Dies ist eine österliche Weggeschichte, die beschreibt, was pilgerndes Gottesvolk ausmacht.
Die Bibel ist voll von Weggeschichten. Abraham macht sich auf den Weg von Ur nach Kanaan, das Volk Israel zieht aus Ägypten ins Gelobte Land, Jesus war mit seinen Jüngern unterwegs, Paulus zog von Stadt zu Stadt um das Evangelium zu verkünden. Das sind nur die bekanntesten Weggeschichten. Aus diesem Hintergrund kann man gut verstehen, dass das Konzil die Kirche als „pilgerndes Gottesvolk“ versteht.
Die österliche Weggeschichte schlechthin ist der Weg nach Emmaus. Da machen sich Zwei auf den Weg. Nicht aus Jux und Tollerei, sondern sie fliehen. „Es ist zum Davonlaufen!“ Die Zwei sind in einer solchen Situation, es ist zum Davonlaufen, sie fliehen vom Grab, vom Grab ihrer Hoffnungen, Wünsche, Pläne. Nichts wie weg!
Doch da gesellt sich ein Weggefährte dazu. Einer der zuhört, der ihnen hilft, heraus zu lassen, was sie bedrückt. Wer dieser Gefährte ist, können sie in ihrer Situation nicht erkennen: „ihre Augen waren gehalten“. Zu sehr sind sie mit sich selbst beschäftigt und können nicht verstehen, dass der Gefährte nichts davon zu wissen scheint. Doch gerade dadurch lockt er aus ihnen heraus, was sie innerlich gefangen hält. Er stößt nicht in dasselbe Horn und bestärkt sie damit. So er kann ihnen langsam einen neuen Horizont eröffnen.
Er eröffnet diesen neuen Horizont ausgehend von der Heiligen Schrift, die ja alle Facetten menschlichen Lebens mit Gott in Bezug bringt. „Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete, als er uns die Schriften erschloss?“ so erkennen sie später.
Und dann wünschen sie, dass der Gefährte bei ihnen bleibt. Beim gemeinsamen Essen, als er das Brot teilt, erkennen sie endgültig wer da bei ihnen war! Und als ihnen die Augen geöffnet wurden, die inneren Augen, bedurfte es nicht mehr der sinnlichen Gegenwart. Und dann können sie wieder zurück, hin zu dem, wovon sie geflüchtet waren. Sie kehren verändert zurück, nicht nur die Augen auch die Münder sind wieder offen.
Dies ist eine österliche Weggeschichte, die beschreibt, was pilgerndes Gottesvolk ausmacht:
Kirche als eine Weggemeinschaft, die Räume eröffnet, mit den eigenen Fragen, Sorgen, Sehnsüchten, Hoffnungen Gehör zu finden. Kirche aber auch als Ort, der hilft, mich in der Heiligen Schrift wiederzufinden. Kirche die mich bestärkt, begleitet, mir den Weg zu Gott weist. Das zentrale Ereignis des Erkennens in Emmaus ist die Erfahrung des Brotteilens, der Eucharistie. Hier ist die intensivste Begegnung mit unserem Weggefährten, unserem Kumpan (cum = mit, pan = Brot)! Das ist das Zentrum kirchlichen Handelns.
So bleiben wir als Kirche mit unserem Weggefährten, unserem wirklichen Kumpan, weiter auf Weg hin zu dem Ziel, das er uns zugesagt hat.
Pfarrer Matthias Ohlig
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