Nein, ich hätte es wohl nicht geglaubt, wenn ich damals dabei gewesen wäre. Sicher hätte ich mir die Kreuzigung aus der Ferne angese- hen. Ich hätte ihn mit eigenen Augen sterben sehen. Alles aus – alles vorbei. Es war eine tolle Zeit mit ihm. Aber dass das so plötzlich zu Ende geht? Ich hätte mich sicher versteckt, aus Angst, selbst verhaftet zu werden. Viel- leicht wäre ich zu Verwandten möglichst weit weg von alle dem geflohen. Und dann kamen diese Frauen und erzählten eigenartige Geschichten. Ich hätte es wohl nicht geglaubt, als die Frauen vom leeren Grab erzählten und von Männern in weißen Gewändern oder dass sie ihn für den Gärtner gehalten hätten. Alles Einbildung – Phantasien trauernder Menschen. Aber die Erzählung der beiden, die nach Emmaus unterwegs waren, die hätten mich aufhorchen lassen. Das mit dem „brannte uns nicht das Herz in der Brust“ und wie sie seine Gegenwart spürten, als sie miteinander redeten und miteinander das Brot teilten. Das hätte mich berührt, ganz tief in meiner Seele und tut es auch heute noch.
Feier der Osternacht in St. Bonifatius: Kaplan Schade bereitet am Osterfeuer vor der Kirche die Osterkerze vor.
Nein, ich hätte es wohl nicht geglaubt, als sie mir als Kind von Jesus erzählten und davon, dass er heute noch lebe. Ich hätte es wohl (spätestens als Erwachsener) nicht geglaubt, dass ich ihm begegnen kann im Gebet, in der Gemeinde und besonders auf den Kreuzwegen meines Lebens.
Aber ich durfte es erfahren: dass er da war, als ich mich von allen verlassen fühlte; dass er da war, wenn ich ihm in aller Stille mein Herz ausschüttete; dass er da war im Gebet; dass er da war, in unzähligen Menschen, die mich auf meinem Lebensweg begleiteten. Und so darf ich sagen: ja – ich glaube, dass er lebt. Ja, ich kann sogar sagen: ich weiß, dass er lebt, dass er genauso real ist, wie der Sonnenaufgang am Morgen und der Mond in der Nacht; dass er genauso real ist, wie die Menschen um mich herum. Und er geht mit mir auf meinen Wegen, ganz gleich, ob es die schönen oder die schweren Tage meines Lebens sind. Er ist da, wenn ich aufs Kreuz gelegt werde und er ist da, wenn ich das Leben feiern kann. Ja, ich glaube – ja, ich weiß: er lebt!
Andreas Schuh, Gemeindereferent