St. Bonifatius Wiesbaden

Suizid: Ein Thema, über das man sprechen muss

Aufsuchende Seelsorge, GemeindebriefPhilippe Jaeck

Betrachtung der Problematik Suizid im Rahmen der „Woche für das Leben“ und Hilfsangebote.

10.000 Menschen in Deutschland nehmen sich jährlich das Leben. So steht es in dem aktuellen Heft zur „Woche für das Leben“, die in der Zeit vom 4. bis zum 11. Mai 2019 stattfindet.

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Ein Suizid geschieht aus unterschiedlichen Gründen. Er kann in der Not und Verzweiflung als Ausweg gesehen werden. Das Gefühl zu haben, nicht mehr autonom zu sein, könnte ebenfalls zu einer Selbsttötung führen. Ein weiterer möglicher Grund für einen Suizid besteht darin, dass der Sinn des Lebens nicht mehr erkannt wird. Ein Anzeichen dafür, dass sich jemand das Leben nehmen möchte, könnte sein, dass derjenige anfängt, seine Besitztümer zu verschenken. Auch ist bekannt, dass potentielle Suizidenten häufiger Ärzte aufsuchen, wobei die Mediziner nicht immer die Suizidgefährdung erfassen können, weil diese von anderen Gesundheitsthemen verdeckt wird. Ganz konkret wird das Vorhaben, sich umzubringen, deutlich, wenn der Suizid angekündigt und vorbereitet wird. Wenn sich Menschen das Leben nehmen möchten, ist das nicht immer leicht zu erkennen, besonders auch, weil solche Personen irgendwann ganz ruhig werden und nicht mehr reden. Das macht die Situation für Außenstehende sehr schwierig.

Ist ein Suizid geschehen, dann ist es für das nähere Umfeld wichtig, gut seelisch betreut zu werden, denn ein Suizid ist etwas Unfassbares. Für viele Menschen ist der Gedanke daran nicht zu verstehen, weil sie an ihrem Leben hängen. Im Vorfeld ist es nicht immer leicht einzuordnen, ob sich jemand das Leben nehmen möchte oder aber man traut sich nicht, darüber zu reden. Ein Suizid ist erschütternd. Er ist endgültig und unumkehrbar. Ein Suizid bedeutet für den, der sich dazu entschieden hat, dass er endgültig aus dem Leben scheidet. Für die Angehörigen ist ein Suizid mit unendlichem Schmerz verbunden. Ist ein Suizid passiert, werden Beziehungen brüchig, denn nicht alle Menschen im Umfeld von Suizidenten und deren Angehörigen halten das Traumatische dahinter aus. So ein Geschehnis macht sprachlos.

Die katholische und die evangelische Kirche werben im Rahmen der diesjährigen Woche für das Leben jedoch dafür, das Schweigen zu brechen. Mit ihren Aktionen und Informationen zeigen sie, dass es wichtig ist, das Thema Suizid aus der Tabuzone herauszuholen und darüber zu sprechen. Der Austausch dazu wirkt präventiv. Es wird geraten, dass man einfühlsam und direkt mit Menschen spricht, die daran denken, sich das Leben zu nehmen. Das heißt auch, dass man sie konkret fragt: „Geht es Dir schlecht? Denkst Du daran, Dir etwas anzutun?“ Es ist wichtig, suizidale Menschen ernst zu nehmen, sie zu stärken und mit ihnen nach professionellen Hilfen zu schauen. Als Unterstützer stehen Ärzte, Psychologen, Seelsorger und Beratungsstellen aus der Sozialen Arbeit zur Verfügung. Wird die Situation ganz akut, helfen auch Rettungskräfte, die Polizei und die Feuerwehr. Hier gilt, dass man sich bei einem konkreten Verdacht auf Suizidgefährdung besser früher an die Rettungsdienste und die Polizei wendet als zu spät. Sie haben Erfahrung, wie man vorgehen muss und leiten diejenigen an, die in einem Fall von Suizidalität nach Hilfen suchen.

Wenn sich ein lieber Mensch trotz aller Hilfsangebote das Leben genommen hat, unterstützt die Kommunikation über den Suizid auch die Angehörigen.

Wo Worte fehlen, hilft es, einfach da zu sein und bei den alltäglichen Dingen zu unterstützen. Eine ganz wichtige Telefonnummer ist dabei die der Telefonseelsorge: 0800/1110111 oder 0800/1110222. Dort hören ausgebildete Helfer unvoreingenommen zu. Man kann sich dorthin wenden, wenn die Gedanken an einen Suizid aufkommen oder auch als Angehöriger.

Wenn Sie, liebe Leser merken, das Thema „Suizid“ macht Sie betroffen und Sie möchten reden, dann sprechen Sie darüber. Auch wir vom Pastoralteam der Pfarrei St. Bonifatius Wiesbaden sind gerne für Sie da.

Carola Müller, Gemeindereferentin