St. Bonifatius Wiesbaden

Mariä Aufnahme in den Himmel – „Mariä Himmelfahrt“

Gemeindebrief, Theologie SpiritualitätPhilippe Jaeck

Religionsgeschichtlich

Mitten im Sommer, am 15. August, wird in der katholischen Kirche ein Fest großer Hoffnung gefeiert. Maria, die Mutter Jesu, ist als ganzer Mensch dort angelangt, wo auch wir unsere endgültige Heimat finden sollen, sie ist mit Leib und Seele von Gott in den Himmel aufgenommen worden.

Von einem „Tag der Gottesmutter Maria“ am 15. August ist bereits im Armenischen Lektionar von Jerusalem (5. Jh.) die Rede, wo man die „Entschlafung“ (dormitio) der Gottesmutter feierte. Der Tag wurde als natale im Sinne des Märtyrergedenkens begangen: Man feierte den Heimgang der Gottesmutter zugleich als ihren Geburtstag zum ewigen Leben. Kaiser Maurikios (582-602) schrieb ihn in diesem Sinn für das Reich von Byzanz vor. In Rom gab es ein Fest zum „Heimgang Mariens“ am 15. August spätestens in der Mitte des 7. Jahrhunderts. Papst Sergius I. (687-701) feierte es mit einer Prozession von der Hadriankirche zur Kirche Santa Maria Maggiore.

Ende des 8. Jahrhunderts tauchte in Rom die Bezeichnung Aufnahme der heiligen Maria auf. Nach der Verkündigung des Dogmas (1950) von der leiblichen Aufnahme Marias in den Himmel gewann das Fest weiter an Bedeutung, die auch durch seine Auszeichnung als Hochfest im neuen Messbuch unterstrichen wird. Was nach katholischer Überzeugung den Heimgang Marias vom Heimgang anderer Märtyrer und Heiligen unterscheidet und die Gottesmutter in einzigartiger Weise auszeichnet, kommt im Tagesgebet der Festmesse zum Ausdruck:

„Allmächtiger, ewiger Gott, du hast die selige Jungfrau Maria, die uns Christus geboren hat, vor aller Sünde bewahrt und sie mit Leib und Seele zur Herrlichkeit des Himmels erhoben.“

Für diese Überzeugung spricht, dass es keinen Ort gibt, der beansprucht, die Reliquien Marias aufzubewahren. Viele Kirchen und Kathedralen feiern an diesem Fest ihr Patrozinium. Darüber hinaus ist bis heute die Tradition von Wallfahrten rund um dieses Marienfest lebendig.

In der Ostkirche gibt es früh ein solches Fest, das im 6. Jh. zum Staatsfeiertag im byzantinischen Reich erklärt wurde. Besonders im Bereich der Ostkirche wurde zunächst nur der Himmelfahrt Ihrer Seele gedacht.

Das Motiv der Aufnahme Mariens in den Himmel (Maria Assunta) und ihre Krönung als „Himmelskönigin“ ist Motiv der meisten Altarbilder des Barock und vieler Deckengemälde. Maria wird dabei in einer Mandorla, später auf Wolken von Engeln empor getragen, während die um das Grab versammelten Apostel staunend nach oben blicken, z.B. auf dem Altargemälde von Tizian in Santa Maria dei Frari in Venedig (1516-18). Auf einem Altar von Egid Quirin Asam (1722) halten einige der Apostel die Rosen empor, die sie in Mariens Grab fanden. Auf dem Holzschnitt von Albrecht Dürer (1510) ist die Himmelfahrt mit der Krönung Mariens im Himmel verbunden. Einer Legende nach warf Maria vom Himmel aus dem Apostel Thomas ihren Gürtel zu als Beweis ihrer leibhaftigen Auffahrt zu Gott. Diese „Gürtelspende“ Mariens war ein besonders in Italien beliebtes Motiv aufgrund einer in Prato verehrten Gürtelreliquie.

Auch außerbiblische Legenden berichten von der Aufnahme der Seele Mariens in den Himmel, von ihrer Auferweckung und leiblichen Himmelfahrt vom Grab aus, im Beisein der Apostel.

Die Himmelfahrt kann mit Motiven der Unbefleckten Empfängnis Mariens (Maria Immaculata) verbunden sein: Sternenkranz um Mariens Haupt, Mondsichel und Weltkugel mit der Schlange zu ihren Füßen. So wird ihre Auffahrt in den Himmel zum Triumph der von der Erbsünde freien Mutter Christi über Tod und Teufel.

Nachdem der Tod im Dreißigjährigen Krieg so große Ernte eingefahren hatte, baute der Barock ein Abbild des Himmels. Die Gläubigen können einen Blick in den Himmel werfen, das Ziel der irdischen Reise. Aus diesem Grund ist in vielen Religionen mit diesem Festtag ein Erntebrauch, die Kräuterweihe, verbunden. Verschiedene Kräuter werden zusammengebunden und gesegnet. Sie sollen vor Krankheit schützen und werden bei Gewitter im Ofen verbrannt.

Aus den Quellen zusammengefasst von Pfr. Peter Šoltés
Bild: Gerd Altmann / pixabay.com