St. Bonifatius Wiesbaden

Persönliche Erinnerungen an unseren (Alt-)Bischof Franz

Bistum Limburg, GemeindebriefPhilippe Jaeck

Als bekannt wurde, dass Dr. Franz Kamphaus aus Münster unser neuer Bischof werden sollte, war ich zur Internationalen Studentenwallfahrt von Paris nach Chartres. Dort hatte ich Kontakt mit Theologiestudenten aus Münster und versuchte, Infos über den „Neuen“ zu bekommen. Ich erinnere mich, dass die Auskünfte nicht besonders aussagekräftig waren. Ich musste mich überraschen lassen und wurde überrascht!

Meine erste Begegnung mit Bischof Kamphaus war dann ein gutes Jahr später. Ich hatte kurz vor dem Ende meines Studiums den Weg zum Priester als den Meinen erkannt. Nach einem positiv verlaufenen Gespräch mit dem damaligen Regens (Leiter der Priesterausbildung) hatte ich ein Treffen mit dem Bischof, der meiner Aufnahme als Priesteramtskandidat zustimmen musste. Ich erinnere mich, dass er mir zum Schluss unseres Gesprächs sagte: „…aus ihnen kann etwas werden!“ Ob er recht hatte, mögen andere beurteilen.

Meine nächste Begegnung war in meiner Kaplanszeit in Lahnstein. Während seiner ersten Visitation im damaligen Bezirk Rhein-Lahn, logierte er öfter in unserem Pfarrhaus. Ich erlebte ihn als wirklich bescheidenen und offenen Menschen. Er wünschte sich damals, dass während der Visitation an einem Ort im Bezirk eine Glaubenswoche stattfinden sollte. Als Kaplan sollte ich mit der Jugendbildungsreferentin im Bezirksamt einen Jugendtag durchführen. Die meiste Arbeit dafür übernahm natürlich die erfahrenere Referentin. Allerdings war u.a. die Eröffnung des Tages meine Aufgabe. Dies war die halbe Stunde, an der Bischof Franz teilnehmen konnte. Die Folge war, dass er überzeugt war, ich wäre ein geeigneter Jugendpfarrer. Dies wurde ich auf seinen ausdrücklichen und energischen Wunsch hin nach den Kaplansjahren in Lahnstein für den Bezirk Wetzlar.

Bischof Franz in der Roncalli-Kapelle beim ReligionslehrerInnenTag. Es muss Mitte der 90er Jahre sein. Im Hintergrund Elisabeth Kessels und Stefan Herok, damals im Religionspädagogischen Amt in Wiesbaden. Das Foto stammt höchst wahrscheinlich von Wilhelm Platz (verstorbener Leiter des Wiesbadener Synodalamtes).

Dort war ich in meiner weiteren Aufgabe als Bezirksvikar für den Terminkalender für den Bischof bei der Visitation des Bezirkes Wetzlar zuständig. Das war ein gewaltiges Unterfangen. Denn Bischof Franz wollte nicht nur mit den Gremien, den Einrichtungen, den Vertretern der Ökumene, des öffentlichen Lebens, den Schulen, … sprechen, sondern auch mit jedem Einzelnen in der Seelsorge. Das war damals eine größere Anzahl als es leider inzwischen geworden ist. Mit Hilfe der Redemptoristen vom Glaubensdienst hatte ich es geschafft, alles im engen Zeitplan unterzubringen. Dachte ich…

Am Samstagnachmittag bekam ich den Anruf einer der Patres, der Bischof logierte meistens beim Glaubensdienst, Bischof Franz wollte mit einer Pastoralen Mitarbeiterin sprechen. Diese hatte ich, weil sie derzeit im Erziehungsurlaub war, nicht im Blick gehabt. Panik! Gott sei Dank konnte ich sie erreichen: „In einer halben Stunde kommt der Bischof!“

Einmal in dieser Zeit übernachtete der Bischof auch mal bei mir zuhause. Ich wusste aus meiner Lahnsteiner Zeit, wo sich Bischof Kamphaus beschwerte, wenn er z.B. in Pfarrhäuser zu Gast sei, er gutgemeint immer etwas ganz besonderes zum Essen vorgesetzt bekomme, wo er doch die einfache Hausmannskost bevorzuge. So machte ich uns, es war ein Freitagabend, einen schlichten Heringssalat mit Pellkartoffeln. Später hörte ich, dass mich der Bischof andernorts lobte, ich könnte gut kochen. Man konnte immer gut und offen mit ihm reden, aber wenn er etwas wollte, besonders in Personalfragen, kam man kaum dagegen an. Was ich immer wieder erfahren konnte, ist, dass er immer wusste, wann wir uns begegneten, wer ich bin und was bei mir los ist. Man wurde immer ganz persönlich ernst genommen. Ich war natürlich nicht mit allen seinen Entscheidungen einig, aber er war in allem glaubwürdig. Man wusste immer, wo man bei ihm dran war. Ich habe ihn als Mensch und Bischof immer geschätzt.

„Selig die Toten, die im Herrn sterben von jetzt an, spricht der Geist, sie sollen ausruhen von ihren Mühen, denn ihre Taten folgen ihnen nach.“ Offenbarung 14,13b

Pfr. Matthias Ohlig