St. Bonifatius Wiesbaden

Was für ein Segen!

Gemeindebrief, Kinder Familie Minis, Theologie SpiritualitätPhilippe Jaeck

Segen bringen, Segen sein in der Fastenzeit und darüber hinaus.

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Wenn die Fastenzeit beginnt, dann steht bei uns auch ein „Hausputz“ des Herzens an. Dabei schauen wir vielleicht darauf, wie wir anderen Menschen achtsamer begegnen können. Dazu hat Gott uns die Möglichkeit gegeben, ein Segen zu sein, indem wir anderen etwas Gutes tun. Wir können unseren Mitmenschen ebenso Gutes zusagen und sie segnen. Dazu gibt es Vorbilder. Unter dem Motto „Segen bringen, Segen sein“ gehen Kinder als Sternsinger alljährlich von Haus zu Haus, um den Segen Gottes zu den Menschen nach Hause zu bringen. Dabei ist es selbstverständlich, dass die Kinder das Zuhause segnen. Auch in der Messe ist es ganz klar, dass der Kommunionhelfer den Kindern, die noch nicht zur Erstkommunion gegangen sind, ein Kreuzchen auf die Stirn zeichnet und sie segnet. Manche kennen das vielleicht noch, dass die Eltern ihren Kindern einen Segen mit auf den Weg geben.

Als pastoraler Mitarbeiter wird man dennoch immer mal wieder im Alltag angesprochen, ob Laien in der Kirche überhaupt segnen dürfen. Zuletzt wurde diese Frage nach der diesjährigen Kindersegnung für die Kinder der Kindertagesstätten der Pfarrei St. Bonifatius Wiesbaden gestellt. Die Antwort dazu liefert uns das Benediktionale, das Buch in dem für verschiedene Anlässe Segensformeln enthalten sind. Dort heißt es unter der Nummer 18 auf der Seite 16: „Auf Grund des allgemeinen oder besonderen Priestertums oder eines besonderen Auftrages kann jeder Getaufte und Gefirmte segnen. Je mehr aber eine Segnung auf die Kirche als solche und auf ihre sakramentale Mitte bezogen ist, desto mehr ist sie dem Träger eines Dienstamtes zugeordnet.“ Weiter heißt es dort: „Priester, Diakone oder beauftragte Laien segnen im Leben der Pfarrgemeinde oder im öffentlichen Leben: Eltern segnen in der Familie.“ Übersetzt heißt das, dass alle, die getauft und gefirmt sind, segnen dürfen. In liturgischen Zusammenhängen, also bei Messen und Wortgottesdiensten ist die Segnung zunächst dem Priester vorbehalten, weil ihm durch die Weihe eine besondere Autorität verliehen worden ist und weil Jesus Christus durch die Segnung des Priesters besonders hindurch wirkt. Bei Wortgottesdiensten oder in der Messe während der Kommunionausteilung kann der Dienst des Segnens auf Laien übertragen werden.

Wer einen Segen spendet, sei es der Priester oder ein Laie, der spricht einer anderen Person Gottes Lebenskraft, Heil und Schutz zu. In jedem Segen ist es also Gott selbst, der wirkt. Er lässt den Gesegneten wachsen und Gott loben. Segen zu spenden, ist ein Beziehungsakt, bei dem sich der Spender und der Gesegnete begegnen. Dabei wirkt Gott durch uns hindurch. Ein Segen kann zu jeder Zeit an jedem Ort, auch außerhalb vom Kirchenraum weitergegeben werden. Dazu gibt der Autor und evangelische Pfarrer Werner Tiki Küstenmacher folgende Anregung:

„Stellen Sie sich vor, dass der Segen Gottes, den sie am Ende des Gottesdienstes bekommen, durch sie hindurchfließt – wie das Wasser von der Quelle durch das Flussbett strömt, bis es an sein Ziel gelangt. Das Ziel des Segens ist dann die Person, der Sie den Segen weiterschenken.“

Bei dem Segensakt werden der Spender und der Segensempfänger gleichermaßen durch die Wirkkraft Gottes beschenkt. Wie diese Erfahrung sein kann, beschreiben unsere Laien nach unserer Kindersegnung für die Kindertagesstätten so: Es fühlt sich an, wie ein Geschenk. Viele kleine Menschen stehen mit großen Augen vor dir. Mit Blicken voller Erwartung aber auch der Gewissheit, dass es auf jeden Fall etwas Gutes sein wird. Manche Große und Kleine drumherum schauen etwas überrascht, die Großen manchmal auch etwas grimmig. Ein Kind spricht es dann auch aus: „Das ist ja ‘ne Frau!“ „ Genau!... Das dürfen auch Frauen und auch ganz ohne weißes liturgisches Gewand!“ Für die Kleinen ist damit alles gesagt und los geht’s. Mit jedem Segensspruch und jedem Kreuz, das auf die Stirn gezeichnet wird, kommt alles in Fluss. Viele größere Kinder nicken während dem Segensspruch häufig mit dem Kopf. Ihr Blick verrät, dass überhaupt keine Zweifel bestehen, dass der liebe Gott sie hier und von jetzt an und mit unserer Hilfe noch ein bisschen mehr beschützt. Und auf die Frage, wie sich der Segen angefühlt hat, antwortet ein Kind: „Es hat gekitzelt!“ Ein klares Zeichen, dass der Funke auch über uns Laien übergesprungen ist. Vielen Dank für diese bereichernde Erfahrung.

Nun laden wir Sie, liebe LeserInnen, ein: Bringen Sie den Segen. Schenken Sie Ihren Segen, den Sie empfangen haben, weiter. Sagen Sie zu jemandem „Gott beschütze und segne dich.“ Segnen Sie Ihre Lieben mit einem Kreuzchen auf der Stirn, wenn der Alltag beginnt oder endet oder wenn etwas Wichtiges ansteht. Die Fastenzeit bietet eine gute Gelegenheit die Kultur des Segnens wieder sichtbarer zu machen. Bedenken Sie dabei, dass Gott uns zum Segnen berufen hat. Dazu heißt es in der Bibel im Buch Genesis 12,2: „Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein.“ Dieser Zuspruch, den Gott einmal Abraham gegeben hat, der gilt auch für uns. Also, seien wir füreinander Segen!

Carola Müller, Gemeindereferentin und
Stefanie Wagner, Kita-Koordinatorin