St. Bonifatius Wiesbaden

Soziales

Lesetipps von Literatur in der Boni

Aufsuchende Seelsorge, Theologie SpiritualitätPhilippe Jaeck

Was tun mit plötzlich so viel mehr Zeit? Bücher lesen, um die Welt von zuhause aus zu entdecken!

Pfarrer Matthias Ohlig empfiehlt passende Bücher zur speziellen Situation:

Morgen Besuch ich mich, hoffentlich bin ich zu Hause (Karl Valentin)

vielleicht finde ich mich dann in einer anderen, einer literarischen Welt.

Erste Ration Buchtipps

Es sind Bücher, die sich mit der Gottesfrage beschäftigen:

Joseph Roth, Hiob

Roth wurde in Galizien, damals Teil der K.u.K. Monarchie, geboren. Der starb im Exil in Paris. Der Schriftsteller und Journalist war ein Zerissener zwichen Judentum und Katholizismus, Sozialismus und Trauer über die vergangene K.u.K. Welt. Im " Hiob" verpflanzt er den biblischen Stoff in den Anfang des 20. Jhd. Sein Hiob ist der arme jüdische Lehrer Mendel Singer mit seiner Familie im alten Russland, später in den USA. Roth gelingt es den biblischen Hiob nicht nur zeitlich näher zu bringen.

Franz Werfel: Der veruntreute Himmel

Franz Werfel ist auch ein Wanderer zwischen den Welten: Judentum und Katholizismus.
Sein politischste Werk, Die 40Tage von Musa Dagh beschreibt den Völkermord an den Armeniern. Der Veruntreute Himmel beschreibt den Glauben der Magd Teta, die meint über die Unterstützung ihres Neffen auf dem Weg zum Priestertum, der dann für sie beten kann, den Himmel zu verdienen. Als sie merkt, dass der sie betrogen hat, verliert sie ihren Glauben, was sich erst bei einer Wallfahrt nach Rom langsam wieder ändert. Das Ganze spielt vor dem Hintergrund der aufkommenden Nazizeit.

Albert Camus: Die Pest

Camus ist neben Jean Paul Sartre ein Gesicht des französischen Existentialismus nach dem 2. Weltkrieg. Er beschreibt wie sich Gesellschaft und die Gottesfrage verändert durch den Ausbruch der Pest in Oran, im damals noch französischen Algerien.

Und nun ein Tipp um auf andere Gedanken zu kommen

Kurzgeschichten des Schweizers Franz Hohler!

Hohler kann in seinen oft skurrilen, immer humorvollen Geschichten immer wieder eine neue Sicht der Dinge eröffnen.

Zweite Ration

José Saramago, Die Stadt der Blinden

Es fängt ganz leise an, plötzlich erblindet erst Einer dann nach und immer mehr Menschen. Auch ein Augenarzt wird blind, seine Frau nicht. Um die Blindheitsepidemie einzudämmen werden die Betroffenen in einer alten Irrenanstalt in Quarantäne eingeschlossen. Die sehende Frau stellt sich blind, begleitet ihren Mann und muss zusehen, wie die Lage der Eingeschlossen immer mehr ins Chaos führt…

Elsa Morante: la Storia

Der bewusst nicht übersetzte italienische Titel macht in seiner doppelten Bedeutung: die Geschichte und die Erzählung, schon deutlich, was die Autorin vorhat. Sie stellt das Leben der alleinerziehenden Mutter Ida, eine Halbjüdin, mit ihren beiden Söhnen, Nino und Giuseppe, gen. Useppe in die Geschichte der faschistischen Diktatur in Rom.

Robert Seethaler: Der Trafikant

Eine besondere coming of age Geschichte. Der 17 jährige Franz Huchel verlässt sein Dorf um in Wien eine Ausbildung in einer Trafik, ein typisch österreichischer Tabak- und Zeitungsladen zu machen. Er erfährt die erste große (unglückliche) Liebe, begegnet Sigmund Freud und muss sich mit der, sich immer mehr zuspitzenden Lage im nationalsozialistischen Wien auseinander setzen. Er geht seinen Weg.

Und wieder ein Tipp für andere Gedanken:

Das tödliche Telefon von Henry Slesar ist eine Sammlung von Kriminalgeschichten ganz eigener Art. Sie sind stets ungewöhnlich. Die „erschröcklichen“ Ereignisse beschreibt Slesar mit Witz, es kommt immer wieder zu ungewöhnlichen Wendungen und er führt sie zu unerwarteten Pointen.

Dritte Ration

Patricia Highsmith: Zwei Fremde im Zug oder Der talentierte Mr. Ripley

Die Meisterin des „suspence“, der hintergründige Spannung, zeigt in beiden Büchern die Ambivalenz der Identität und die daraus resultierenden Abgründe.

Karl Heinz Ott: Endlich Stille

Eine scheinbar zufällige Begegnung. Doch die Folgen sind gravierend. Der Fremde nistet sich beim Erzähler richtig ein, wird zum unangenehmen Schatten, bestimmt dessen Leben. Bis es endlich zu einer dramatischen Befreiung kommt. Es bleibt die Frage, sind es wirklich zwei Personen oder sind doch zwei Seiten einer Persönlichkeit als Dr. Jekill und Mr. Hyde…

Amélie Nothomb: Die Maske des Bösen

In der Wartehalle eines Flughafens sitzt Jerome und wartet auf seinen verspäteten Flug. „Ich heiße Texel, Textor Texel. Ich bin Holländer …“ so drängt sich der Fremde ihm auf, nimmt ihn in Beschlag, erzählt ihm seine Lebensgeschichte, ob er will oder nicht. Aus dem harmlosen Gespräch wird immer mehr ein Albtraum und zuetzt bleibt die Frage, wer ist wer?

Der besondere Tipp um auf andere Gedanken zu kommen

Das Leitwort dieser Reihe stammt von …  Es lohnt sich sehr, sich diesem außergewöhnlichen Humoristen zuzuwenden. Natürlich ist das Sehen und Hören seiner Szenen, zumeist mit der kongenialen Liesl Karlstadt, erquicklicher. Doch auch Karl Valentin – Das große Lesebuch ermöglicht die Begegnung mit ihm.

Viel Spaß beim Lesen
wünscht Ihnen
Pfarrer Matthias Ohlig