St. Bonifatius Wiesbaden

Priesterjubiläum

„Ich bin vom Konzil geprägt“

Gemeindebrief, Gesichter der PfarreiPhilippe Jaeck

Pfarrer Horst Krahl wurde vor 50 Jahren zum Priester geweiht

Wenn Horst Krahl aus der Tür seiner Wohnung im dritten Obergeschoss tritt, dann blickt er auf einen Kirchturm aus roten Steinen. Es ist der Kirchturm von St. Andreas in der Aßmannshäuser Straße. In der Gemeinde im Rheingauviertel war er dreißig Jahre lang Pfarrer, hier hat er Menschen begleitet, Kinder getauft, Gottesdienste gefeiert, Sonntag für Sonntag gepredigt. Am 9. März begeht Horst Krahl sein Goldenes Priesterjubiläum. Gefeiert wird das Jubiläum im Sommer.

Geboren wird Horst Krahl 1939 im Sudetenland. 1946 werden er und seine Familie ausgewiesen, gemeinsam kommen sie über Sachsen-Anhalt 1947 nach Friedrichsdorf in den Taunus. Der Ort ist eine Siedlung der Hugenotten, stark evangelisch geprägt. „Alle meine Freunde waren evangelisch“, erzählt er. Nach dem Abitur studiert Horst Krahl von 1962 bis 1967 Katholische Theologie und Philosophie in Frankfurt und München. Es ist die Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils. Hochspannend für den Studenten Horst Krahl: „Das Konzil hat mich sehr geprägt. Wir haben damals die Berichte in der FAZ geradezu verschlungen“, erinnert er sich. Deutlich ist ihm aus dieser Zeit noch ein Satz des damaligen Limburger Bischofs Wilhelm Kempf im Gedächtnis. „Bei einer Begegnung mit seinen Priesteramtskandidaten sagte er zu uns: ,Meine Herren, in der Kirche gibt es keine Tabus. Wir können über alles sprechen.‘“

1967 soll er zum Priester geweiht werden. Aber wenige Tage vor der Weihe im Limburger Dom verunglückt er als Beifahrer bei einem Autounfall, muss wochenlang ins Krankenhaus. Bischof Kempf verspricht ihm: „Wenn Sie wieder laufen können, weihe ich Sie, wann und wo Sie wollen.“ Und so wird Horst Krahl am 9. März 1968 in der Herz Jesu-Kirche in Friedrichsdorf zum Priester geweiht. Seine erste Station führt ihn als Kaplan nach Winkel und Geisenheim. Aber schon nach einem Jahr verlässt er den Rheingau und studiert Pastoraltheologie und Homiletik in München und Münster – hier ist Franz Kamphaus einer seiner Professoren. 1971 kommt Horst Krahl zurück ins Bistum Limburg, wird Subregens des Priesterseminars in Limburg. Drei Jahre lang ist er in der Priesterausbildung tätig.

Horst Krahl - Foto Philippe Jaeck 2018.jpg

Dann zieht es ihn wieder in die Seelsorge. Von 1974 bis 2004 ist Krahl Pfarrer in St. Andreas. „Die Gemeinde war für mich auch wie Familie. Ich habe die offene Atmosphäre in St. Andreas immer sehr geschätzt“, sagt Krahl rückblickend. Er ist ein engagierter Prediger, stellt sich Sonntag für Sonntag von neuem die Frage, „was das Evangelium mit unserem Leben zu tun hat“, scheut auch die Verbindung von Predigt und Literatur nicht. Die intensive Predigtvorbereitung findet auch ihren publizistischen Niederschlag: Horst Krahl hat mehrere Predigtbücher veröffentlicht. Gerne erinnert er sich an die lebendige Jugendarbeit und an die Gründung des Pfadfinderstamms in der Gemeinde; an die guten ökumenischen Kontakte zu benachbarten evangelischen Matthäuskirchengemeinde; an die Partnerschaft mit dem Bistum Diébougou in Burkina Faso. Entspannung sucht Horst Krahl bei seinen Urlauben: Der USA-Fan besucht oft die Vereinigten Staaten von Amerika. „28 Mal bin ich dort gewesen, zuletzt 2015. Ich kenne mich da gut aus.“ Zu seinen Gewohnheiten gehört es, jeden Tag in einem englischen Buch zu lesen. Vor dem Schlafen.

Neben der Seelsorge in St. Andreas ist Krahl 17 Jahre lang theologischer Berater der Kirchenzeitung des Bistums Limburg, schreibt aber auch Beiträge für andere Kirchenzeitungen, zeitweise sogar für die FAZ-Sonntagszeitung. Und auch im Hessischen Rundfunk kann man ihn in Verkündigungssendungen hören. „Das waren alles meine Hobbys“, sagt er lächelnd.
2004 geht er als Gemeindepfarrer in den Ruhestand. Ist aber weiterhin für das Bistum Limburg aktiv. Krahl wird Bischöflicher Beauftragter für den Ständigen Diakonat und das neue „Gotteslob“. Zweimal wird er noch Pfarrverwalter in Wiesbaden: 2006 in St. Bonifatius, 2010/2011 in den Pfarreien in Biebrich. Eine besondere Aufgabe übernimmt er von 2006 bis 2009: Krahl wird Regens des Bischöflichen Priesterseminars. Dort, wo er vor 35 Jahren Subregens war – ein Kreis schließt sich. „Am Ende meines Berufslebens bin ich nochmals in die Priesterausbildung zurückgekehrt. An dieser Aufgabe hatte ich viel Freude.“

Heute lebt Krahl als Ruhestandsgeistlicher in Wiesbaden. Feiert als Aushilfspriester Gottesdienste in der Stadt. Bei einer Verabschiedung ist er einmal als „leidenschaftlicher Seelsorger“ gewürdigt worden. „Ich wünsche mir, dass mich die Menschen so in Erinnerung behalten“, sagt er.

Alexander Matschak