St. Bonifatius Wiesbaden

Umkehren und Umdenken, damit es weitergeht

GemeindebriefPhilippe Jaeck

Erntedank, Kirche und Klimawandel

Im Oktober feiern wir Erntedank. Wir feiern dieses Fest in aller Dankbarkeit für die Schöpfung und im Bewusstsein unserer Abhängigkeit von der Natur. In diesem Jahr spüren wir - vor allem die Bauern - diese Abhängigkeit stärker. Die Ernte im Jahr 2018 beginnt deutlich früher als gewohnt, die lang anhaltende Trockenheit sorgt für massive Ernteeinbußen, sodass ein Preisanstieg erwartet wird. Bekannte Bilder aus südeuropäischen Ländern mit trockenen Feldern und brennenden Wäldern halten längst auch bei uns Einzug. Ursache ist der Klimawandel.

170718_B_007_Weinert.jpg

Die Menschheit führt einen Lebensstil, als hätte sie mehr als eine Erde zur Verfügung. Der Welterschöpfungstag zeigt, dass bereits im August alle natürlichen Ressourcen verbraucht waren, die innerhalb eines Jahres auch wieder nachwachsen können. Das geht vor allem auf Kosten nachkommender Generationen. Wir sind mit der Natur verbunden, sind Teil von ihr und drängen sie doch mit unserem Lebensstil in ihrer Unberührtheit kontinuierlich zurück. Den Klimawandel haben wir Menschen gemacht. Wir leben auf einem begrenzten Planeten und überfordern ihn täglich. Gibt es einen Ausweg?

Es lohnt ein Blick auf den eigenen Naturverbrauch. Wie viel Ressourcen kosten mein Frühstück, mein Urlaub oder meine Wohnung? Es lohnt ein Blick auf die nachkommenden Generationen wie Papst Franziskus ihn in seiner Enzyklika Laudato Si‘ gewährt: „Welche Art von Welt wollen wir denen überlassen, die nach uns kommen, den Kindern, die gerade aufwachsen? […] Wir müssen uns bewusst werden, dass unsere eigene Würde auf dem Spiel steht. Wir sind die Ersten, die daran interessiert sind, der Menschheit, die nach uns kommen wird, einen bewohnbaren Planeten zu hinterlassen.“ (LS, 114 f.). Der Schöpfungsglaube gehört zum Kern christlicher Überlieferung. Die Bewahrung der Schöpfung ist daher Auftrag und moralische Verpflichtung aller Christen.

Es reicht nicht, auf politische Strategien zur Bekämpfung des Klimawandels zu warten. Es braucht künftig mehr beispielhaftes, entschiedenes und glaubwürdiges Handeln in der Kirche und in unseren Gemeinden. Den Umweltschutz zur Aufgabe zu machen, heißt der Schöpfungsverantwortung gerecht zu werden und die Glaubwürdigkeit der Kirche in der Gesellschaft zu stärken. Man muss nur anfangen und zwar jetzt!

Theresa Weinert
(Referentin für politische Bildung und Gesellschaft in der kath. Erwachsenenbildung)

Foto Umwelt: Stéphane Bidouze / Adobe Stock