Wohnen – ein Menschenrecht!?
„Jeder Mensch braucht ein Zuhause!“ – Diesem Satz werden vermutlich die meisten Menschen zustimmen. Wir verbinden mit dem Begriff „Zuhause“ einerseits verschiedene Gefühle und andererseits konkrete Vorstellungen. „My home is my castle“ („Mein Zuhause ist mein Schloss“) meint nicht nur das Dach über dem Kopf, die vier Wände, in denen ich Schutz finde, und die Tür, die ich hinter mir schließen kann. Wer eine Wohnung sucht, wünscht sich auch eine Infrastruktur wie z. B. Kita und Schule, Geschäfte und Ärzte in erreichbarer Nähe.
Für ältere Menschen kommen noch weitere Aspekte dazu: eine seniorengerechte Wohnung, ein Fahrstuhl im Haus, mobile und soziale Anbindungen.
Inzwischen hat es sich herumgesprochen, dass in Deutschland über eine Million Wohnungen fehlen. Von dieser Not betroffen sind zuerst kinderreiche Familien, Alleinerziehende, Menschen mit geringem Einkommen, Studierende, Rentner, geflüchtete Menschen… Zunehmend betrifft es aber auch Menschen, die zur Mitte der Gesellschaft gehören, weil die Mieten in den Innenstädten oder auch in bestimmten Regionen ständig gestiegen sind. So erleben inzwischen auch Krankenpfleger, Polizisten oder Busfahrer, dass sie keine bezahlbare Wohnung mehr finden.
Um sich diesen Herausforderungen zu stellen und auch Verbesserungen zu erzielen, braucht es viele Mitdenkende und Mitgestaltende. Hier sind politisch Verantwortliche in den Kommunen und Gemeinden, Wohnungsbaugesellschaften, private Vermieter und auch die Kirchen gefragt.
„Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ – so lautet das Motto der diesjährigen Jahreskampagne der Caritas. Die dreijährige Initiative (2018 – 2020) ist diesem gesellschaftlichen Zusammenhang gewidmet. Die Jahreskampagne 2018 nimmt dabei besonders in den Blick, inwieweit der Mangel an Wohnraum den Zusammenhalt in der Gesellschaft gefährdet.
Das Titelbild dieses Gemeindebriefes zeigt eines von drei Plakaten der Kampagne. Die Plakate wollen das Bewusstsein zu dieser Problematik fördern, zur Auseinandersetzung damit anregen und zum Gespräch darüber einladen. Dazu finden sie auf der Website www.zuhause-für-jeden.de sozialpolitische Positionen, eine Studie zum Thema, wegweisende Projekte sowie ein Online-Spiel „Wer wohnt wo, für wieviel“.
„Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ – auch in unserer Pfarrei wollen wir uns mit dieser Thematik auseinandersetzen. Bereits vor den Sommerferien beteiligte sich die Katholische Kirche Wiesbaden an einem Aufruf zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums. In der Kreuzwoche in Limburg geht es am Tag der Caritas am 16. September 2018 um Wohn(t)räume, um die mühsame Suche nach bezahlbarem Wohnraum, um Träume vom Wohnen. Die Unterschriftenlisten und die Einladungen zur Kreuzwoche liegen in den Kirchen aus, und nähere Informationen finden sie dazu in diesem Gemeindebrief.
In den Gottesdiensten unserer Pfarrei wird rund um den Caritassonntag im September das Anliegen ebenfalls inhaltlich thematisiert werden. Könnte es für unsere Pfarrei darüber hinaus ein Ansporn sein, die Thematik zu vertiefen?
Dazu braucht es in jedem Fall weitere Kooperationspartner, wie z. B. Vertreter der Verbände, der Politik, der Wohnungsbaugesellschaften, Immobilienbesitzer, und es braucht Sie. Voraussetzung für das Gelingen ist die inhaltliche Auseinandersetzung, die nicht geprägt ist von gegenseitigen Schuldzuweisungen, sondern vom aktiven Hören auf andere Meinungen und Positionen. Nur ein ehrliches Ringen miteinander behält die Betroffenen im Blick und ermöglicht die Umsetzung des einen oder anderen konkreten Projekts.
Machen Sie mit, mischen Sie sich ein und unterstützen Sie unser Anliegen, dass jeder Mensch ein Recht hat auf ein bezahlbares Zuhause. Dazu laden wir alle Interessierten ins Pfarrhaus St. Bonifatius ein zur nächsten Mit-Denk-Werkstatt am 16. Oktober ab 17:00 Uhr.
Bernarda Westrup, Caritas der Gemeinde
Foto: Kampagne „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ Deutscher Caritasverband