Die Menschen auf dieser Insel haben ihre bitteren Erfahrungen mit den Mächten aus der weiteren Nachbarschaft in hintergründiges Spiel und ironische Weisheit verwandelt. Mit ihnen erfahren wir eine neue Sicht auf unsere globalisierte Welt – ganz im Stil von Édouard Glissant.


Abstimmung

Bitte stimmen Sie hier bis 28. Februar ab:

https://boniwi.info/buch22

Geben Sie uns dann Zeit, das Weitere zu planen. Am „Welttag des Buches“, 23. April 2022 werden wir das erwählte Buch öffentlich vorstellen.

Dann kann es losgehen mit dem persönlichen Lesen, dem gemeinsamen Lesen, Vorlesen, darüber Reden, Austauschen, Weitergeben!

Im zweiten Halbjahr wird es Veranstaltungen zum Buch und zum Thema geben in den Räumen der Stadtbibliotheken, dem RoncalliHaus und bei uns …

Im Laufe des Frühjahrs werden wir auch ein Lesefest zum Thema „Wasser“ für Kinder im KiTa-Alter und für Kinder im Grundschulalter auf den Weg bringen.

Pfr. Matthias Ohlig

Übrigens:

Seit 2017 (dem Jahr der Bistums-Aktion) gibt es bei uns die Möglichkeit gemeinsam zu lesen, über das Gelesene ins Gespräch zu kommen, über Gott und die Welt zu reden.

In der Regel (leider im Moment wegen der Pandemie unterbrochen!) treffen sich Interessierte am 2. Montag jeden Monats. Der Kreis ist offen, unkompliziert, man kann dazu stoßen oder auch wegbleiben, wenn es nicht passt. Es macht aber großen Spaß, über die Gruppe mit neuen Büchern in Kontakt zu kommen und vor allem ist der Austausch anregend! Kommen Sie doch mal vorbei! Über die Medien der Pfarrei erfahren Sie, wann es wieder losgeht!