Unser Bistum Limburg hat zum Fest der Kreuzerhöhung am 14. September eine ganz besondere Verbindung, birgt es doch in seinem Domschatz eine Kreuzreliquie – ein Stück des Kreuzes, an dem Jesus hing. Doch was hat es mit diesem Fest eigentlich auf sich und was hat es mit uns und unserem Leben heute zu tun?
Kreuzreliqiue auf dem Altar im Limburger Dom. Bild: Bistum Limburg
Das Fest der Kreuzerhöhung erinnert an die aus Trier stammende, oströmische Kaiserin Helena, die im Rahmen einer von ihr geleiteten Expedition in Jerusalem das wahre Kreuz Jesu Christi ausgegraben haben soll. Das Fest weist zugleich auf die Weihe der konstantinischen Basilika über dem Heiligen Grab in Jerusalem hin, die am 13. September 335 geweiht wurde und in der am Tag nach ihrer Weihe zum ersten Mal eben dieses von Helena gefundene Kreuz feierlich gezeigt wurde. Im Rahmen des Kreuzzuges von 1204, bei dem die Stadt Konstantinopel zerstört wurde, gelangte die Kreuzreliquie, ein Stück des Kreuzes, an dem Jesus gehangen hat, ins Bistum Trier und somit bei der Gründung des Bistums Limburg zu diesem.
Im jungen Bistum Limburg ging es dem damaligen Bischof Wilhelm Kempf darum, Identität zu stiften, und Einheit und Vielheit, Zentrum und Peripherie der jungen Diözese zusammenbinden. So wurden das Kreuzfest und die Kreuzwoche installiert, und sie blieben bis heute mit einem großen Programm erhalten. In dieser gibt es den Tag der Pfarrgemeinderäte, der Frauen, der Caritas, der Orden und der Religionspädagogik – neben dem Fest für alle Gläubigen des Bistums, das jedes Jahr in einem anderen Bezirk begangen wird.
Doch was bringt ein solches Fest und ist es nicht weit hergeholt, mit dem Fest der Kreuzerhöhung Identität schaffen zu wollen und eine Diözese zusammen zu bringen? Und dürfen, ja sollen wir heute überhaupt an diese Reliquie glauben?
Ja, das Fest schafft Identität, allein schon mit den Veranstaltungen, ja ganzen Tagen für die einzelnen Gruppen des Bistums. Und: Die Gläubigen des Bezirks, in dem das Fest stattfindet, beschäftigen sich in einem regelmäßigen Rhythmus intensiv mit diesem Tag. Da kommen Menschen zusammen, die sich nicht kennen und gestalten das Fest mit, da wachsen Verbindungen über die Pfarreien, Kirchorte und Verbände hinaus. Da rückt man zusammen, da entsteht Gemeinschaft innerhalb des Bezirkes. Aber nicht nur dort, ist doch das Fest für das ganze Bistum und kommen Gläubige aus dem ganzen Bistum zum Fest. So lernt sich das Bistum untereinander kennen, lernt voneinander, geht aufeinander zu – Anonymität wird aufgehoben.
Was die Reliquie betrifft: Ich glaube, es geht nicht darum, zu wissen, ob das nun wirklich ein Stück des richtigen Kreuzes ist oder nicht, sondern es geht um ihre Bedeutung, um Erinnerung und dadurch um ein Stück des Heil-Werdens in dieser unserer Welt. Glauben wir wirklich an die Worte, die am Tag der Kreuzerhöhung im Stundengebet gebetet werden: „Im Kreuz ist uns Heil geworden und Auferstehung und Leben“? Und setzen wir diese Worte für unser Leben um, haben sie Auswirkung auf unser Leben, zum Beispiel in dem ich die schweren Momente und Dinge meines Lebens Jesus ans Kreuz gebe – im Glauben und in der Hoffnung, dass er es verwandeln möge, zum Leben führen wird, zum Heil? Kann ich aus tiefstem Herzen sagen, dass ich durch das Kreuz erlöst bin, dass nicht ich die Welt erlösen muss, sondern mich in diese Erlösung fallen lassen kann? Dass ich abends Gott meinen Tag in die Hände legen kann und darf und ihn bitte, dass er mein Werk zu Ende führen möge?
Das Kreuzfest ist eine alljährliche Erinnerung daran, ein Festmachen an unserem Glauben, aber auch eine Erlösung und Befreiung. Und als Christen, die wir daran glauben, davon überzeugt sind, auch Identitäts-Stiftend und Identitäts-Erinnernd.
Carolin Enenkel