St. Bonifatius Wiesbaden

Glaubenskurse

Woher mein Glaube kommt?

Aus dem Leben der Pfarrei, GemeindebriefPhilippe Jaeck

Es ist eine vermeintlich einfache Frage, die jedoch so unterschiedlich ausfällt, wie die Leute, die sie beantworten. An dieser Stelle lassen wir Sie an den Antworten Einiger teilhaben. Mögen die Antworten uns Inspiration sein, weitere Wege zum Glauben kennenzulernen. Wir beginnen mit einer Person, die anonym bleiben möchte:

Die Antwort auf diese Frage ist vielleicht banal aber kommt spontan: von meinen Eltern.

Sie haben ihren Glauben auf eine intime, stille Weise gelebt. Bei uns zu Hause wurde nicht gemeinsam gebetet – ja, vielleicht hat meine Mutter mit mir manchmal ein Nachtgebet gesprochen –, es wurde auch wenig über den Glauben gesprochen, und sobald ich mit 9–10 Jahren allein zur Kirche gehen konnte, sind wir auch nicht oft zusammen zum Gottesdienst gegangen… Aber man konnte spüren, dass der Glaube ein Teil von ihnen war. In meinem Vater war er wie eine ruhig brennende Kerze, die dezent aber konstant durchleuchtete; in meiner Mutter flackerte die „Kerze“ öfter, manchmal fast bis zum Erlöschen, gewann aber jedes Mal wieder an Kraft. Vor nicht so langer Zeit hat sie mir erzählt: mein Vater habe sie immer wieder zum Glauben zurückgebracht.

Vom Glauben kam ihre Bereitschaft zu helfen, wo immer es möglich war, und die Fähigkeit zu vergeben, wenn es nötig war. Das Vorbild meiner Eltern hat mich ohne viele Worte geleitet.

Eine weitere Person, die mich sicher geprägt hat, ist der Pfarrer aus meiner Jugendzeit. Charismatisch und streng, in erster Linie mit sich selbst, war er für mich ein Felsen des Glaubens, ohne Kompromisse und mit Intensität gelebt. In den verschiedenen Jugendgruppen, die er mit viel Energie und Zeiteinsatz aufgebaut hatte, hat er uns begleitet und gestärkt, mit uns über Bibeltexte diskutiert, uns einen Raum gegeben, um uns auszutauschen und auch uns gegenseitig im Glauben zu ergänzen. Regelmäßige Treffen, besondere Gottesdienste, Einkehrtage, Freizeiten mit Exerzitien, karitative Projekte - es wurde viel von uns verlangt, aber das hat uns Halt und Tiefe gegeben und uns durch die Jugend getragen.

Und dann kamen – und kommen – als Bestätigung und Stärkung die viele Begegnungen mit Menschen, bei denen ich spüre: sie lassen sich vom Glauben leiten, da scheint die Liebe Gottes durch, trotz alle Fehler und Zweifel.

Einer der Sätze aus dem Evangelium, die mir immer wieder durch den Kopf gehen, ist: „deine linke Hand [soll] nicht wissen, was deine rechte tut“ (Mt 6,3). Deswegen stehen am Ende dieses Beitrags nur meine Initialen. Die, die mich kennen, werden mich vielleicht erkennen.

S. G.