St. Bonifatius Wiesbaden

Kirchen beziehen Stellung zur Pfitznerstraße

Aus dem Leben der PfarreiPhilippe Jaeck

Nach dem Komponisten Hans Pfitzner ist eine Straße in Wiesbaden benannt. Pfitzner war Antisemit, deswegen hat die Stadtverordnetenversammlung einer Umbenennung der Straße zugestimmt, was nicht unumstritten war. Evangelische und Katholische Kirche haben öffentlich für eine Umbenennung plädiert. Im Wortlaut heißt es:

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In dieser Stadt möchte ich gerne leben

Seit einigen Wochen beschäftigt sich Wiesbaden wieder einmal mit der eigenen Vergangenheit – und damit zugleich der eigenen Gegenwart. So zumindest will es uns scheinen. Denn der Streit um die Umbenennung der Pfitznerstraße in Nordost dreht sich ja weniger um die Frage, ob die Äußerungen und Einstellungen des Komponisten heute akzeptabel wären – wären sie nicht, sind sich eigentlich alle einig -, sondern darum, wie mit der damaligen Fehlentscheidung bei der Namensgebung heute umzugehen ist.

Und damit beschäftigt sich dieser Streit eben auch zugleich mit der Gegenwart:
in welcher Stadt möchte ich eigentlich gerne wohnen?

Wenn die Abgrenzung von rassistischen und antisemitischen Äußerungen und Positionen in unserer Stadt etwas wert sein soll, und das sollte sie, dann sollte eine Stadtgesellschaft im zweiten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts den Mut haben, eine Fehlentscheidung von damals zu revidieren.
Ja, es spricht eben nichts dafür, einem Antisemiten und Rassisten auch weiterhin die Ehre dadurch zu erweisen, dass eine Straße dieser Stadt seinen Namen trägt. Und deshalb helfen erläuternde/relativierende zusätzliche Schilder nicht.

Eine Stadt, in der wir gerne leben möchten, würde zugleich die Mühe und Unannehmlichkeiten sowie die anfallenden Kosten der Namensänderung für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger weitestgehend minimieren. Warum sollte nicht auch dies gehen? Die entsprechenden Beschlüsse müsste eine Stadtverordnetenversammlung eben fassen.

Pfarrer Klaus Nebel, kath. Stadtdekan und
Pfarrer Dr. Martin Mencke, ev. Dekan