Dieses Fest ist ein junges Fest. Zwar gibt es in der Volksfrömmigkeit vielerorts Riten, die mit der Taufe Jesu in Verbindung gebracht werden. Das Fest selbst ist erst langsam, quasi in Etappen, eingeführt worden. Mit der Erneuerung der Liturgie nach dem Vaticanum wurde es zum Fest, das immer am Sonntag nach Erscheinung des Herrn gefeiert wird und den Weihnachtsfestkreis beschließt.
Die Taufe Jesu wird in den Evangelien nach Matthäus, Markus und Lukas erzählt. Im Johannesevangelium wird die Taufe selbst zwar nicht berichtet, aber es geht von einer Taufe Jesu durch Johannes aus.
Es ist liturgisch und im Gefühl ein zwiespältiges Fest. Es steht eben zwischen Weihnachten und dem liturgischen „Alltag“. Eben noch das Kind in der Krippe und plötzlich der Erwachsene.
Auch wenn es nicht ins Weihnachtsgefühl passt, ist es ein Weihnachtsfest und steht zu Recht am Ende der Weihnachtszeit!
Gerade in der Anstößigkeit dieses Geschehens liegt das Geheimnis.
Jesus scheint sich dem Johannes unterzuordnen und unterwirft sich der Taufe zur Reinigung von Sünden. Jesus, von dem es im Hebräerbrief heißt: „Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der nicht mitfühlen könnte mit unseren Schwächen, sondern einen, der in allem wie wir versucht worden ist, aber nicht gesündigt hat.“ (Hebräer 4,15), also wie es im Vierten Hochgebet der Kirche knapp formuliert „in Allem uns gleich, außer der Sünde“, lässt sich wie ein Sünder taufen! Der ohne Sünde ist, gar nicht in Sünde sein kann, denn Gott kann sich ja nicht von sich selbst abwenden, vollendet die Menschwerdung in dieser großartigen Geste der Solidarität mit uns Sündern.
Gerade diese Geste des Untertauchens zeigt die große Bewegung Gottes!
Er taucht ein in unser Menschsein und nimmt uns hinauf zu sich: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich gefallen gefunden habe.“ (Matthäus 4,17b).
Diese Bewegung Gottes beschreibt der Mystiker Angelus Silesius so: „Der Himmel senket sich, er kommt und wird zur Erden. Wann steigt die Erd empor und wird zum Himmel werden?“ (Cherubinischer Wandersmann, 1675).
Das Fest Taufe des Herrn ist beileibe kein Anhängsel, wir sollten dieses Fest schätzen und richtig feiern!
Pfr. Matthias Ohlig