St. Bonifatius Wiesbaden

Bonifatiuskirche

Bombennacht am 2. Februar 1945 in Wiesbaden

Aus dem Leben der Pfarrei, GemeindebriefPhilippe Jaeck

Aus der Festschrift „100 Jahre Sankt Bonifatius Wiesbaden“ von 1949

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„Am 2. Februar 1945 erfolgte der große Luftangriff auf Wiesbaden, der verschiedenen Wiesbadener Kirchen schwerste Schäden brachte. In unmittelbarer Nähe der Kirche [St. Bonifatius, Red.] fielen mehrere Bomben, die große Verwüstungen anrichteten, nicht nur in der Umgebung, sondern am Gotteshause selbst. Auf der Westseite wurde einer der Strebepfeiler schwer angeschlagen. Das südliche der beiden Fenster des Querschiffes an der Westseite wurde samt dem Steinwerk herausgerissen. Der darunterstehende Beichtstuhl wurde völlig zerschlagen, das an der Querwand hängende Bild, ein Niederländer, die Geburt Christi darstellend, ein Geschenk des Herzogs Adolf von Nassau, wurde zerfetzt. Sämtliche Fenster gingen in Trümmer, ebenso wurden sämtliche Türen aus den Bändern gerissen und zersplittert. Das Dach der Kirche wurde weitgehend zerstört, das Gewölbe des Mittelschiffs durch den Luftdruck emporgehoben und so sehr gelockert, daß es herabstürzte und die Bänke zerschlug. Die Gewölbe der Seitenschiffe wurden nur gelockert, hielten aber zusammen.

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Die Gewölbe im Chor und Querschiff blieben ziemlich unversehrt. Hochaltar und Muttergottesaltar erlitten keinen Schaden, über dem Bonifatiusaltar dagegen stürzte die steinerne Bekrönung herab. Die Orgel wurde beschädigt, das Gewölbe der Vorhalle stürzte ein. An der Fassade lockerten sich große Steinplatten, einer der starken senkrechten Stäbe an der Galerie wurde herausgerissen und abgeworfen. Der First des Mitteleingangs erhielt einen Sprung, der sich durch das ganze Maßwerk darüber fortsetzt. Einige Fialen wurden herabgeworfen und verstümmelt. Sowohl die Fassade wie die Westseite erhielten eine Menge von Löchern, große Flächen des Verputzes fielen ab. Auch die Sakristei wurde in Mitleidenschaft gezogen. Die Beschädigungen waren so stark, daß die Baupolizei die Kirche sperren mußte. Wieder mußte der Gottesdienst in der Notkirche im Saale des Hospitals abgehalten werden.

So stand unsere Pfarrkirche mit ihrer fast hundertjährigen Vergangenheit am Ende dieses Krieges da, ein schwerverwundeter Körper.“

Schon im Oktober 1944 war durch einen Angriff eine Anzahl der Fenster zerstört worden. Bis Weihnachten wurden Gottesdienste daher bereits im Saal des Hospitals zum Hl. Geist gefeiert.

Fotos: Willi Rudolph