Das Spektrum von ehrenamtlicher Arbeit verändert sich
Ehrenämter haben in Deutschland, auch außerhalb der Kirchen, eine lange Tradition. Die Organisation „Ehrenamt – Deutschland“ fasst es so zusammen:
„Eine gesetzliche Definition von Ehrenamt gibt es nicht. Grob kann man sagen, dass ein Ehrenamt eine Tätigkeit ist, die freiwillig, gemeinwohlorientiert und unentgeltlich erfolgt“.
Die Beschreibung „gemeinwohlorientiert“ dürfte uneingeschränkt Akzeptanz finden. Das Wort „freiwillig“ wird teils Zustimmung finden als auch Stein des Anstoßes sein. Ehrenamtlich Tätige haben auch schon die Erfahrung gemacht, dass man bei Elternabenden, in Gremien und Vereinen schnell zu einem „Posten“ kommen kann, der weit umfangreicher und schwieriger ist als gedacht. „Duo Camillo“, zwei Pfarrer, die auch als Kabarettisten auftreten, haben es augenzwinkernd und selbstkritisch auf den Punkt gebracht:
„Und dann fragte mich der Pfarrer freundlich, seine Stimme weich wie Samt, Na, wie wäre es mit einem Ehrenamt? und ich war wohl nicht ganz da, ich sagte ähm, ja. Der Refrain lautet : „Reichst du ihnen den kleinen Finger, nehmen sie die ganze Hand und sie reden von Erfüllung und von Segen für das Land …„
In der Tat – zumindest war es lange nicht üblich, den Umfang einer ehrenamtlichen Aufgabe abzugrenzen. Die Vorstellung des immerwährenden und grenzenlosen Ehrenamtes hat sich in vielen Bereichen verändert. Heute finden sich Menschen aller Altersgruppen eher bereit zu einem zeitlich begrenzten Projekt, z.B. einem Krippenspiel, einer Sommerfreizeit, der Sternsinger- Aktion. In dieser Ausgabe des Gemeindebriefes finden Sie Anregungen für zeitlich begrenzte Projekte.
Auch regelmäßiges Engagement kann zeitlich so begrenzt werden, dass es nicht erdrückt, sondern zur eigenen Freude beiträgt. In einem Gespräch mit dem jeweiligen Hauptamtlichen Mitarbeiter sollte geklärt werden, wie umfangreich das Ehrenamt ist und ob die gegenseitigen Erwartungen annähernd übereinstimmen.
Die Möglichkeiten für ein Ehrenamt in der Pfarrgemeinde sind vielfältig. Neben den „klassischen“ Feldern wie Caritas, Liturgie, Katechese, Mitarbeit in Gremien entwickeln sich innovative Arbeitskreise, die den Blick weiten, ob es sich um neue Vernetzungen im Stadtteil handelt, veränderte Formate der Erwachsenenbildung oder ….
Weil das Spektrum der ehrenamtlichen Arbeit immer vielfältiger und komplexer wird, ist eine kontinuierliche Begleitung durch eine Seelsorgerin, einen Seelsorger sinnvoll und notwendig. In vielen Bereichen werden Fortbildungen angeboten – von der einmaligen Abendveranstaltung bis zum mehrteiligen Seminar. Dort ist Raum für Austausch und gegenseitige Stärkung, hier kann man die eigene menschliche und fachliche Kompetenz entdecken und erweitern. Haupt- und Ehrenamtliche sind eingebunden in eine größere Gemeinschaft. In diesem Zusammenhang verpflichten sich alle, die im Namen der Pfarrgemeinde St. Bonifatius mit Kindern, Jugendlichen und hochbetagten Menschen in Kontakt sind, diese vor (sexuellem) Missbrauch zu schützen. Wir schaffen damit eine Vertrauensbasis, die Grundlage ist für das Miteinander.
Mit einem Satz möchte ich auf das Stichwort „unentgeltlich“ aus der o.g. Definition eingehen. Auch für ein Engagement innerhalb der Pfarrgemeinde bzw. Kirche gilt die Regelung, dass Sie Anspruch haben auf die „Ehrenamtskarte“ der Stadt Wiesbaden, wenn Sie sich in einem bestimmten Umfang ehrenamtlich betätigen.
Ich schließe mit der Aussage: „Ohne DICH wäre ein Stück Welt leer von CHRISTUS“. Nutzen wir die Zeit und die Möglichkeiten, die wir haben, um unser Umfeld etwas heller und menschenfreundlicher zu machen. Zeigen wir, dass wir als Menschen und als Christen zusammen stehen in dieser dunklen (Jahres-)Zeit. Bleiben Sie behütet und zuversichtlich, bei allem, was Sie tun!
Marion Lindemann, Gemeindereferentin