St. Bonifatius Wiesbaden

Pfarrei St. Bonifatius – Lebendige Kirche für morgen

Aus dem Leben der PfarreiPhilippe Jaeck

Jede Zeit hat ihre Herausforderungen. Das gilt auch für die Kirche vor Ort und für unsere Pfarrei St. Bonifatius mitten in Wiesbaden. Unsere Welt von heute, die im Großen wie im Kleinen so im Umbruch ist, verlangt auch einen neuen Aufbruch in der Kirche. Viele Menschen suchen Halt und Orientierung für ihr Leben. Von daher ist es für uns als Christen wichtig, dass wir uns unseres Auftrags vom Evangelium her vergewissern, um tragfähige Antworten für die Menschen zu finden, die uns in der Seelsorge vor Ort anvertraut sind.

Zu unseren Herausforderungen zählen auf der einen Seite die geringer werdenden Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen. Das bedeutet manchen schmerzlichen Einschnitt und verlangt gründliche Überlegungen, wie wir klug damit umgehen; weiter zählt dazu, dass viele Menschen heute verunsichert sind und dass in einer Zeit zunehmender Individualisierung die Bindung an die Glaubensgemeinschaft in der Kirche sinkt.

Auf der anderen Seite begegnet uns aber auch, dass wieder mehr und vor allem junge Menschen die Gemeinschaft im Glauben der Kirche suchen. Mit Dankbarkeit sehe ich immer mehr Christen, die mit neuer Entschiedenheit ihren christlichen Glauben leben wollen.

Wir sind also als Kirche heute in eine Zeit des Übergangs gestellt: Manches Vertraute in der konkreten Gestalt unserer Pastoral wird verschwinden und gleichzeitig wächst schon das Neue, auf das wir unser Augenmerk richten müssen. Was ist das Bleibende im Übergang und was ist dabei wichtig?

Das erste ist, dass Jesus Christus wirklich die Mitte unseres kirchlichen Tuns ist. Die Lebendigkeit und Fruchtbarkeit unserer Pastoral hat wesentlich damit zu tun, in wie weit dies wirklich gelebte und erfahrene Realität in unserer Pfarrei ist. Nicht selten leidet unsere Pastoral ja unter einer Kluft von Glaubensinhalt und gemeindlicher Realität, dass es also auf der einen Seite spirituelle oder bekenntnishafte Inhalte gibt, die aber mit dem „Betrieb“ Pfarrei mit ihren Gremien und ihrer Verwaltung nicht immer viel zu tun haben.

Jesus Christus als die Mitte unseres Glaubens muss auch immer die Mitte unseres Gemeindelebens bleiben. Davon hängt alles ab. Jesus selbst weist die Jünger im Abendmahlssaal darauf ganz deutlich hin: „Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt… Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“

Damit ist etwas Wesentliches unseres Glaubens gesagt. Im christlichen Glauben geht es nicht zuerst um eine Lehre, also ein Dogma, sondern um eine Person, nämlich den menschgewordenen Gott. Christlicher Glaube gründet nicht in einem Programm, sondern in der Person Jesu und damit in der Begegnung mit dem lebendigen Gott. Diese Begegnung zwischen Gott und Mensch ist die bleibende Quelle unseres Glaubens und daher auch die bleibende Quelle unserer Pastoral.

  1. Soll das kirchliche Leben lebendig werden, beginnt alles mit der Begegnung mit Christus. Er ist die Mitte. In ihm ist Gott zu uns gekommen; in ihm ist Gott bei uns. Mit seiner Gegenwart beginnt das Reich Gottes. Dies muss konkrete und sichtbare Realität in unseren Gemeinden sein und dies nicht als ritualisierte Gewohnheit, die stumpf geworden ist, sondern als lebendiges Bekenntnis.

  2. Der Auftrag der Kirche ist ein gemeinsamer Weg aller Getauften. Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für die Weitergabe des Glaubens. Darum geht es um einen gemeinsamen Weg, der sich immer und zuerst als Weg der Nachfolge Jesu verstehen muss.

  3. Das Reich Gottes ist auf Wachstum angelegt. Es gilt, wachsam dafür zu sein, wo etwas im Glauben wirklich wächst. Dabei ist wichtig, dass äußeres Wachstum ein inneres Wachstum voraussetzt. Das verlangt bei uns die persönliche Bereitschaft zur Veränderung und Verwandlung, zur Umkehr aus der Begegnung mit Christus. Da es im Glauben um eine Beziehung zu Jesus Christus geht, muss Raum sein für das „Mehr“ des Glaubens. In einer Beziehung gibt es nur ein „Mehr“ oder „Weniger“, ein Wachstum oder den Niedergang. Stagnation in der Beziehung bedeutet auch schon ihr Sterben. Daher gehört inneres Wachstum zum Glauben dazu. Dabei kann nichts aus dem Streben nach innerem Wachstum ausgeklammert werden: Es geht um ein Wachstum im Gebet, im tieferen Verständnis des Glaubens, in der persönlichen Gottesbeziehung und in der Liebe zum Nächsten.

  4. Der christliche Glaube ist keine komplizierte Sonderwelt. Die christliche Botschaft spricht den Menschen direkt an in den grundsätzlichen Fragen des Lebens. Ein neuer Mut zur Einfachheit kann uns weiterbringen. Es kommt nicht zuerst auf die beste oder ausgefeilteste pastoralpraktische oder religionspädagogische Methode an, um Menschen heute für den Glauben zu gewinnen. Ohne dem seinen Wert in irgendeiner Form absprechen zu wollen, hängt die Fruchtbarkeit unserer Pastoral weniger an unserer Kreativität oder unserem pädagogischen Geschick, sondern vielmehr an der Kraft unseres Glaubens- und Lebenszeugnisses. In diesem Sinne kann Einfachheit hier auch ein Gewinn sein. Der spirituelle Reichtum unserer Gebete und unserer Liturgie, der Bibel und des Lebenszeugnisses der Heiligen ist den Menschen auch von heute viel näher als wir oft glauben. Und die Erfahrung gelebter Nächstenliebe überzeugt aus sich heraus. Die Begegnung mit einem konkreten Menschen, der mit seinem Leben Zeuge für die Schönheit des Glaubens sein kann, ist das Entscheidende.

  5. Die Kirche hat eine Mission. Sie ist missionarisch. Christus selbst gibt der Kirche den Sendungsauftrag: „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern. Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe“ (Mt 28, 19). Die Sendung der Kirche besteht darin, die Menschen in die Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott zu führen. Evangelisierung gehört zu den Grundvollzügen der Kirche. Dafür brauchen wir heute neu ein entschiedenes und waches Bewusstsein und den Mut auch ganz klein anzufangen. Es ist ein Kennzeichen des Reiches Gottes, dass es immer im Kleinen beginnt, als unscheinbares Samenkorn und daraus wächst und groß wird.

  6. Gott ist uns in Jesus Christus begegnet. Er ist Mensch geworden und hat uns in seinem Angesicht das Geheimnis Gottes offenbart. Da der christliche Glaube seinen Grund allein in dieser Begegnung hat, kann „Begegnung“ ein entscheidendes Stichwort für unsere Pastoral sein. Die Begegnung mit Christus geht allem voraus; Evangelisierung kann nur daraus fruchtbar werden. Wo wir Menschen heute persönlich und konkret begegnen, die aus dem Glauben leben, kann dies auch zur Begegnung mit dem Glauben selbst werden. Darum gilt es, Begegnung zu suchen und zu schaffen, die zur Begegnung mit Christus führen kann.

Nachdem wir uns in den vergangenen Monaten und Jahren in den Gremien unserer Pfarrei verstärkt mit dem Umgang geringer werdender Ressourcen beschäftigen mussten, soll jetzt das Augenmerk auf die inhaltlichen und konzeptionellen Fragen für die Seelsorge in unserer Pfarrei gerichtet werden. So haben wir einen Prozess angestoßen, der uns zu einem zukunftsfähigen Pastoralkonzept führt. Unter dem Leitwort „Lebendige Kirche – mach mit!“ sind deshalb alle Gläubigen zu einem gemeinsamen Tag am 14. Juni eingeladen, an dem wir das Leben in unserer Pfarrei St. Bonifatius mit all ihren Kirchorten weiterentwickeln wollen. Unser Zusammenkommen an diesem Tag soll ein „think-tank“ sein, d.h. wir wollen Ideen sammeln für die Zukunft unserer Pastoral, um daraus Projekte zu entwickeln mit denen wir unseren Auftrag als Kirche in Wiesbaden noch besser wahrnehmen können. So können wir – wie es der hl. Paulus einmal ausgedrückt hat – Mitarbeiter eurer Freude im Glauben sein.

Klaus Nebel, Pfarrer

Anmeldung

Sie haben gute Ideen, um den Glauben an Jesus Christus zu leben und weiterzugeben und wollten diese immer schon (mit)teilen und aktiv umsetzen?

Behalten Sie das alles nicht für sich – kommen Sie zum Think-Tank am Samstag, den 14. Juni 2025 von 9:30 Uhr bis 17:00 Uhr ins Piushaus (Frauenlobstraße 5, 65187 Wiesbaden).

Pfarrgemeinderat und Ortsausschüsse haben „Herzensanliegen“ gesammelt und zu zehn Themenkomplexen zusammengefasst.

Wir laden Sie herzlich dazu ein, diese gemeinsam zu erörtern, zu ergänzen, in Projekte zu fassen und dann auch praktisch umzusetzen.

Für für unser leibliches und geistliches Wohl wird gesorgt sein.

Um den Tag planen zu können, bitten wir ausdrücklich um Anmeldung bis 11. Juni. Entweder über E-Mail an kirchengemeinde@bonifatius-wiesbaden.de, mit Angaben zu Ihrem Namen und Telefonnummer, das Formular weiter unten oder einfach im Pfarrbüro.

Wir freuen uns auf Sie und Ihre Ideen!

Dr. Claudia Scheidt, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats