Nach der Gründung der Gemeinde am 10. Juni 1957 durch Pfarrer Ludwig Nüchter hätte man deren Situation ohne weiteres mit derjenigen der ersten Christen vergleichen können. Optimismus und Aufbruchstimmung waren alltäglich – aber auch Mangel und Improvisation. Gottesdienste wurden im Flur der Schiller-Schule gefeiert. Dort musste jedes Mal der Altar auf- und abgebaut werden. An eine eigene Kirche war gar nicht zu denken. Die kam erst acht Jahre später und wurde am 26. Mai 1965 von Bischof Wilhelm Kempf geweiht.
In den Folgejahren entstand ein vielfältiges Gemeindeleben – auch vor dem Hintergrund des Zweiten Vatikanischen Konzils. Neben den regelmäßig nun in der eigenen Kirche stattfindenden Gottesdienste gelang es der Gemeinde, verschiedene Aktivitäten mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu entwickeln, so z. B. 1969 die Kooperation mit der ev. Matthäusgemeinde in der Obdachlosenhilfe („Sozialer Brennpunkt“), die Partnerschaft mit der „gleichaltrigen“ Diözese Diébougou in Burkina Faso (Sahelzone), im selben Jahr, die Etablierung der Kindertagesstätte, des Kirchenchors und u. a. der Frauengruppe FIBA in der Pfarrei. Prägende Personen in dieser Zeit waren Pfarrer Bardenhewer (1967–1974) und Pfarrer Krahl (1974–2004).
Die Kirche wurde von dem Architekten Hans Weber entworfen. Zusammen mit dem Pfarrhaus, dem Gemeindezentrum und einer Freitreppe umschließt sie einen Innenhof und ist so Teil einer homogenen Baugruppe. Der zunächst nüchtern wirkende Eindruck des Kirchenraums der Andreaskirche wird durch die bleiverglaste Fensterfront mit der Darstellung des Martyriums des Apostels Andreas aufgehoben. Nach der Überlieferung erlitt der Apostel am 30. November 60 den Märtyrertod auf einem Schrägkreuz (sogenanntes Andreaskreuz) in Patras / Griechenland. Er ist der Schutzpatron ganz Kleinasiens, Russlands und Schottlands.
Die Glasfenster sind in den Studios der Fa. Derix nach einem Entwurf von H. Jost angefertigt worden. Nach 2004 sah sich die Gemeinde mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert: Zunächst die feste Ansiedlung der Italienischen Gemeinde, gleichzeitiger Umbau von Pfarrbüro, Gemeindehaus und Versammlungsräumen sowie die Neuorganisation der Gottesdienstzeiten von drei Gemeinden, da mittlerweile auch die philippinische Gemeinde als regelmäßiger Gast mit Belegzeiten der Kirche bedacht werden musste.
Kurz darauf begann aus den bekannten Gründen der Trend zur Zusammenlegung von Kirchorten: zunächst 2007 im Verbund mit der Gemeinde Dreifaltigkeit zur Gemeinde Liebfrauen, fünf Jahre später fand sich St.Andreas im Kreis mit sieben weiteren Innenstadtgemeinden in der Großpfarrei St. Bonifatius wieder. Die Aufgabe der Eigenständigkeit war schmerzhaft, aber die Realitäten waren nicht verhandelbar. Als wären diese Einschnitte nicht genug, zog 2020 / 21 noch die Corona-(Covid-19-) Pandemie herauf. Sie rüttelte zwar nicht an den Grundfesten der Kirche, aber am Zusammenhalt der Gemeinde: Registrierung der Gottesdienstbesucher, Zutritt nur mit Schutzmaske, Liturgie ohne Gesang waren einfach zu viel. Gläubige wandten sich ab – und kamen auch nach Aufhebung aller Vorsichtsmaßnahmen nicht wieder.
Wir beobachteten jedoch auch, dass sich während und nach der Pandemie die Verteilung der Gottesdienstbesucher verschob. Der Anteil von Personen unterschiedlicher Herkunft wuchs und war nach der Corona-Zeit nicht zu übersehen.
Suchten sie eine Gemeinde?
Sie fanden eine – in St. Andreas.
„Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“. (Mt 18-20)
Redaktionsteam St. Andreas