2021 ist das Jahr des dritten Ökumenischen Kirchentags (ÖKT), der allerdings in dieser Situation ganz anders ablaufen wird, als geplant. Zumeist nur digital und mit wenigen Präsenzveranstaltungen ohne auswärtige Teilnehmer. So wird es den „Abend der Begegnung“, von dem ich noch im letzten Gemeindebrief geschrieben hatte, nicht geben.
Doch wie auch immer der ÖKT aussehen wird, er ist Anlass, auf die Ökumene in unserer Pfarrei zu schauen und in diesem Jahr (nicht nur) im Gemeindebrief eine Reise in unsere bunte Ökumenelandschaft zu unternehmen. In den folgenden Gemeindebriefen werden ich und andere aus dem Pastoralteam mit unseren ökumenischen Partnern im Gespräch, die Konfessionen vorstellen und nach dem Vorhandenen und den Wünschen fragen.
Ökumene, da denken wir sofort an den Evangelisch-Katholischen Dialog. Das ist im Land der Reformation auch verständlich und die Evangelische Kirche ist in Wiesbaden auch der sichtbarste Partner. So werden wir auch da unsere Reise beginnen. Das Miteinander von unseren Kirchorten mit den Evangelischen Gemeinden hat schon gute Tradition und vieles ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Ist es nicht vielleicht gerade deswegen sinnvoll, der Ökumene neuen Schub zu geben?
Auch ist das Spektrum der Kirchen der Reformation breiter, als wir denken. So gibt es in unserem Gebiet auch eine Gemeinde der Selbstständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Die ökumenische Landschaft ist aber noch vielfältiger. Zunehmend sind die unterschiedlichen Kirchen der Orthodoxie in Wiesbaden sichtbar. Da ist die Orthodoxie der byzantinischen Tradition, dazu gehören zum Beispiel die Griechisch-Orthodoxe und auch die Russisch-Orthodoxe Kirche als die größten Vertreter dieser Richtung. In St. Bonifatius ist die Rumänisch-Orthodoxe Gemeinde präsent. Sie feiern ihre Gottesdienste, leider wegen Corona zur Zeit unterbrochen, in der Roncalli-Kapelle.
In St. Michael ist die Eritreisch-Orthodoxe Gemeinde und in St. Mauritius die Koptisch-Orthodoxe Gemeinde zu Gast. Sie heißen zwar offiziell auch „Orthodox“, doch gehören diese Kirchen zur orientalischen Tradition, mit eigener Sprache und eigenen Riten. Die Orthodoxie ist wahrlich vielfältiger. Nicht zuletzt gibt es auch zwei Kirchen, die, klein aber fein, ihre besonderen Stimmen im ökumenischen Konzert einbringen: die Altkatholiken und die Anglikaner! Das Verhältnis von Römisch-katholischer Kirche und der Altkatholischen Kirche ist besonders spannend wegen der großen Nähe in Theologie und Liturgie und der Unterschiede in der Struktur. Die Anglikanische Gemeinde in Wiesbaden zeichnet sich durch die Internationalität ihrer Mitglieder aus. Zu den Altkatholiken bestehen schon traditionell teilweise gute Kontakte. Die Beziehung zu den Anglikanern ist noch ein kleines Pflänzchen, das ich gerne weiter gießen möchte. Nicht zuletzt wollen wir auch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Wiesbaden besuchen.
Erste Etappe im März: das Evangelische Dekanat!
Pfarrer Matthias Ohlig