St. Bonifatius Wiesbaden

Die christliche Hoffnung trägt und verbindet

GemeindebriefPhilippe Jaeck

Hoffnung zu haben ist ein wichtiges Gut. Zuversichtlich zu sein, beflügelt Menschen, macht sie widerstandsfähiger und aktiviert ihre Selbstheilungskräfte im Krankheitsfall, wie es in Studien bewiesen wurde. Die Hoffnung darauf, im Leben die eigenen Ziele zu erreichen oder gesund zu werden, kann enttäuscht werden. Hoffnung kann den Menschen negativ beeinflussen, indem er in Zuständen bleibt, die ihm schaden. Hoffnung ist weder schlecht noch gut. Die Krisen in der Welt bewirken, dass die Hoffnung kleiner wird und sich eher auf die nahe Zukunft bezieht. Menschen hinterfragen Religionen, wie das Christentum, so dass diese nicht unbedingt Quelle ihrer Hoffnung sind. Die christliche Gewissheit, von Gott unbedingt geliebt zu werden, wodurch sich Erlösung ereignet, kann für christgläubige Personen sinnstiftend sein. Papst Benedikt XVI schreibt dazu in seiner Enzyklika SPE SALVI: „In diesem Sinne gilt, dass, wer Gott nicht kennt, zwar vielerlei Hoffnungen haben kann, aber im letzten ohne Hoffnung, ohne die große, das ganze Leben tragende Hoffnung ist.“

Mit dem Heiligen Jahr 2025 unter dem Leitgedanken „Pilger der Hoffnung“ sind wir eingeladen, mit Gebet und Umkehr unsere Hoffnung auf Gott zu vertiefen. Papst Franziskus ruft dazu auf, zu Zeugen dieser Hoffnung werden. Wer sagen kann, ich glaube an die unbedingte Liebe Gottes und daran, dass Jesus Christus das Leben des Menschen durch sein Sterben und Auferstehen wandelt, der steht in der Hoffnung des christlichen Glaubens. Diese Hoffnung kann eine innere Kraft freisetzen, die dazu ermutigt, von sich selbst auf andere und auf die Schöpfung zu schauen, um sich schließlich für ein gutes Miteinander im Geiste Gottes einzusetzen. Auf diese Dynamik baut Papst Franziskus in Spes non confundit, seiner Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr. Wer überdies sein Leben als ein „Unterwegs sein“ versteht, der kann es mit dem irdischen sich auf den Weg machen vergleichen. Pilger machen sich auf den Weg. Sie gehen über einen längeren Zeitraum zu einem spirituellen oder einem religiösen Ort. Der Begriff Pilger kommt von dem lateinischen Wort peregrinus: fremd. Ein Pilger ist ein Fremder, der unterwegs ist. Als Christ ist man in der irdischen Welt in der Fremde. Der Apostel Paulus beschreibt es in seinem zweiten Brief an die Korinther wie folgt:

Wir wissen: Wenn unser irdisches Zelt abgebrochen wird, dann haben wir eine Wohnung von Gott, ein nicht von Menschenhand errichtetes ewiges Haus im Himmel (2. Kor. 5,1).

Für Paulus ist die irdische Welt ein Ort, an dem man Christus näher kennenlernen kann. Dort gibt es Möglichkeiten, vor Gott zu bestehen. Papst Franziskus unterbreitet dazu in seinem Brief zum Heiligen Jahr Punkte, um sich als ChristIn zu bewähren. Er möchte, dass unsere Hoffnung, die sich in Gott gründet, ausstrahlt. Es ist ihm wichtig, ein „Klima der Hoffnung und des Vertrauens“ sowie der Geschwisterlichkeit in der Welt herzustellen. Er möchte, dass wir im Zuge unseres Glaubens den Armen Gehör schenken, dass wir uns umeinander kümmern und dabei besonders auf bedürftige Menschen schauen. Papst Franziskus appelliert an die Menschenwürde derer zu denken, die auf der Flucht sind. Weiterhin macht er sich dafür stark, sich als Pilger auf dieser Erde für die Gott gegebene Schöpfung einzusetzen, indem wir „sie bebauen und behüten” (vgl. Gen 2, 15).

Als Christin kann ich, wenn ich mich frage, was Hoffnung für mich bedeutet, Papst Benedikt XVI und Papst Franziskus nur zustimmen. Die Hoffnung auf Gottes Liebe und auf ein Leben in seiner Ewigkeit, bewirkt durch Jesu Christi Tod und Auferstehung, gibt mir einen Lebenssinn. Ich fühle mich getragen, stehe in herausfordernden Situationen wieder auf und ich bin durch das Evangelium in der Herzensmitte bewegt. Auf dieser Basis wende ich mich anderen Menschen zu und ich setzte mich für die Schöpfung ein. Entsprechend empfinde ich die von Pierangelo Sequeri geschriebene Hymne zum Heiligen Jahr als passend und gebe sie Ihnen hier als Impuls mit:

(Ref.) Licht des Lebens, Flamme unsrer Hoffnung!
Dieses Lied, es steige auf zu dir.
Gott, dein Schoß hält ewig uns geborgen.
Voll Vertrauen gehen wir mit dir.

Alle Sprachen, alle Nationen
finden Licht in deiner Offenbarung.
Deine Kinder, fragend, sehnend, suchend:
Dein geliebter Sohn heißt sie willkommen.

Gott, du siehst uns, zärtlich und geduldig
und verheißt uns eine neue Zukunft.
Deine Schöpfung, neu wird sie erstrahlen.
Geist des Lebens, sprenge du die Mauern!

Hebt die Augen, lasst vom Geist euch führen
raschen Schrittes: Ja, der Herr wird kommen!
Blickt auf ihn, der für uns Mensch geworden.
Eilt in Scharen unserm Gott entgegen.

Carola Müller, Gemeindereferentin