Weltmissionstag: Der Blick in die Welt und zurück auf uns
„Lasst uns nicht müde werden, das Gute zu tun“ (Gal 6,9), schreibt Paulus, der Völkerapostel, an die Gemeinden in Galatien. Diese Ermutigung durch Paulus ist auch das Leitwort zum Weltmissionssonntag am 24. Oktober 2021. Lasst uns Gutes tun: Dieses Wort ist damals wie heute eine Orientierung für unsere Lebensgestaltung und die Aufforderung zu einem Leben in Geschwisterlichkeit.
Begegnung mit Menschen – Glaubensbeziehung zu Jesu
Dies ist keine kurzfristige Durchhalteparole, sondern eine Lebenseinstellung, die der Nachfolge Jesu Christi entspricht. Sie verlangt uns sicher einiges ab, kann aber auch helfen, miteinander das Leben so zu gestalten, dass es für alle Menschen zu einem Leben in Fülle werden kann. Viele kleine Schritte im Alltag, in den Begegnungen mit den Menschen, in der Vertiefung im Gebet und in der Feier der Sakramente können zur Initialzündung werden, um mitzuwirken am Aufbau des Reiches Gottes. Um das Gute, das getan werden muss, auch tatsächlich auszumachen, gilt es in einer engen Glaubensbeziehung zu Jesus Christus zu stehen, die sich dann in der Gemeinschaft der Glaubenden entfaltet. Dazu gehört, Ausschau zu halten und neugierig darauf zu sein, wie Jesus gelebt hat, wo er seine Schwerpunkte gesetzt hat, wie er auf die Menschen zu- und mit ihnen umgegangen ist. Mittelpunkt und Maßstab, die er uns für unser Leben und Handeln vermittelt, sind sicherlich das Prinzip des Doppelgebotes „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und deiner ganzen Seele, mit deiner ganzen Kraft und deinem ganzen Denken, und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lk 10,27). In der Selbstannahme und der Gottesliebe ereignet sich für uns der Akt der Schöpfung des Menschen durch den liebenden Vater immer wieder aufs Neue.
Fähigkeiten erkennen und miteinander teilen
Das bedeutet auch, dass wir uns der von Gott geschenkten Würde, der Ausstattung mit Talenten und Fähigkeiten, immer wieder bewusst werden müssen. Diese mit anderen zu teilen, unsere Talente für sie einzusetzen und nicht egozentrisch nur für uns selbst in Beschlag zu nehmen, führt uns zum Nächsten, zum Leben in Gemeinschaft. In der Gemeinschaft wird sich dann die christliche Haltung bewähren: Es gilt die Menschenwürde, die uns von Gott geschenkt ist, allen zu gewähren und zur jeweiligen Entfaltung beizutragen oder, wo das vernachlässigt wird, diese einzufordern. Sie kann keinem Menschen verweigert werden, ganz egal, welcher Ethnie, Religion, welchem Geschlecht wir angehören oder welche Hautfarbe wir haben. Jesu selbst zeigt uns in und durch sein Leben, dass Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Bereitschaft zu Versöhnung und Vergebung, sowie die Solidarität ganz konkrete Haltungen sind, um das eigene Leben zum Wohl aller im Sinne Gottes zu gestalten. Der Blick richtet sich dabei auf die gesamte Menschheitsfamilie. Jede und jeder von uns ist hierzu wichtig, und wie es Papst Franziskus einmal ausgedrückt hat: „Es gibt niemanden, der nicht etwas dazu beizutragen hätte.“ Das hebt Jesus insbesondere in seinen Begegnungen mit den Leidenden, den Armen, den Verfolgten und den Sündern hervor und eröffnet ihnen so neue Lebensperspektiven.
Der Weltmissionssonntag stärkt unsere Handlungsperspektiven
Geprägt durch eine solche religiöse Lebenseinstellung sind wir natürlich immer auch gefordert, dies in Gemeinsamkeit bzw. im dialogischen Geschehen mit Menschen anderer Religionen umzusetzen. Dazu ermutigt uns die Enzyklika „Fratelli tutti“ von Papst Franziskus. Am Weltmissionssonntag nimmt missio den interreligiösen Dialog auf dem afrikanischen Kontinent in den Blick. In vielen afrikanischen Ländern, insbesondere in den Beispielländern Senegal und Nigeria, leben die Christen in der Minderheit, bringen sich aber gut in die Gesellschaft ein und gestalten gemeinsam mit der Mehrheit der Muslime den Alltag.
Der Dialog zwischen den Religionen ermutigt beide Seiten, das Gute für alle Menschen zu suchen und zu tun. Dabei erfahren Christen wie Muslime, dass sie gemeinsam mehr erreichen können. Im Dialog entdecken sie ihren Glauben neu. Und aus dem Dialog erwächst der Frieden zwischen den Religionen. Dieses Beispiel aus der Weltkirche ist ein hoffnungsvolles Zeichen, dass das Miteinander gelingen kann und dass es sich lohnt, nicht müde zu werden, das Gute zu tun.
So kann der Blick am Weltmissionssonntag zu unseren Schwestern und Brüdern nach Afrika für unsere Lebenspraxis eine Handlungsperspektive sein. Es ist ein Blick durch Jesus Christus in die Welt und zurück auf uns.
Missio/ Heiko Litz, Gemeindereferent
“Gebet für eine weltweite solidarische Menschheitsfamilie
O Herr, halt uns geborgen in deinen Händen.
Mit Zärtlichkeit umschlossen von allen Seiten.
In deinem Schutz erwachen Vertrauen und Kraft.
Und wir werden nicht müde, das Gute zu tun.
O Herr, form unsere Hände zu einem Gebet.
Mit Gesten loben wir dich über Grenzen hinweg.
Gemeinsam strecken wir uns aus nach dir.
Und wir werden nicht müde, das Gute zu tun.
O Herr, beweg unsere Hände entschlossen im Tun.
Mit unseren Händen baust du dein Haus.
Gemeinsam bewohnen wir diese Welt.
Und wir werden nicht müde, das Gute zu tun. ”