St. Bonifatius Wiesbaden

Es gibt viele Leute, die mögen die dunkle Jahreszeit nicht...

Gemeindebrief, Theologie SpiritualitätAutor
Pfarrer Klaus Nebel

Pfarrer Klaus Nebel

Es gibt viele Leute, die mögen die dunkle Jahreszeit nicht. Wenn es abends schon so früh dunkel wird und morgens erst so spät hell, dann empfindet dies mancher als Einschränkung, als Verkürzung jener Zeit, in der man tätig, schöpferisch oder einfach nur unterwegs sein kann. Die Natur hat die Zeichen ihrer Lebendigkeit fast vollständig abgelegt. Kahle Äste ragen laublos in den Himmel. Wir stellen Lampen auf gegen die Dunkelheit, um die Tage zu verlängern. Wir drehen die Heizung auf und ziehen uns warm an gegen die Kälte des Winters. Ja, manche Leute mögen die dunkle Jahreszeit nicht. Und doch gibt es hier eine Ausnahme. Die Zeit des Advent und die sich daran anschließende Weihnachtszeit sprengen in der Wahrnehmung der Menschen diesen Zusammenhang aus Dunkelheit, Kälte und Leblosigkeit auf. Ein Glanz von Hoffnung schimmert durch die tote Welt des Winters, wo sich das Licht am Adventskranz Woche um Woche still vermehrt. 

Viele wärmen sich am Schein dieses Lichtes. Doch für manche gleicht dieses Licht eher einem längst verglühten Stern, dessen Strahlen uns zwar noch erreichen, der aber selbst schon lange nicht mehr existiert. So freuen sich manche an der Atmosphäre von Advent und Weihnachten, aber verbinden selbst nichts mehr damit. Der Ursprung dieses Festes ist in ihnen erloschen.

Erst der Glaube ist die Luft, die dieser adventlichen Flamme den nötigen Atem gibt, damit sie hell scheinen kann, nicht erlischt und auch unsere Zukunft noch erleuchtet. Es ist der Glaube daran, dass Gott gekommen ist in diesem Kind in der Krippe. Es ist der Glaube daran, dass Gott in Jesus Christus alle Wege des Menschen mitgegangen ist. Es ist der Glaube daran, dass Gott so in all die Dunkelheiten unserer Welt und unseres Lebens hinuntergestiegen ist. Ja, erst der Glaube daran, dass Gott selbst in die Finsternis des Todes hinabgestiegen ist und so den Tod besiegt hat und uns Heimat gibt in der Freiheit seiner Ewigkeit, lässt das Licht von Weihnachten wirklich leuchten.

So dürfen wir unser ganzes Leben als Advent betrachten, als ein Warten auf dieses Licht, das uns Leben schenkt, als ein hoffnungsvolles Zugehen auf dieses Licht, das Christus selbst ist.

So wünsche ich Ihnen allen auch im Namen unseres Seelsorgeteams eine gesegnete Adventszeit und ein frohes Weihnachtsfest.

Klaus Nebel, Pfarrer