St. Bonifatius Wiesbaden

Aus dem Leben der Pfarrei

Paulo Caldeira Pereira wird zum Diakon geweiht

Aus dem Leben der Pfarrei, Gemeindebrief, Gesichter der PfarreiPhilippe Jaeck

Ich wurde in Portalegre, einer Stadt in der Region Alentejo im Zentrum Portugals geboren – dem Land der guten Weine und der berühmten Dichter und Musiker. Dort besuchte ich die Grund- und Mittelschule. Im Alter von 17 Jahren machte ich eine starke, lebensverändernde Glaubenserfahrung. Ich entschied mich daher für ein Theologiestudium und schrieb mich an der Universität in Lissabon ein. In Portugal gibt es nur wenige Laien, die Theologie studieren. Meine Eltern verstanden meinen Idealismus und gaben mir immer ihre volle Unterstützung. Als ich in Lissabon studierte, lebte ich als Laienstudent in einem dominikanischen Kloster – eine Erfahrung, die meine Spiritualität und meine Denk- und Lebenseinstellung entscheidend prägte.

In Portugal war ich dann drei Jahre lang Religionslehrer an einem Gymnasium. 1991 wurde ich eingeladen nach Deutschland zu kommen, um dort zu studieren und zu arbeiten. Ich habe den Kurs für Pastoralreferenten in der Diözese Mainz besucht und bin seither Pastoralreferent. Zuerst arbeitete ich in den portugiesischsprachigen Gemeinden Groß-Umstadt und Darmstadt im Bistum Mainz, seit 1999 in den Gemeinden Wiesbaden und Frankfurt im Bistum Limburg.

Ich lebe nun seit mehr als 27 Jahren in Deutschland und fühle mich hier wohl und zu Hause. Die ersten Jahre sind aufgrund der Unterschiede in Sprache, Kultur und Mentalität schwierig gewesen. Aber heute bin ich froh, in Deutschland zu leben. Die Diözese Limburg ist für mich zu meiner spirituellen Heimat in der Vielfalt ihrer Gemeinschaften, Menschen, Sprachen und Kulturen geworden. Am 6. April werde ich im Limburger Dom zum Diakon geweiht. Es ist ein wichtiger neuer Schritt in meinem Leben, den ich zusammen mit vielen Weggefährten meines Lebens und meines Glaubens gehe.

Mein Weg vom Pastoralreferent zum Diakon ist überhaupt nicht seltsam und widersprüchlich, sondern komplementär. Es ist vor allem das Ergebnis eines langen Reifungs- , Glaubens- und Lebensweges und eine Antwort auf eine Berufung, die ich mit Authentizität, Wahrheit und Verfügbarkeit zu erkennen, zu vertiefen und zu begrüßen suchteI.

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Drei Bilder können die Bedeutung eines Diakons beschreiben und haben mich in meiner Vorbereitung inspiriert. Das erste beschreibt den Diakon als Anstifter zur Solidarität. Dies ist jemand, der den Sehnsüchten, Sorgen, Hoffnungen und Freuden der Menschen nahe steht und sich in der Art von Jesus von Nazareth mit ihnen solidarisiert. Der Ständige Diakonat ist daher ein konkreter Weg, um einen grundlegenden Aspekt der Kirche, die Diakonie, sichtbar zu machen. Diakone sind Diener, die von der Kirche beauftragt sind und in ihrem Namen handeln, die Diakonie ist aber Aufgabe und Auftrag der gesamten Kirche.

Das zweite Bild zeigt den ständigen Diakon als Brückenbauer.

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Jemand, der versucht, das Transzendente und das Menschliche, das Heilige und das Göttliche, die soziale, politische, kulturelle Arbeitswelt mit der Welt des Glaubens und der kirchlichen Welt zu verbinden. Ein Diakon ist jemand, der dazu beiträgt, kulturelle und sprachliche Vorurteile und Barrieren zu überwinden. Durch Initiativen und auf seine Art, Brücken der Gemeinschaft und Brüderlichkeit zwischen verschiedenen Menschen zu bauen. Jesus Christus hat als erster diese Barrieren überwunden und verschiedene Menschen und Minderheiten getroffen.

Schließlich das dritte Bild des Ständigen Diakons, das mich inspiriert.

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Es ist das Bild der Stimme der Armen und Ausgeschlossenen. Vor ein paar Monaten kommentierte ein Freund die Vorbereitung auf meine Diakonenweihe mit folgenden Worten: „Also versucht Paulo, in seine Karriere einzusteigen.“ Ich habe darüber nachgedacht. Für mich und für viele kann der Diakonat, wie auch andere Wege, der Kirche zu dienen, nur als eine Möglichkeit gesehen werden, Karriere zu machen. Nämlich in dem Sinn, wie Jesus von Nazareth es verstanden hat. Ich kenne viele Menschen und Familien in meiner Gemeinde, die aufgrund von Sozial- und Integrationsschwierigkeiten, durch fehlende Arbeit und zu Hause oder mangels Ausbildung keine Stimme haben und in unserer Gesellschaft und Kirche am Rande stehen. Für sie möchte ich als Diakon eine Stimme und Unterstützung sein. Damit sie diese Schwierigkeiten eines Tages überwinden werden und aktiv am Aufbau unserer Gesellschaft und Kirche teilnehmen können.

Paulo Caldeira Pereira