Gärten als Ort der Begegnung mit sich, mit dem Anderen und mit Gott
„Ein Menschheitstraum: Die Erde in einen blühenden Garten zu verwandeln. Wer Träume verwirklichen will, muss tiefer träumen und wacher sein als andere.“
Dieses Zitat des Gärtners, Schriftstellers und Garten-Philosophen Karl Forster (1874 bis 1970) zeigt, dass es in der menschlichen Natur liegt, zu gestalten und sich zu verwirklichen. Vor 10.000 Jahren hat der Mensch begonnen, die Natur zu kultivieren, indem er Nahrungsmittel angebaut hat. Damit ist er sesshaft geworden und er hat die Natur im kleinen oder größeren Maßstab beherrscht, man denke dabei nur an die wohlgestalteten englischen Gärten.
„Rund 37 Millionen Menschen in Deutschland besitzen einen Garten“, heißt es auf der Homepage von 3sat. Menschen gärtnern zusammen im gemeinschaftlichen Schrebergarten oder auf dem eigenen Grundstück. Wer keinen Garten hat, beteiligt sich möglicherweise am Urban Gardening in der Stadt. Zum Beispiel wird der eigene Balkon in ein kleines Stück vom grünen Glück verwandelt oder im Beet mit dem Baum vor der Haustür gesellen sich weitere Pflanzen hinzu. Vielleicht schließt man sich Gruppen an, die gemeinsam gärtnern und ackern, wie beispielsweise bei der Kita St. Michael, oder man besucht Gärten, wie den Apothekergarten in Wiesbaden.
Schon ein Stückchen Garten sorgt für mehr Biodiversität. Das ist gut für Menschen und für Tiere. Wenn es grünt und blüht, ist es gesund. Mit dem Gärtnern werden die Sinne aktiviert. Im Garten kann durch das äußere Erleben im Inneren Heilung geschehen. So lässt sich die Energie, die aus dem Gefühl Wut entsteht, vielleicht gut einsetzen, um ein Beet umzugraben. Eventuell sieht man nach getaner Arbeit klarer. Braucht es mehr Struktur im Leben, kann das Beet in Ordnung gebracht werden. Vielleicht sortiert sich so innerlich etwas? Die im Garten sichtbaren Jahreszeiten machen Lebenszyklen offenbar. Einen schönen Platz im Garten anzulegen und sich dort zu erholen, kann seelisch entspannen. Ein Garten kann ein Ort der Begegnung sein, mit sich, mit dem Anderen und mit Gott. So wünsche ich Ihnen im Sommer ein wenig Gartenglück zum Fühlen, zum Erfahren, zum Erholen, zum Zusammenkommen, zum Wahrnehmen von Natur und zum Erspüren von Gottes Gegenwart.
Carola Müller, Gemeindereferentin