Bericht vom Think-Tank „Lebendige Kirche – mach mit“ am 14.Juni 2025
Die Luft im großen Saal des Piushauses ist warm, scheint fast zu vibrieren vom Stimmengewirr. An zehn Tischen wird diskutiert, gelacht und nachgedacht. Schlagworte wie „Glaubensvermittlung“, „Laien“ und „Instagram“ fallen. Filzstifte sausen über riesige Papierbögen, Kaffeetassen klappern auf Untertassen. Dann, plötzlich, wird eine Klangschale angeschlagen. „So schnell schon?“, kommentiert ein Mann das Zeichen zum Tischwechsel. Ja, tatsächlich, die Viertelstunde ist schon um. Die Gemeindemitglieder stehen auf, wechseln an einen anderen Thementisch. Das „Brainstorming-Karussell“ hat sich weitergedreht.
Etwa 60 Mitglieder aus der Gemeinde St. Bonifatius sind am Samstag nach Pfingsten der Einladung des Pfarrgemeinderats ins Piushaus am Kirchort Dreifaltigkeit gefolgt, um unter dem Motto „Lebendige Kirche – mach mit“ über die Weiterentwicklung des Gemeindelebens nachzudenken, Ideen einzubringen und konkrete Projekte zu entwickeln. Das „Brainstorming-Karussell“ war der zweite von insgesamt drei Arbeitsschritten bei der ganztägigen Veranstaltung. Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedener Kirchorte wechselten dabei im 15-Minuten-Takt von einem Thementisch zum nächsten, tauschten sich aus und brachten jeweils ihre Ideen zu Papier.
Jeder Tisch war mit einer Moderatorin oder einem Moderator besetzt und je einem von insgesamt zehn Themen gewidmet, die der Pfarrgemeinderat aus den „Herzensanliegen“ der Ortsausschüsse der Kirchorte gebildet hatte. Das thematische Spektrum reichte von Caritas, Familien- und Jugendpastoral über Ehrenamt, Kirchenmusik und Kommunikation bis hin zu Ökumene, „Kirche vor Ort“ und „Traditionelles und Neues“. Lebhaft diskutierten die Gemeindemitglieder, was ihnen jeweils am Herzen liegt. Einmal mehr wurde deutlich, dass die Spanne dessen, was katholischer Glaube für die Einzelne oder den Einzelnen bedeutet, groß ist – und welche Herausforderungen für eine vielfältige Stadtpfarrei daraus erwachsen.
Dem umfassenden Brainstorming war eine Orientierungsphase vorausgegangen, in der sich die Gemeindemitglieder in einer Ausstellung über die verschiedenen Themen informieren konnten. Exposés mit Bibelworten und Impulsen spannten den Horizont des jeweiligen Themas auf und erleichterten den Einstieg in die inhaltliche Arbeit, die in einer Atmosphäre zugewandten Miteinanders geleistet wurde. Die beim Brainstorming gesammelten Ideen wurden nachmittags zu konkreten Projekten weiterentwickelt, die nun umgesetzt werden. Die Projekte werden bald in einer Übersicht zusammengeführt und veröffentlicht, so dass sich auch Menschen beteiligen können, die nicht zur Veranstaltung im Piushaus kommen konnten. Die Ideen und Anliegen, die nicht in konkrete Projekte umgesetzt werden konnten, sollen ebenfalls gesichtet und für das Denken und Leben der Gemeinde möglichst fruchtbar gemacht werden.
Im Sinne des benediktinischen Mottos „Ora et labora“ wurde bei der irgendwo zwischen „Pastoralwerkstatt“ und „Denkfabrik“ angesiedelten Veranstaltung indes nicht nur gearbeitet, sondern auch gebetet: Der Tag begann mit einem geistlichen Impuls des Pfarrers Klaus Nebel, der Jesus Christus als Orientierung und Ziel in Erinnerung rief und für den Tag die Leitung des Heiligen Geistes erbat. Zum Abschluss feierte die ganze Gruppe eine Heilige Messe in der angenehm kühlen Liebfrauenkapelle der Dreifaltigkeitskirche. Dabei ermunterte Pfarrer Nebel dazu, mit Christus zur freudigen Überraschung für die Welt zu werden.
Außer den Frauen und Männern des Steuerungskreises, die den Werkstatttag akribisch und umsichtig vorbereitet hatten, ist auch dem fleißigen Küchenteam zu danken, das die Gemeindemitglieder ohne Unterlass mit Süßigkeiten, Knabbereien, Kaffee und Kaltgetränken versorgte und am Mittag zur Stärkung leckere Suppe auf den Tisch zauberte. Dank gebührt auch den zehn Themenmoderatorinnen und -moderatoren und besonders Christian Scheh, der als Moderator gekonnt und locker durch den Tag führte und dabei allzeit den Überblick behielt
Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer lobten am Ende das fröhliche, konstruktive und harmonische Miteinander zwischen Gemeindemitgliedern aller Altersgruppen und Kirchorte. Der am Morgen geäußerte Wunsch, es möge ein schöner Tag werden, ging wohl für alle in Erfüllung. Die Lebendigkeit der Kirche und die Bereitschaft zum Mitmachen war jedenfalls deutlich spürbar. Man darf gespannt sein, wohin die neuen Impulse die Gemeinde St. Bonifatius noch führen.
Die Redaktion