St. Bonifatius Wiesbaden

Steht Ihr Baum noch?

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Während Weihnachtsmärkte längst geschlossen haben, die ersten Weihnachtsbäume bereits an der Straßenecke stehen, sind wir Christen noch mitten in der Weihnachtszeit. 

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Kennen Sie die Werbung eines skandinavischen Möbelhauses, bei der beim angeblichen Fest „Knut“ die Weihnachtsbäume aus den Fenstern geworfen werden? So kommt es einem manchmal vor, wenn schon wenige Tage nach Weihnachten die ersten Bäume an den Straßen stehen. Die Geschäfte werden schon auf Silvester und Fastnacht umgerüstet. Dann haben wir ja Weihnachten gut hinter uns gebracht. Wir haben es geschafft. Das „sich einlassen“ auf die Menschwerdung Gottes können wir dann abschließen und abhaken. Was in wirtschaft- lichen Bereichen als normal erscheint, ist (zum Glück) in unserer Kirche anders. Weihnachten hört nicht mit der Geburt des Kindes im Stall auf. (Eltern wissen, dass es erst dann richtig losgeht.) So Gedenken wir schon am 2. Weihnachtsfeiertag des Märtyrers Stephanus, der für seinen Glauben starb. Das passt so gar nicht in die Weihnachtsidylle. Am ersten Januar feiern wir das Hochfest der Gottesmutter Maria, die uns (bevor der Christbaum abgeschmückt wird) nochmals daran erinnert, dass die Menschwerdung Gottes nur dort geschehen kann, wo Menschen ihr Herz für die Botschaft Gottes öffnen und bereit sind, sich mit ihm auf einen  - manchmal unbequemen – Weg zu machen. Manches vielleicht noch nicht begreifend, sich doch darauf einzulassen. 

Und mit dem Fest Epiphanie – Erscheinung des Herrn wird erst die Bedeutung Jesu deutlich. Einem Stern folgend in dieser Zeit aufzubrechen – auf eine Verheißung hin (davon gab es ja viele), sich in ein halsbrecherisches Abendteuer zu stürzen, war schon recht naiv. Von nicht wenigen Menschen werden sie für verrückt gehalten worden sein. Ich stelle mir vor, das Menschen unterwegs fragten: „Wo soll es den hingehen?“ „Wir folgen einem Stern!“ Die Antwort wird oft Kopfschütteln verursacht haben.

Das erinnert mich an die heutige Situation: „Ich bin katholisch – ich glaube an Jesus von Nazareth!“ Auch das sorgt nicht selten für Kopfschütteln. Aber sich in tiefstem Gottvertrauen auf den Weg zu machen, dabei vielleicht belächelt zu werden – da beginnt Gott in uns Mensch zu werden (und nicht nur am 24. Dezember). Darüber hinaus zeigen uns die Weisen aus dem Morgenland schon zu Beginn des Evangeliums, dass dieses Kind nicht nur für das Volk Israel kommt. Sie, die sich mit dem Kosmos auskennen und seinem Stern folgen, wissen, dass sein Königreich weit über die Grenzen unserer Welt hinausgeht. Dies wird nicht zuletzt bei der Sternsingeraktion deutlich, wenn Kinder als Könige verkleidet für viele Kinder in der ganzen Welt sammeln (auch die werden manchmal auf der Straße von Gleichaltrigen ausgelacht. Aber sie wissen, was sie da tun!).

Beendet wird die offizielle Weihnachtszeit mit dem Fest der Taufe des Herrn am Sonntag nach Epiphanie. Die Taufe Jesu ist der Beginn seines öffentlichen Auftretens. Es ist der Startpunkt für sein Leben als Prediger und Wundertäter. Der Abschluss der Weihnachtszeit beendet nicht einfach die Szenerie um das Neugeborene, sondern sie setzt am Beginn seiner Verkündigung des Reiches Gottes an. Mit der Stimme aus den Wolken, der Taube, die auf ihn herabkommt, wird erstmals die Dreifaltigkeit in einem Bild deutlich. Er ist nicht nur „Jesus von Nazareth“, sondern er ist der Messias, der Sohn Gottes. (Die Ostkirchen feiern diesen Tag auch als Offenbarung der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.) 

Wer an der Krippe stehen bleibt, für den wird Weihnachten immer nur dieses romantische, kuschelige Fest bleiben. Die Hirten aber sind erfüllt in ihren Alltag zurückgegangen – als andere Menschen. Die Sterndeuter haben ihr Erlebnis in ihre Welt getragen. Und Jesus hat in seiner Taufe seinen Auftrag angenommen. Weihnachten ist nicht der Abschluss des adventlichen Weges. Nach der Wiege geht es erst richtig los (Eltern wissen das!).

Und was bedeutet Weihnachten für Sie? Wir haben einmal einige Gemeindemitglieder gefragt:

Weihnachten bedeutet für mich: Zusammensein mit der Familie, gut essen und die Kinder reich bescheren.
    Melanie 30

Ich denke bei Weihnachten an Tannenbaum, Krippe, Jesu Geburt, Wärme und viele Lichter
    Claudia, 55

Zu Weihnachten ist es für mich das Schönste, mit meiner Familie in diesem besonders festlichen Rahmen zusammen sein zu können und bei meinem Sohn die Vorfreude zu entdecken, die so nur Kinder haben. Vor allem ist in dieser Zeit für mich spürbar, dass es etwas gibt, was uns Christen alle verbindet.
    Jutta, 42

An Weihnachten wird Musik gemacht
    Arthur, 3

Ich denke an Geschenke und Tannenbaum mit einem Stern
    Julia, 5

Jedes Jahr frage ich mich, ob Jesus heute bei uns eine Herberge gefunden hätte. Keiner hätte im Weihnachtsstress Zeit sich darum zu kümmern, dass eine Schwangere Schutz und Geborgenheit erhält. Worauf warten wir, wenn wir sagen, wir erwarten die Ankunft von Gottes Sohn?
    Christine, 51

Muffins und Plätzchen backen
    Hainam, 6

Das Jesuskind in der Krippe berührt mich seit der Kindheit. Das Erleben der Advent- und Weihnachtszeit in der Familie stärkte das Zugehörigkeitsgefühl und das Vertrauen zueinander. Es ist wichtig zu wissen, wo man hingehört. Ich verbinde mit Weihnachten: sich zu vergewissern, wo die Wurzeln sind und das in doppelter Bedeutung.
    Erika, 57


Andreas Schuh, Gemeindereferent