Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Aber ich habe den Sommer schon lange nicht mehr so sehr herbeigesehnt wie in diesem Jahr. Durch die Coronaschutzimpfungen ist endlich wieder ein Stück mehr Normalität in greifbare Nähe gerückt.
Als dann jedoch kurz vor Beginn der Sommerferien die nächsten Hiobsbotschaften von starken Unwettern und Überflutungen in einigen Regionen Deutschlands in den Medien zu hören waren, machte sich Resignation in mir breit. Auch die Schlagzeilen und erschütternden Bilder von extremen Hitzewellen mit zerstörerischen Waldbränden in anderen Teilen Europas machten es nicht wirklich besser.
Automatisch stellten sich mir innerlich die nagenden Fragen: „Warum lässt Gott all dieses Leid zu? Warum greift er nicht ein? Und wo ist er eigentlich in all diesen Katastrophen? Lässt er uns Menschen im Stich?“
Eine Antwort auf diese Fragen ist wirklich nicht leicht zu finden. Eine Begegnung aus meinem Alltag ermöglicht mir jedoch einen Perspektivwechsel im Umgang mit Krisen und existenziellen Herausforderungen.
Mein Lieblingscafé, das Café Woods, wo ich gerade sitze und diesen Artikel schreibe, hat auch immer noch mit den Folgen der langen Schließungen während der Coronawintermonate zu kämpfen.
Als die Besitzer im Frühjahr endlich wieder öffnen durften und das Sommergeschäft auch gut angelaufen war, musste das Café zu Beginn der Sommerferien erneut fast über drei Wochen schließen. Schuld war ein großer Wasserschaden im Keller aufgrund der starken Regenfälle und Überflutungen in der Mainzer Altstadt.
Als die gröbsten Reparaturen erledigt waren und das Woods erneut öffnen konnte, kam ich mit Angie und William, den Inhabern des Cafés, ein wenig ins Gespräch. Ich erwartete, auf sorgenvolle Gesichter, Resignation und Verzweiflung zu stoßen. Aber ich traf auf dieselbe herzliche, fröhliche und hoffnungsvolle Art, mit der ich auch sonst begrüßt wurde. Das machte mich stutzig.
Als ich Angie darauf ansprach, sagte sie: „Man darf die Hoffnung und den Mut niemals aufgeben! Man darf trotz allem Schweren niemals vergessen, das Gute zu sehen und zu sammeln! Für mich sind es die vielen Stammkunden, die uns immer noch die Treue halten, die mich tragen, dankbar sein und nicht aufgeben lassen.“
In ähnlicher Weise haben es auf beeindruckende Art und Weise Menschen bei Fernsehinterviews formuliert, die bei der Flutkatastrophe alles verloren haben. Auch sie waren dankbar für die unzähligen Hilfen und Unterstützungen, die sie in ihrem Leid erfahren durften. Diese große Solidarität hat ihnen Trost und neue Hoffnung gegeben.
Das ermutigt mich, auch in persönlichen Krisenzeiten meine Perspektive ein wenig zu wechseln und mich nicht zu sehr an der lähmenden Frage des „Warum?“ festzubeißen. Vielleicht gibt es auf die Frage, „warum Gott das zulässt“, gar keine zufriedenstellende Antwort.
Viel wichtiger ist es vielleicht, herauszufinden, was mir in existenziellen Notlagen und Herausforderungen neue Kraft schenken kann. Das habe ich jedenfalls für mich aus dem Gespräch mit Angie und William gelernt!
Und Sie, liebe Gemeindebriefleser:innen? Was trägt Sie durch herausfordernde Zeiten? Was sind Ihre Kraftquellen in Krisen und wo finden Sie in den Herausforderungen Ihres Alltag Zeichen der Hoffnung?
Vielleicht finden Sie bei dieser Spurensuche ja sogar eine Antwort auf die Frage, wo Gott in all dem Schweren zu suchen und zu finden ist... Denn gibt Gott uns nicht in Jesus Christus selbst die Zusage, dass wir im Leid nicht alleine sind? Dass ER da ist, Ohnmacht und Verzweiflung mit uns Menschen aushält, uns tröstet, trägt und rettet?!
Pastoralreferentin Stephanie Hanich