Er ist ein Heiliger in Rom. Anders als Philipp Neri, mit dem wir die Sieben-Kirchen-Wallfahrt gemacht haben, der als gebürtiger Florentiner dann doch zum Römer wurde, war für unseren Pilger der Hoffnung Rom „nur“ die Stätte seines Wirkens.
Ignatius von Loyola, Spross einer baskischen Adelsfamilie, war durch und durch Soldat. Bei einer Belagerung zertrümmerte eine Kanonenkugel sein Knie. Ans Bett gefesselt griff er aus Langeweile zu Büchern. Die Bibliothek seines Schlosses war sehr überschaubar: Heiligenlegenden und eine Zusammenfassung der Evangelien. Er las die Heiligenlegenden wie Heldensagen! Er wurde nachdenklich. Er zog sich zur Regeneration in ein Kloster zurück. Hier begann er sein Leben zu überdenken. Er spürte, er musste etwas ändern.
Er lebte einige Zeit in der Einsamkeit. Aus seinen geistlichen Erfahrungen dieser Zeit formte er seine „Geistlichen Übungen“, die Exerzitien!
Er begann zu studieren. Weil er seine Erfahrungen mit Anderen teilte, geriet er ins Visier der Inquisition und wurde von der Universität verwiesen. Er setzte daraufhin seine Studien in Paris fort. Inzwischen schlossen sich ihm sechs Gefährten an, darunter der spätere große Missionar Franz Xaver. In der Kapelle am Ort des Martyriums des Hl. Dionysius gelobten die Sieben der Gottesmutter Gehorsam, Ehelosigkeit und, nicht etwa das dritte Ordensgelübde der Armut, Mission im Heiligen Land. Dieses Gelöbnis gilt als die Gründung der Societas Jesu, der Jesuiten. Sie wollten sich auf den Weg ins Heilige Land machen. Auf der Station in Venedig wurde Ignatius zum Priester geweiht. Es war durch die herrschenden Verhältnisse nicht möglich, ins Heilige Land zu gelangen. So richtete sich die Zielrichtung der kleinen Gemeinschaft darauf, sich ganz in den Dienst des Papstes zu stellen. Dieser hatte eine Unterstützung in den Zeiten der gewaltigen Umbrüche durch die Reformation bitter nötig.
Der Papst machte die Statuten der neuen Gemeinschaft, wenn auch unter Vorbehalt, offiziell. Die Gemeinschaft wuchs daraufhin. Die Societas Jesu ließ sich im Zentrum Roms nieder. Ignatius ließ den Bau der Kirche Il Gesu, der Jesus Kirche, beginnen und begründete daneben das erste Ordenshaus. Die Jesuiten unterschieden sich in verschiedenen Punkten von den anderen bisherigen Ordensgemeinschaften. Einerseits in ihren militärischen Strukturen, aber auch in ihrer ganz bewussten Hinwendung zur Welt. Die Welt mit dem Evangelium zu durchdringen und nicht als Kontrastgesellschaft der Welt gegenüber zu stehen. „Ad maiorem Dei gloriam – Alles zur größeren Ehre Gottes“ war sein Leitspruch.
Wichtig war Ignatius die gute Ausbildung seiner Brüder. Schnell wirkten die Jesuiten im akademischen Bereich. Aber auch die kulturellen Bereiche, wie z.B. das Theater, nutzte der Orden in der Auseinandersetzung mit der Reformation. Gerade wegen der Gelehrsamkeit erlangten Jesuiten oft auch politischen Einfluss. Das Ziel der Mission wurde aber auch nicht aus dem Auge gelassen. Der schon erwähnte Franz Xaver, dessen Grab in Indien große Verehrung erhält, steht für die Jesuitenmission. Was in jüngerer Zeit „Inkulturation“ genannt wird, also der Dialog mit dem Denken und Verhalten der Menschen wertschätzend in Dialog zu treten, war Standard bei der Jesuitenmission!
Die Spuren, die Ignatius in Rom hinterlassen hat, sind zuerst die Kirche Il Gesu, in der der Heilige in einem monumentalen Grabmal beigesetzt wurde, und das angrenzende Kolleg, in dem die Räume des Ignatius erhalten sind. Auch die nach dem Heiligen benannte Kirche beim Pantheon ist ein Ort, um ihm zu begegnen. Sant` Ignazio ist die Kirche des „Collegium Romanum“, des Römischen Kollegs, der Keimzelle der päpstlichen Universität Gregoriana. Wir haben diese Kirche auf unserer Pilgerschaft schon einmal besucht, da der Hl. Aloisius dort bestattet ist. Der Jesuit Andrea Pozzo hat dort nicht nur die, von unserem damaligen Besuch bekannte, „Scheinkuppel“ gemalt. Im Kirchenschiff öffnet er die Decke und führt unseren Blick in den Himmel, der den Heiligen Ignatius empfängt.
Pfr. Matthias Ohlig
Fotos: Sailko - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55814150
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